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13 kleine Friesenmorde

13 kleine Friesenmorde

Titel: 13 kleine Friesenmorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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auch in der Nähe
     der Brückstraße. Ihr genetischer Fingerabdruck lässt keine Zweifel offen.«
    »Ich halte es für nicht angebracht, hier zu debattieren«,sagte der Staatsanwalt. »Packen Sie Ihre Reisetaschen. Tragen Sie ihre Bedenken dem Amtsrichter vor. Über Ihre Rechtslage werden Sie im
     Gefängnis unterrichtet.«
    »Und keine Mätzchen«, sagte Kommissar Nestler.

Der Sportschütze
    A m Freitag, dem 4. Januar, endete um 13 Uhr die Frühschicht der Krankenschwester Greta van Thun. Die Tür des Stationszimmers stand wie immer weit
    offen. Greta besprach mit ihrer Kollegin die Anordnungen der Ärzte, wies auf die von ihr gewissenhaft geführten Listen und verließ danach die Station 10
    A.
    Über Norden lag ein schwarzer Wolkenhimmel. Schneeflocken wirbelten im aufgebristen Nordwestwind bei Temperaturen um den Gefrierpunkt.
    Greta ging
    zum Parkplatz, öffnete die Tür ihres Golfs, griff zum kleinen Handbesen, entfernte den Schnee, stieg ein, steckte den Schlüssel in die Zündung, betätigte
    die Scheibenwischer und drückte die Taste des Radios. »N3«, ihr Lieblingssender, brachte den »Bolero« von Ravel. Sie ließ den Motor an, bediente die
    Kupplung, schaltete die Gänge, steuerte den Wagen auf die belebte, mit Schneematsch bedeckte Heerstraße, passierte die Brücke über das Tief, erreichte den
    »Kreisel« und fuhr in Richtung Hage.
    Greta trug eng sitzende Jeans, einen warmen Zopfmuster-Pullover und darüber einen festen, schwarzen Anorak. Sie
    war schlank und hatte ein feines, spitzes Gesicht, grüne Augen, eine längliche Nase mit schmalen Lippen. Das blonde Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz
    gebunden.
    Greta van Thun, geborene Roolfs, stammte aus Baltrum. Zurzeit waren ihre Eltern zu Besuch. Ihre Mama,64, und ihr Papa,
    67, führten immer noch die Pension »Seeschwalbe« mit Erfolg. Erst im vergangenen Herbst hatten sie umfangreiche Renovierungen ausführen lassen.
    Aus
    dem Radio klang die ihr vertraute Stimme des Moderators. Er sagte die »Moldau« von Smetana an. Es spielte das NDR-Sinfonieorchester unter der Leitung von
    Günther Wand.
    Greta schaute auf die Uhr. Ihr blieb noch Zeit, mit den Eltern das Mittagessen einzunehmen. Sie blickte verträumt auf das Lütetsburger
    Schloss, das in der weißen Pracht einem Wintermärchen entstiegen zu sein schien.
    Um 14.30 Uhr legte die Fähre von Nessmersiel nach Baltrum ab. Mama
    und Papa hatten sich gut erholt und sehnten sich zur Insel zurück. Auch Greta war froh darüber, dass sie abreisten. Sie hatten zusammen Sylvester
    gefeiert. Claas, ihr Mann, war bereits am Mittwoch abgereist. Er war in jeder Weise pingelig, dazu ein wenig selbstsüchtig. Er neigte zur Eifersucht, wenn
    er nicht im Mittelpunkt stand und das Sagen hatte. Er war verärgert, wenn Papa das Fernsehprogramm bestimmte, die Mama eine »Schmutzdecke« unter seinen
    Pfeifenbeutel schob, das Fenster aufriss, wenn er eine paffte und ihn in jeder Weise gängelte, wenn er unbedarft den Tisch deckte oder nach dem Spaziergang
    die Schuhe anbehielt.
    Hinzu gesellte sich die Besserwisserei, wenn sie politisierten und Claas als CDU-Mitglied den SPD-Kanzler runtermachte und sie
    mit seiner konservativen Gesinnung wortreich zu überzeugen versuchte. Claas, der sich nicht ohne Jackett an den Mittagstisch setzte, die Nase rümpfte, wenn
    die Mama beim Frühstück im Morgenmantel erschien, die Brötchen auf die Teller verteilteund streng darauf achtete, dass sie und »Vati«
    nicht zu kurz kamen.
    Greta lächelte vor sich hin. Claas war als Einzelkind aufgewachsen. Sein Vater war Pfarrer in Wiesmoor gewesen. Henning van Thun
    und seine Gemahlin Franziska, geborene Wibbels, hatten ihn streng im christlichen Glauben erzogen.
    Claas liebte die Tradition, praktizierte den
    Glauben. Dabei störte es ihn nicht, dass Greta ohne jede Bindung an eine Religion ihren beruflichen Verpflichtungen nachging.
    Greta war ein
    Freigeist, lustig, jeder Abwechslung zugeneigt. Sie gingen selten aus. Sie scheute nicht davor zurück, wenn Claas beim Berumer Schützenfest steif auf dem
    Stuhl verharrte, es nicht einmal wagte, die Krawatte zu lockern, im Festzelt mit anderen Männern zu tanzen.
    Claas, der als Bauingenieur eine
    Spitzenposition bei der Firma Gebr. Altmann, Aurich, einnahm, befand sich viel auf Reisen, betreute Bau-Projekte von Flensburg bis Aachen.
    Zurzeit
    hielt er sich in Neuss auf. Er wohnte im Dammtor-Hotel, das ihn nach seiner Arbeit im Containerbüro mit den notwendigen Annehmlichkeiten, die

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