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13 kleine Friesenmorde

13 kleine Friesenmorde

Titel: 13 kleine Friesenmorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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der sich in Kalifornien niedergelassen hatte, war, nach dem der Professor suchte. Hatte Ino Feeken den Untergang des Schiffes überlebt? Dafür sprachen die zeitlichen und namentlichen Übereinstimmungen.
    Harald Feeken entschloss sich, der Sache nachzugehen. Tochter Gesine munterte ihn mit dem Glas in der Hand dazu auf.
    »Papa, eine lohnende Aufgabe für dich. Es interessiert mich schon, mehr über diese Geschichte zu erfahren«, sagte sie.
    »Als Landratte stimme ich Gesine zu«, warf der Schwiegersohn belustigt ein. »Ich glaube nicht an eine zufällige Namensgleichheit. Die Reise nach San Francisco sei euch vergönnt.«
    Als sie sich zur Bettruhe begaben, war es spät geworden. Der Ausflug in ihre Ahnengeschichte hatte nicht nur zu einem gemütlichen Abend beigetragen, sondern auch ihre Neugierde geweckt, die sie beflügelte, weitere Nachforschungen in die Wege zu leiten.
    Gesine, der Schwiegersohn, die Söhne, die Schwiegertöchter mit ihren Kindern waren heil nach ihren Osterausflügen zu Hause angekommen.
    Zufrieden, weil alles im Lot war, begaben sich Annchen und Harald Feeken am Dienstagmorgen bereits früh zum Bootsschuppen, um die restlichen Renovierungs-und Vorbereitungsarbeiten an Bord der »Rysum« zu verrichten.
    Sie gingen zielstrebig vor, verzichteten an diesem Morgen auf die sonst üblichen kleinen Pausen und vermieden die Besuche der aufgebockten Schiffe ihrer gleichaltrigen Segelfreunde, die zum Teil aus dem rheinischen Raum kamen und sich wie sie in Norddeich niedergelassen hatten.
    Ihre plötzliche Eile entsprang ihrer Absicht, das Schiff bereits vor dem Beginn der Saison für die »Zu-Wasser-Lassung« startklar zu haben. Sie wünschten mehr über den Koch Ino Feeken zu erfahren, bei dem es sich um den jüngeren Bruder von Haralds Großvater handelte, der, dem historischen Zeitungsbericht im »Friesischen Kurier« zuwider, dem Seemannstod an Bord des Schoners »Euridike« in den Gewässern um Helgoland, in denen sie sich auskannten, entronnen sein musste. Dies zu klären erfüllte sie mit Ehrgeiz, fesselte ihre Gedanken.
    Harald Feeken hatte die »Dokumente« in schonende Plastikhüllen gesteckt und sie in einem Ordner eingeheftet. Das Lesen der vergilbten Briefe, das Studium der Ansichtskarten des Großvaters mit aufgeschlagenem Atlas, das Betrachten der Fotografien, machte die Feekens vertraut mit einer Zeit, die um mehr als 100 Jahre zurücklag. Sie fanden sich wieder ein in die Sütterlinschrift, mit der auch sie als ABC-Schützen ihre Schreibkenntnisse begonnen hatten.
    An einem schönen Frühlingstag, kurz vor dem Ansegeln, fuhren sie nach Rysum, fanden den verwitterten Grabstein auf dem alten Friedhof vor der Kirche im heranwachsenden Frühlingsgrün zwischen wenigen Relikten vergessener Seemannszeiten.
    Im Kirchenregister der Gemeinde Upgant-Schott stießen sie unter der Mithilfe des Pastors Ade Frewert auf eine Eintragung, die den Bericht im »Friesischen Kurier« bestätigte.
    Der Seemann Ino Feeken galt als auf See verschollen. Da war guter Rat teuer. Der Pastor verwies sie an das Staatsarchiv Oldenburg, damals zuständig für die Kaiserliche See- und Hafenstadt Wilhelmshaven und den preußischen Hafen Emden.
    »Vage Vermutungen. Vielleicht finden Sie von dort zu weiteren Ämtern.« Das waren seine Worte gewesen.
    Ende April fuhren Harald und Annchen nach Oldenburg. Eine Angestellte der Archivverwaltung machte Annchen und Harald Feeken bekannt mit einem Doktoranden der Universität Oldenburg. Er kannte sich aus, sein Promotionsthema lautete »Die Geschichte der Handelsmarine von 1864-1900 unter Einbeziehung der Häfen zwischen Emden und Wilhelmshaven«.
    Ob reiner Zufall oder Gottes weise Fügung, das sei dahingestellt. Der junge Mann wusste weiter. Er erinnerte sich an den Namen Ino Feeken im Zusammenhang mit einem Polizeibericht.
    »Mein Interesse gilt der Viermastbark ?Seven Seas? und deren Reisen. Dabei stieß ich auf den besagten protokollierten Bericht eines recherchierenden Kommissars mit Namen Alwin Koester aus Emden. Der wackere Beamte stellte Verstöße gegen die Heuerregeln fest. Mein Gott, das war im Juli 1886. Weder der Heuerbaas noch der Steuermann der ?Seven Seas? hatten die Eintragungen im Seebuch des Mannes geprüft, den Koester suchte und der den Namen Ino Feeken trug. Mehr sagt das historische Protokoll nicht aus. Die ?Seven Seas? lief nach Kalifornien aus, Zielhafen war San Francisco,das um diese Zeit einen wahren Boom erlebte. Die Ausbeutung der Gold- und

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