130 - Der Wahnsinnige
lösen.
„Also gut, Croyd Breydur", donnerte er. „Ich bin Dorian Hunter, der Dämonenkiller. Gib Dula frei, dann lassen wir dich laufen! Wenn du ihr etwas tust, stirbst du."
Der irre Dämon schnitt Grimassen, sabberte und kicherte. Die Spitze seines Messers saß zwischen Dulas kleinen Brüsten. Dorian sah, daß es sich um ein Bowiemesser handelte, das Kampfmesser der amerikanischen Pionierzeit.
„Ich glaube dir nicht, Dämonenkiller", sagte der irre Croyd. „Ich glaube, ich werde die Kleine lieber mittendurch hauen und dich dann mit meinem Messer töten. Ich bin Croyd Breydur, der Sturmdämon. Man kennt mich hier auf Island."
„Ich habe von ihm gehört", sagte Unga. „Er fliegt auf seinem Mantel durch den Sturm und geht auf unschuldige Passanten mit seinem Messer los. Das ist sein Hauptvergnügen. Er haust irgendwo im Innern der Insel."
Dorian zog seinen krummen Dolch aus dem Gürtel. „Das ist ein magischer Dolch, Croyd Breydur. Mit Unga und mir wirst du nicht fertig."
Croyd schielte auf Unga. Er hatte mit Magnus Gunnarsson einmal schlimme Erfahrungen gemacht und gegen ihn den kürzeren gezogen. Unga hielt er für seinen legitimen Nachfolger und für noch stärker, als der isländische Magier es gewesen war. Er zögerte.
„Laß uns reden, Croyd", sagte Dorian. „Zug um Zug. Leg erst Dula auf den Tisch, in Reichweite, daß wir deinen guten Willen sehen, dann legen wir unsere Waffen ab!"
Croyd überlegte, dann nickte er heftig. Er legte Dula auf den Tisch, aber so, daß er gleich wieder nach ihr greifen konnte. Dorian sagte nichts. Er war sicher, daß Reena auch so wußte, was er wollte. Die Padma-Sadhu hatte parapsychische Kräfte. Sie konnte leichtere Gegenstände mit der Kraft ihres Geistes transportieren und hatte den Zwergmann Don Chapman schon einmal befördert.
Reena schloß einen Moment die Augen und konzentrierte sich. Dann schaute sie Dula an. Die Zwergfrau erhob sich mitsamt den beiden Stäben, an die sie gefesselt war, in die Luft, beschrieb eine Schleife und flog schnell auf Dorian, Unga, Reena und Don zu.
Unga holte sie aus der Luft und gab sie Reena.
Croyd stieß ein Wutgeheul aus und ging auf Dorian los, sein Bowiemesser schwingend.
Croyd war schnell; und er verstand es, mit dem Messer umzugehen. Doch Dorian hatte ausgezeichnete Reflexe. Er parierte Croyds Messerstich mit dem Dolch, rammte ihn mit dem Knie und schlug ihm die Handkante der Linken gegen den Hals.
Croyd blieb auf den Beinen und heulte dumpf. Sein Bowiemesser zischte durch die Luft. Er hätte Dorian den Schädel gespalten, doch Unga packte ihn am Handgelenk und verdrehte ihm so den Arm, daß er die Klinge fallen lassen mußte.
Dorian schlug ihm den Dolchknauf auf die Glatze, und Croyd brach zusammen.
„Danke, Unga", sagte Dorian.
Der Cro Magnon winkte ab. „Du wirst dich sicher mal revanchieren können. Fesselt ihn!"
Reena band Dula los, und Don Chapman schloß die Zwergfrau in die Arme.
„Don, Don", jammerte Dula, „ich hatte solche Angst! Er schlich sich an mein Schlafzimmer heran. Als ich zu Bett gehen wollte, schlug er eine Scheibe ein, faßte hindurch und öffnete das Fenster. Ich war vor Schreck wie gelähmt. Als ich dann flüchten wollte, war er schon da und packte mich. O Don! Don, es war so furchtbar! Dieser Unhold!"
Don Chapman fuchtelte mit seiner Miniaturpistole herum.
„Umbringen möchte ich ihn. Hol jetzt deine Kleider und zieh dich an, Dula!"
Die Zwergfrau gehorchte. Dorian hatte Stricke geholt. Croyd wurde auf einen Stuhl gesetzt und gefesselt. Auf der Kuckucksuhr an der Wand war es Viertel nach elf Uhr abends. Der Sturm heulte und toste um das Haus, rüttelte an den Fensterläden und ließ das Dach knarren.
Die Haustür war inzwischen von Unga aufgestellt und an die Türöffnung gelehnt worden, damit sie ein wenig Kälte abhielt. Der Cro Magnon hatte die Tür aus den Angeln gesprengt.
Croyd regte sich. Er kam wieder zu sich, schielte nach seinem Bowiemesser, das auf dem Tisch lag, und versuchte, seine Fesseln zu sprengen. Dorian und Unga ließen Croyd gewähren, um zu sehen, ob er etwas ausrichten konnte. Wenn die Fesseln nicht hielten, blieb ihnen nichts anderes übrig, als Croyd zu töten.
Seine Adern schwollen an wie Stricke, sein Gesicht und seine Glatze wurden purpurrot. Eine eiförmige Beule wuchs auf der Glatze, wo ihn Dorian mit dem Dolchknauf getroffen hatte.
Croyd stimmte ein Wolfsgeheul an.
„Halt den Mund!" sagte Dorian. Er zog eine gnostische Gemme aus Jade mit einem
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