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1298 - Der Gorim von Aquamarin

Titel: 1298 - Der Gorim von Aquamarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Gehirn reagierte wie jedes andere auf die externen Reize. Er hörte dröhnende Geräusche und sah blitzende, farbige Lichter. Aber das alles war nur ein Vorspiel. Er sollte konditioniert werden. Die Falle, die die Vileeyah ihm gestellt hatte, war eine Hypnofalle.
    Eine Stimme begann zu sprechen. Sie hatte einen tiefen, vibrierenden Klang. Bull horchte aufmerksam. Die Stimme sprach unverständliche Worte. Sie wirkte einschläfernd.
    Im Grunde genommen war es erstaunlich, daß er sie vor dem Hintergrund des dröhnenden Summens überhaupt hören konnte. Der Wirbel der flackernden Lichter war langsamer geworden. Die Intensität des Lichts ließ nach.
    Dann kam die Botschaft.
    „Du spürst ein Verlangen."
    Reginald Bulls Miene wurde ausdruckslos. Er mußte das Spiel mitmachen. Es war denkbar, daß er beobachtet wurde. Die Vileeyah wußte nicht, daß er mentalstabilisiert war und mit herkömmlichen Methoden nicht hypnotisiert werden konnte. Er mußte so tun, als stehe er ganz im Bann der einschläfernden Stimme.
    „Du spürst ein Verlangen."
    Das Summen wurde leiser. Die Lichter waren gedämpft. Zuckendes, buntes Dämmerlicht füllte den Raum.
    „Du sehnst dich nach einem stillen Ort. Er liegt am Westufer des Muutar, zwei Kilometer oberhalb der Stelle, an der der Fluß ins Meer mündet. Wald gibt es dort und viele stille Pfade. Du hörst das Wasser des Stromes über den Sand plätschern. Die Ruinen uralter Gebäude stehen am Ufer. Nur die Goma Mfalme, das Schloß der Prinzessin, ist noch unbeschädigt. Du sehnst dich danach, das Schloß zu sehen. Du wirst dir deinen Wunsch erfüllen. Geh, die Goma Mfalme zu sehen. Zögere nicht. Brich jetzt auf."
    Die Stimme schwieg. Das Summen verschwand im Hintergrund. Das Licht hörte auf zu flackern. Es brannte stetig, und die Helligkeit nahm langsam an Intensität zu, bis die Räume des Appartements wieder auf die übliche Weise beleuchtet waren.
    Reginald Bull ging zum Kommunikationsanschluß und bestellte einen Mietwagen. Seine Stimme klang merkwürdig hohl und teilnahmslos.
    Er verstand es gut, den Hypnotisierten zu spielen. Er ging zum Vorderausgang hinaus.
    Das war Berechnung. Er wollte Zeit gewinnen. Fazzy Slutch kam ihm entgegen. Er stutzte, als er Bulls starrem Blick begegnete.
    „Was ist los?" fragte er bestürzt. „Was ist da drinnen geschehen?"
    „Bestell mir einen Wagen", sagte Bull, ohne Fazzy anzusehen. „Jetzt, sofort. Ich habe etwas Wichtiges vor."
    „Was ist es? Sag mir's doch", bettelte Fazzy. „Soll ich mitkommen...?"
    „Geh mir aus dem Weg und bestell mir einen Wagen", beharrte Bull. „Er soll auf dem Rasen draußen landen."
    Fazzy wich zurück. Reginald Bull eilte den Korridor entlang. Als er sich kurze Zeit später noch einmal umwandte, sah er, wie Fazzy sich mit einem Kommunikationsanschluß beschäftigte.
    Der Gleiter, den Bull selbst bestellt hatte, stand bereits am Warteplatz. Die Vileeyah rechnete damit, daß ihr Anschlag geglückt war und daß der Hypnotisierte versuchen würde, sich auf dem schnellsten Weg zu dem genannten Ziel zu begeben. Reginald Bull mußte damit rechnen, daß das erste Fahrzeug, das er rief, präpariert war.
    Er wartete ungeduldig, bis der Gleiter eintraf, den Fazzy bestellt hatte. Er stieg ein und trug dem Autopiloten auf, sofort zu starten. Er nannte vorläufig kein Ziel. In westlicher Richtung solle er sich halten, erklärte er dem automatischen Steuermechanismus.
    Er hatte inzwischen den Helm des SERUNS aktiviert. Er befragte den Orter. Der Syntron blendete das Orterbild auf die Innenseite der Helmrundung. Reginald Bull studierte es aufmerksam. Es waren Hunderte von Fahrzeugen in der Luft, aber keines davon schien sich für ihn zu interessieren. Der Gleiter flog einen geradlinigen Kurs. Ein Verfolger hätte nicht viel Möglichkeit gehabt, seine Absicht zu verbergen. Bull beobachtete zwei Minuten lang. Dann war er sicher, daß niemand seine Spur aufgenommen hatte.
    Er wandte sich an den Autopiloten. Die Außenkommunikationsanlage vermittelte das Gespräch.
    „Goma Mfalme, kennst du das?" fragte Bull.
    „Selbstverständlich", lautete die Antwort. „Am Westufer des Muutar. Ein Ort, an dem es angeblich spukt. Willst du dorthin?"
    „Ja. Aber nicht auf dem geradesten Weg", sagte Bull. „Du wirst dort landen, aber bis dahin bin ich nicht mehr an Bord."
    Der Autopilot besaß ein nicht unbeträchtliches Maß autarker Intelligenz. Er brauchte sie, um mit seinen Passagieren ein vernünftiges Gespräch führen zu

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