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13 kleine Friesenmorde

13 kleine Friesenmorde

Titel: 13 kleine Friesenmorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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Tätigkeiten. Zugegebenermaßen hatten sie es zu etwas gebracht.
    »Vati!«, rief Minna und weckte ihn aus seinen Gedanken. Sie stand herausfordernd im Korridor im teuren Pelzmantel und wies auf das Gepäck.
    Hajo
    Roolfs nahm den dunkelblauen Trenchcoat vom Bügel, zog ihn über und setzte die Prinz-Heinrich-Mütze auf den Kopf, während Greta den Golf bereits vom Schnee
    befreit hatte und wartend vor dem geöffneten Kofferraum stand.
    Hajo Roolfs nahm die prall gepackten Lederkoffer vom Boden, trug sie zum Wagen,
    bugsierte sie in den Kofferraum, trat an die Seite der Beifahrertür, öffnete sie und half Minna beim Einsteigen. Er setzte sich auf die Rückbank. Greta
    verschloss die Haustür, setzte sich hinter das Steuer, zündete den Motor und legteden Rückwärtsgang ein. Sie warf noch einen Blick auf
    das schneebedeckte Haus, in dem sie sich oft einsam fühlte.
    Sie lenkte den Golf auf die Hagermarscher Straße und drosch drauflos. Hinter dem Tierheim
    bog sie ab in Richtung Hagermarsch.
    »Schade, dass Claas so oft unterwegs ist. Ich hätte ihn gerne noch gesehen«, flötete die Mama süßlich mit steiler
    Nasenfalte.
    »Und ein Posten in Aurich, ohne Außendienst?«, fragte der Papa und blickte in die verzauberte Winterlandschaft, in der die kleinen, rot
    geklinkerten Häuschen ihn an seine Spieleisenbahn erinnerten, die ihm Onkel Martin, das war 1941, da war er sechs Jahre alt gewesen, aus Belgien mitgebracht
    hatte. Er hatte einen langen Militärmantel getragen mit Litzen und dem EKZ Erster Klasse, auf das Oma, Opa, Mama und Papa stolz gewesen waren. Onkel Martin
    war irgendwo an der Westfront gefallen und hatte nie mehr nach Baltrum zurückgefunden.
    Zu der Zeit hatten sie andere Sorgen bedrückt.
    »Claas
    betreut die Baustelle in Neuss. Er muss vor Ort mit dem Blick auf das Areal in der Nähe der Zulieferungsfirmen und Ämter mit seinen Mitarbeitern die
    Vorausplanungen treffen. Nächste Woche, Mama, wenn ihr wegen deines Arzttermins bei Dr. Neuhaus die Insel verlasst, wird Claas anwesend sein«, sagte Greta
    und lenkte den Wagen über die wässrige Dorfstraße von Nessmersiel am Fährhaus vorbei über den Vordeich dem Anleger entgegen.
    »Ich liebe diesen
    entzückenden Blick«, sagte die Mama und schaute durch die Frontscheibe auf die weiten weißen Deichwiesen.
    Es hatte aufgehört zu schneien. Durch die aufgelockerte Wolkendecke lugte für Sekunden die Sonne. Das weiße Fährschiff näherte sich
    dem Anleger. Baltrum mit dem verschneiten Vorland und roten Backsteinhäusern lag zum Greifen nahe.
    »Vati, wie ich mich freue, wieder zu Hause zu sein«, sagte die Mama mit einem tiefen Seufzer, als hätte sie in der hübschen Einliegerwohnung »Am
    Müllerstück« gelitten. Greta und auch der Papa überhörten ihre Worte.
    Auf dem Parkplatz vor der Böschung der Hafenbefestigung standen eine Hand voll Autos mit fremden Kennzeichen. Hinter den Fenstern des Strandcafés
    blickten Besucher in die prachtvolle weiße Küstenlandschaft und folgten dem Kurs des Schiffes, das sich der Fahrrinne näherte, im kleinen Radius wendete und
    von Möwen umschwärmt anlegte.
    Greta hielt vor dem kleinen Containerbüro der Reederei, dachte kurz an Claas, den sie erst in dieser Woche zurückerwartete.
    »Kind, es war schön bei dir«, sagte der Papa. Die Mama ordnete ihren Pelzmantel, setzte vorsichtig ihre Stiefel in den Schneematsch und presste ihre
    Handtasche an sich.
    »Vati, pass auf, es ist glatt«, sagte sie, als Hajo ausstieg.
    Greta öffnete die Heckklappe. Papa griff nach den Koffern und trug sie zu den Gepäckcontainern. Aus dem Windschatten des provisorischen Hafenbüros
    erschien der Hafenmeister, grüßte höflich, nahm Papa die Koffer ab und verstaute sie.
    »Vater Roolfs, ein frohes, gesundes Neues Jahr«, sagte er.
    Papa kam zurück, nahm Greta beiseite, legte seinenArm um ihre Schultern und blickte in ihr hübsches vom Wind gerötetes Gesicht.
    »Kind, lass das! Kuno Swyters hat zwei Kinder. Er ist der Schwiegersohn von Wiechert Riekers, dem Eigentümer des ?Annahofs? in Hage. Ich habe mit ihm die
    Handelsschule in Norden besucht«, sagte er mit leiser Stimme, während seine innere Erregung ihm das Blut in das blasse Gesicht trieb.
    Greta
    erschrak. »Aber Papa, nur der Sport, das Joggen, unsere Basketballmannschaft und gelegentlich einen Tee«, antwortete sie und machte eine wegwerfende
    Handbewegung.
    Die wenigen Passagiere hatten die »Baltrum II« bereits verlassen.
    »Vati, komm endlich!«, rief die

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