13 - Geheimagent Lennet in der Schlangenfestung
Lieblingen einen kleinen Spaß zu bereiten.
Im übrigen hat auch Joe...«, er wies auf den Krankenpfleger, der eher wie ein Catcher aussah, »... einige Ahnung von Karate. Er besitzt den roten Gürtel, wenn ich mich nicht täusche, und es ist eine Kleinigkeit für ihn, Sie in den Graben zu befördern, ehe Sie auch nur an Widerstand denken können. Also bleiben wir gute Freunde. Setzen Sie sich in diesen Sessel da - nein, anders herum, damit Sie die Schlangen besser sehen können - und nun erzählen Sie mir etwas aus Ihrem Leben.«
»Ich habe dem Doktor schon alles erzählt!«
»Eine gute Geschichte kann man nicht oft genug hören. Und das hier ist für mich die schönste. Mir gefällt vor allem der Schluß. In Amerika nennen wir so etwas ein Happy-End.«
In gewissem Sinne war es für Lennet leichter, die alten Geschichten noch einmal zu erzählen, als neue zu erfinden. Aber es war ihm auch klar, weshalb man ihn so auf die Probe stellte: Sie wollten seine Aufrichtigkeit und gleichzeitig auch die Wirkung des Serums überprüfen.
Fragen Sie", sagte er mit müder Stimme, »ich werde antworten.«
Frage folgte auf Frage. Casara hatte eines seiner Tonbänder angeschleppt und nahm das Verhör auf.
Die Einzelheiten von Fällen FND gegen SPHINX, an denen er selbst beteiligt war, interessierten Sidney am meisten. Und dies gab Lennet die Möglichkeit, viel zu erzählen, ohne befürchten zu müssen, ein Geheimnis zu verraten.
Es wurde Abend. Vom Nachrichtendienst und den Kollegen keine Spur. Sidney, die Qualle, setzte sich bequemer in seinem Stuhl zurecht. »Und jetzt erzählen Sie mir einmal, was Sie von den anderen Agenten alles wissen.« Die Schatten wurden länger.
Die Sonne ging unter. Der Dicke war unermüdlich. Das Gestrüpp jenseits des Grabens blieb stumm, und es verbarg sich offensichtlich auch niemand dahinter.
Um Zeit zu gewinnen, ließ Lennet eine oder zwei gewaltige Lügen vom Stapel. Der Dicke merkte es sofort und machte Casara ein Zeichen: »Ihr Serum wirkt nicht mehr!«
»Ich wundere mich sowieso, daß es so lange gewirkt hat, Senor. Ich war immer der Meinung, daß es höchstens drei Stunden vorhält. Aber das läßt sich regeln. Der Leutnant bekommt einfach noch eine Spritze.«
»Ich wäre schon einverstanden", Lennet nickte. »Aber ich habe Hunger. Furchtbaren Hunger! Und ich schwöre Ihnen: Das ist die Wahrheit.«
Sie bekommen zu essen, wenn ich mit meinen Fragen fertig bin" entgegnete Sidney und schmatzte ein weiteres Bonbon.
»Ich habe erst angefangen.«
»Der Gefangene kann essen, wenn der Tag zu Ende ist", wandte Casara ein. »Wenn Sie allerdings die ganze Nacht...«
»Wir werden sehen.« Sidney zuckte unbestimmt mit den Schultern.
Casara gab Lennet wieder eine Spritze. Um die Zuhörer zu ermüden, begann Lennet, lang und ausführlich komplizierte Codes zu erläutern, die er auf der Schule des FND gelernt hatte, die aber schon lange nicht mehr im Gebrauch waren. Die Methode hatte Erfolg. Nach einer Stunde gab Sidney zu erkennen, daß er müde war.
»Nun gut", verkündete er. »Wir machen morgen weiter. Heute nacht vergleichen Sie die Aufnahmen, Sybil, um festzustellen, ob uns unser sympathischer Besucher keine Märchen erzählt hat.«
»Das kann ich doch auch machen", meinte Casara diensteifrig.
»Das könnten Sie. Aber wenn unser Gefangener gelogen hat, dann haben Sie ein Interesse daran, es zu vertuschen. Meinen Sie, ich hätte vergessen, daß Sie ein Gauner sind. Sybil wird das sicher gerne und gut machen!«
Sidney erhob sich und ging, gestützt von Joe, ins Haus. »Nach Ihnen, Herr Leutnant", sagte Casara höflich. Lennet blickte sich um. Ringsum war finstere Nacht. Am Himmel sah man ein paar spärliche Sterne. Die Pinien flüsterten im Wind. Eine Eule schrie. Wo waren die Leute vom FND?
Casara brachte ihn zu seiner Zelle zurück, wo er ihm ein Beefsteak und eine halbe Flasche Rotwein servierte.
»Guten Appetit", sagte er in aufgeräumtem Ton. »Im übrigen brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Das Serum wirkt Wunder. Senor Sidney hat nur noch ein paar Fragen! Ich bin davon überzeugt, daß Sie morgen noch vor Sonnenuntergang alle Qualen hinter sich haben. Schlafen Sie gut, Herr Leutnant.«
Ein folgenschwerer Streit
»Bist du dir darüber im klaren, was Lennet für dich getan hat, Edmond? Er hat sich für dich in Gefangenschaft begeben.«
»Ich war ja auch gefangen!«
»Das war dein Fehler. Aber er tut es, um dich zu retten.«
»Du hast keine Ahnung. Es war ja seine
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