1302 - Schicksalspunkt Terraner-Tor
werden konnte. Geoffry Waringer ging niemals Gefahren für intelligente Wesen ein - und meist sah er solche Gefahren voraus.
Geoffry erwartete seine Besucherin in der Portalhalle, in die der von der Tiefgarage kommende Korridor mündete. Jen Salik war bereits bei ihm. Er war per Transmitter gekommen, wie er beiläufig erklärte.
Die drei Personen nahmen an einem Tisch vor einer Palmengruppe Platz. (Es waren echte Palmen, von Terra importiert, als dazu noch die Gelegenheit bestand.) „Entschuldige bitte, daß ich mich so schwer auf dein Problem einstellen konnte", sagte Geoffry, nachdem er den Hallenservo angewiesen hatte, Tee zu servieren und für den Fall der Fälle eine Flasche Kognak mitzubringen. „Aber ich habe mich, nachdem ich mit dem KLOTZ nicht weiterkam, dem mindestens ebenso dringenden Problem einer Grigoroff-Vektorierung beschäftigt und mich sozusagen daran festgebissen."
Gesil fragte nicht danach, was Geoffry mit „Grigoroff-Vektorierung" meinte, was sie unter anderen Umständen sicherlich getan hätte. Ihr brannte nur ein Problem auf den Nägeln.
Alles andere war nebensächlich für sie.
„Akzeptiert, Geoffry", erwiderte sie. „Siehst du eine Möglichkeit, mir zu helfen?"
„Dir zu helfen?" echote Waringer und knetete nervös seine Hände. „Du sagtest nach der Rückkehr aus der Alten Station, daß Eirene sich in der Gewalt des Kodexwahrers Dokroed auf Pailliar befindet und daß Perry auf dem Weg dorthin sei, um sie zu befreien.
Vielleicht hat dieser Dokroed Wind von seiner Absicht bekommen und Eirene an einen anderen Ort verschleppen lassen, wo Perry nicht an sie herankommt. Möglicherweise war das der Grund für ihren Hilferuf."
Er dachte eine Weile scharf nach, dann schüttelte er den Kopf.
„Es tut mir leid, Gesil. Wenn ich nicht dieses Problem der Grigoroff-Vektorierung am Hals hätte, dann..."
Er stutzte, dann überzog die Röte der Verlegenheit sein Gesicht und er sprang impulsiv auf.
„Was bin ich für ein herzloser Mensch!" klagte er sich selbst an. „Dein Kind ist in Not, und ich rede von meinen wissenschaftlichen Problemen! Zum Teufel mit dem vektorierbaren Grigoroff! Selbstverständlich breche ich sofort auf, um Perry zu unterstützen beziehungsweise Eirene notfalls allein zu befreien - und ihn unter Umständen mit."
„Das würdest du tun?" fragte Gesil hoffnungsvoll und dankbar.
„Natürlich würde er das tun", warf Jen mit sanfter, leicht ironisch eingefärbter Stimme ein. „Er würde es vielleicht auch bis nach Pailliar schaffen, dort aber wie der sprichwörtliche Elefant im Porzellanladen auftreten und die letzte Chance Perrys verspielen, Eirene zu befreien." Er wandte sich an Waringer. „Entschuldige bitte, Geoffry, aber ich will dich nicht abqualifizieren. Ich weiß, daß die gefährlichen Missionen, die du gemeinsam mit Perry bestanden hast, deine Eignung für Risikoeinsätze bewiesen haben."
„Das will ich meinen!" polterte Waringer.
„Setz dich!" forderte Jen Salik ihn auf, winkte dem Hallenservo und gab ihm durch Gesten zu verstehen, daß er allen drei Personen ein großes Glas Kognak eingießen sollte. „Ich würde dich sogar nach Pailliar begleiten, wenn die Umstände anders wären."
Er machte eine abwehrende Geste, als Geoffry Einspruch erheben wollte, wartete, bis der Hyperphysiker sich wieder gesetzt hatte und fuhr dann fort: „Wir alle kennen Perry und wissen, daß er, wenn er so etwas vorhat wie derzeit auf Pailliar, alles sorgfältig plant und vorbereitet. Ich bin sicher, das hat er auch diesmal getan, aber keinesfalls, um ein Einmann-Unternehmen durchzuführen, das auf einer fremden Welt und in einer fremden und feindlichen Umgebung keinerlei Erfolgschancen hätte. Nein, er wird Verbündete gesucht und gefunden haben.
Möglicherweise ist ein erster Versuch, Eirene zu befreien, gescheitert oder vorzeitig entdeckt worden. Das ist aber für Perry kein Grund, um aufzugeben. Er wird in diesem Fall schon die nächste Aktion vorbereiten.
Wenn nun aber jemand in die angespannte Situation hineinplatzt, ohne sich damit auszukennen und ohne Freund und Feind auseinanderhalten zu können, richtet er mehr Schaden als Nutzen an. Womöglich wirft er alle Planungen und Vorbereitungen Perrys über den Haufen und veranlaßt diesen Kodexwahrer, Eirene noch strenger zu bewachen oder zu einer anderen Welt abzuschieben."
Jen schüttelte betrübt den Kopf.
„Nein, wir dürfen nichts unternehmen, sondern müssen die nächste Nachricht von Perry abwarten. Nur
Weitere Kostenlose Bücher