1291 - Bitte recht teuflisch!
das alles kam auf ihr Konto, doch jetzt war sie wieder aktiv geworden und hatte sich einen neuen Plan zurechtgelegt.
Aber was wollte sie von einem Mann wie Casey Jordan?
Ich sah keine Unsicherheit mehr in seinem Blick. Trotz der Fesseln fühlte er sich wohl. Sein breites Grinsen deutete wieder darauf hin.
»Du weißt nicht mehr weiter, Sinclair, wie? Du bist rausgerissen. Du kannst dir nicht vorstellen, was mit mir passiert ist. Du überlegst, wie es möglich ist, dass sich meine Gedanken auf einem Bild und auch auf einem Monitor abzeichnen…«
»Das gebe ich zu.«
»Es ist einfach. Du brauchst nur ihr zu folgen. Denn sie wird dich über die Blutbrücke führen, Sinclair…«
Ich horchte auf, denn es war ein Begriff gefallen, der mir bisher noch nicht untergekommen war.
»Blutbrücke?«
»Ach… habe ich Blutbrücke gesagt?«
»Es hörte sich so an.«
»Dann solltest du zum Ohrenarzt gehen. Ich kann mich nicht daran erinnern.«
Es stimmte nicht. Ihm war etwas herausgerutscht. Er konnte es nicht mehr zurücknehmen. Es würde ihm auch nichts helfen, wenn er es abstritt, und ich würde bei diesem Thema bleiben, das stand fest.
Dagegen hatten Angela Finkler und Jens Rückert etwas. Es war die Fotografin, die mich mit einer leisen und leicht zittrigen Stimme ansprach. »Mr. Sinclair, da ist… ich meine, ich… ich habe etwas gehört.«
Ich fuhr herum. »Wo?«
Die junge Frau stand unschlüssig in der Mitte des Wagens und deutete in die Höhe.
»Auf dem Dach?«
Sie nickte.
Aus dem Hintergrund löste sich Jens Rückert. Er schielte bei jedem Schritt nach oben. »Bestätigen kann ich das nicht. Aber ich glaube ihr.«
Die Aussagen der beiden hatten mich misstrauisch gemacht. Außerdem hatte Casey Jordan die blonde Bestie Justine Cavallo erwähnt, und sie war für jede böse Überraschung gut. Ich musste schon damit rechnen, dass sie ihrem Getreuen gefolgt war. Möglicherweise war er nicht mehr als eine Vorhut, um einen bestimmten Plan auszulösen. Beenden würde sie ihn dann.
Als Jens meinen Blick auffing, hob er die Schultern. Mehr konnte oder wollte er nicht sagen. Ich konzentrierte mich wieder auf die Geräusche in der Umgebung. Selbst Jordan blieb still, aber es war leider nichts zu hören.
»Was haben Sie denn genau gehört?«, fragte ich bei der Fotografin noch mal nach.
»Das kann ich nicht so genau sagen. Es war auf jeden Fall über mir. Ich nehme an, dass es Schritte gewesen sind. Allerdings auch nicht normal, sondern eher leise. So schleicht jemand, der nicht gehört werden will. Aber ich kann mich auch getäuscht haben.«
Ich wusste, dass ich nichts mehr aus ihr herausbekommen würde und wandte mich Casey Jordan zu, der den Kopf gedreht hatte und zu uns hinschaute. Auf seinem Gesicht sah ich ein Grinsen, das mir nicht gefiel. Er schien mehr zu wissen.
Vor ihm blieb ich stehen. »Ist sie hier?«
»Wer?«
»Justine Cavallo!«
»Keine Ahnung. Ich weiß auch nicht, wer diese Cavallo ist. Tut mir Leid, da wendest du dich an den Falschen.«
Genau das glaubte ich ihm nicht. Ich drehte mich wieder um, weil ich mein weiteres Vorgehen mit der Fotografin und ihrem Kollegen absprechen wollte.
Da hörte ich es auch! Das Geräusch klang tatsächlich über mir auf dem Dach auf. Es war ein harter Stoß, der als Echo in den Wagen hineinschallte. Jemand hatte mit dem Fuß aufgestoßen oder mit irgendeinem anderen Gegenstand, und es blieb nur bei diesem einen Aufprall.
Danach war es für kurze Zeit still.
Dann hörten wir etwas von draußen. Zunächst so etwas wie einen Aufprall und noch in der gleichen Sekunde einen hellen Frauenschrei…
***
Justine Cavallo flog vom Dach dem Boden entgegen. Glenda Perkins hatte sie gesehen, hatte sie erkannt, und genau das machte sie so sprach- und bewegungslos.
Glenda dachte an diesen Augenblicken an die schreckliche Zeit zurück, in der sie Justines Geisel gewesen war. Da hatte sie fürchterliche Stunden durchleben müssen. Noch jetzt kam es ihr wie ein kleines Wunder vor, dass sie es überhaupt geschafft hatte, zu entkommen, und die Gestalt der blonden Bestie löste in ihr ein Trauma aus.
Sie schrie auf!
Tanner hatte die vom Dach springende Gestalt bis zu diesem Zeitpunkt nicht wahrgenommen. Er war voll und ganz auf sein Ziel - den Wagen - konzentriert gewesen. Erst als er Glendas Schrei hörte, wurde ihm bewusst, dass sich die Lage verändert hatte.
Tanner blieb abrupt stehen. Er wollte sich umdrehen und nach Glenda schauen, als er plötzlich die Blonde sah,
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