1291 - Bitte recht teuflisch!
auch dorthin bewegte, wo der Wagen der Fotografen stehen musste und in dessen Nähe sich einige Bäume in den Himmel reckten.
»Es kann sein, dass dort jemand hergelaufen ist«, erklärte sie schließlich. »Aber sicher bin ich mir nicht.«
»Ein Mann, eine Frau…«
»Nein, ich habe nichts erkannt. Es kann auch sein, dass ich mir alles nur eingebildet habe. Bitte, Mr. Tanner, wir sollten auf einiges gefasst sein.«
»Das bin ich sowieso.«
Sie gingen weiter. Diesmal waren sie noch vorsichtiger. Besonders Glenda zitterte, als sie sich bewegte. Sie hatte das Gefühl, aus dem Dunkel heraus beobachtet zu werden.
»Da ist der Wagen!«, flüsterte Tanner und deutete nach vorn. »Es brennt sogar Licht.«
Er wollte schneller gehen, doch Glenda hielt ihn zurück. »Nein, wir müssen aufpassen. Der steht da, und ich kann mir vorstellen, dass man uns eine Falle aufgebaut hat.«
»Aber ich habe nichts gesehen und…«
»Bitte!«
Tanner ließ sich nicht beirren. Er war ein Mensch, der immer den direkten Weg ging. Daran hielt er auch jetzt fest, als er auf den Wagen zuging. Er hatte sich seinen Mantel nicht übergezogen. Der Wind spielte mit den Schößen seines Jacketts. Er trieb sie zur Seite hin weg, weil er sich dagegen stemmte, und er würde das Ziel in wenigen Augenblicken erreicht haben.
Da passierte es.
Glenda sah es zuerst. Auf dem Dach des Fahrzeugs richtete sich eine Gestalt auf, die für einen Moment geduckt verharrte und so wirkte, als wollte sie springen.
Das tat sie auch. Sie stieß sich ab, hing in der Luft, und da flatterte ihre hellblonde Mähne.
Alles andere an ihr war dunkel, und jetzt hatte Glenda den Eindruck, in einen Albtraum zu geraten, denn diese Person hatte sie trotz der Dunkelheit erkannt.
Es war Justine Cavallo!
***
Jetzt wusste ich Bescheid, drehte mich vom Computer weg und ging wieder zu dem Gefangenen zurück, der seinen Kopf angehoben hatte und mir ins Gesicht schaute.
Ich sagte zunächst nichts und nickte nur. Danach nahm ich wieder auf meinem Stuhl Platz.
»Nun, was gesehen, Sinclair?«
»Sicher«, sagte ich mit ruhiger Stimme. »Jeder kann ja denken, was er will, dagegen habe ich nichts. Es ist mir auch egal, ob Sie über meinen Tod nachgedacht haben, denn ich lebe noch, aber die Gedanken, die Sie vorhin beschäftigten, die gefallen mir ganz und gar nicht. Allerdings freue ich mich über ihr Talent, Gedanken auf einen Film zu bannen. Das ist wirklich toll, und es hat mich auch weitergebracht. Nur gefällt mir die Person nicht, mit der sich Ihre Gedanken beschäftigt haben. Falls es Ihnen bisher entgangen sein sollte, ich kann mich mit Vampiren einfach nicht anfreunden, und erst recht nicht mit einer gewissen Justine Cavallo.«
Jordan sagte nichts. Sekunden vergingen, bis er endlich reagierte. Er verzog seine Lippen in die Breite und zeigte mir ein triumphierendes und zugleich widerliches Grinsen.
»Sie kennen sie?«
»Das ist möglich.«
»Sie denken an sie.«
Er lachte hämisch. »Wer denkt nicht an eine so interessante Frau? Sie ist einfach unbeschreiblich. Sie ist super. Sie ist einzigartig…«
»Und sie ernährt sich vom Blut der Menschen, um weiterhin existieren zu können«, erklärte ich.
»Ja«, gab Casey Jordan zu. »Das tut sie. Eine wie Justine hat das ewige Leben gepachtet.«
»Im Gegensatz zu Ihnen, Jordan.«
»Keine Sorge, Sinclair, ich werde auch noch dorthin gelangen. Es ist nur ein kleiner Schritt.«
»Den ich zu verhindern weiß.«
Casey Jordan sagte nichts. Er legte nur den Kopf zurück und fing an zu lachen. »Nein, Sinclair, es ist zu spät, dies zu verhindern. Sie hat bereits ihre Netze gespannt, und ich schwöre, dass es eine spannende Zukunft gibt. Justine kennt sich aus. Sie ist perfekt. Sie wird auch weitere Verbündete bekommen, das kann ich Ihnen schwören.«
»Wo befindet sie sich?«
Wieder erntete ich einen überheblichen Blick. »Sie kann überall sein, daran sollten Sie denken. Weit entfernt oder in der Nähe. Einfach allumfassend…«
Ich schwieg diesmal, denn ich hing meinen Gedanken nach. Justine Cavallo und ich waren Todfeinde.
Sie versuchte, mich in ihr Reich zu ziehen, und ich hätte sie am liebsten auf die klassische Art und Weise gepfählt. Bisher war mir das nicht gelungen, aber auch sie hatte mich nicht ausschalten können, wobei ich zugab, dass bei mir auch viel Glück mit im Spiel gewesen war.
Ich dachte auch daran, als sie Glenda Perkins als Geisel genommen hatte und mein Kreuz unschädlich gemacht worden war,
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