Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1302 - Schicksalspunkt Terraner-Tor

Titel: 1302 - Schicksalspunkt Terraner-Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
fängt die Musik- und Lichterschau an - allerdings nur in Dokroeds Anwesenheit. Ich bin gespannt darauf, ob der Kodexwahrer pünktlich sein wird und ob er sich wieder einigermaßen erholt hat."
    Das fragte ich mich auch, aber ich konnte mir denken, daß Dokroed sich lieber mit aufpeitschenden Drogen voll pumpen lassen würde, anstatt die Massen auf die Verdummungsschau warten zu lassen.
     
    *
     
    Er war auf die Minute pünktlich!
    In dem Augenblick, in dem die dichtgedrängte Menge im Talkessel schwieg, weil die stilisierte Flamme heller strahlte, tauchte aus der Dunkelheit darüber ein großer, golden schimmernder Gleiter auf und sank majestätisch langsam an der Flamme entlang nach unten.
    Mein Bewußtsein assoziierte diesen Anblick in seiner Anfangsphase unwillkürlich mit dem Begriff Dunkler Himmel - und ich wurde schmerzlich daran erinnert, daß mein Sohn Michael vor vielen Jahren gemeinsam mit Ronald Tekener in den Dunklen Himmel, zum Herzen der Superintelligenz ESTARTU, vorgedrungen sein sollte.
    Seitdem hatten wir nichts mehr von ihm gehört. Er war irgendwo im Dunklen Himmel verschollen.
    Was war aus ihm geworden?
    Sicher war nur, daß er die Superintelligenz nicht gefunden haben konnte, denn einige Monate nach der letzten Nachricht über Michael hatte Bully uns die Nachricht geliefert, daß ESTARTU schon vor 50.000 Jahren aus ihrer Mächtigkeitsballung verschwunden war.
    Vielleicht würde das Terraner-Tor auf Pailliar einst das letzte sein, was er und Tek hinterlassen hatten, denn es war von ihnen eingeweiht und nach ihnen benannt worden, bevor sie weiterzogen.
    „Warum bist du traurig, Daddy?" flüsterte Eirene.
    Ich wandte den Kopf und blickte in ihr ovales, immer ein wenig verträumt wirkendes Gesicht, von dem einmal jemand gesagt hatte, es sei von spanischmaurischem Schnitt.
    Ihre grünbraunen Augen sahen mich fragend und teilnahmsvoll an.
    „Ich mußte an Mike denken", antwortete ich.
    Sie nickte, dann drückte sie sich ganz eng an mich. Ihr schulterlanges, kastanienbraunes Haar kitzelte mein Gesicht.
    „Er wird wiederkommen, Perry", flüsterte sie. „Ich ahne es."
    „Still!" flüsterte Gorgud. „Es geht los!"
    Der goldene Gleiter war auf dem alabasterfarbenen Sockel gelandet - und zwar vor der Flamme, von den Pilgern aus gesehen. Sein Oberteil klappte auf und gab den Blick auf Dokroed und zwei andere Somer frei, die aufrecht in dem Gleiter standen.
    Der Kodexwahrer trug wie immer seinen Shant mit dem großen ESTARTU-Symbol auf der Brust, die breit und weiter vorgewölbt war als bei allen anderen Somern, die ich bisher gesehen hatte. Er schien überhaupt körperlich sehr stark zu sein, und seine knochigen „Vogelhände" kamen mir besonders kräftig vor. Bestimmt hatte er alle zehn Stufen der Upanishad absolviert und die Gom-Weihe erhalten. Es war fast ein Wunder, daß es meiner Tochter gelungen sein sollte, ihn aus dem Gleiter zu stoßen.
    Dokroed breitete die von langem gelben Gefieder bedeckten Arme weit aus.
    Da sah ich es!
    Das Gefieder glänzte nicht so seidig, wie es bei einem Somer normalerweise glänzen sollte, sondern wirkte struppig und zerrupft. Er mußte also beim Kampf ganz schön ramponiert worden sein, denn seine Bediensteten hatten bestimmt alles mögliche getan, um das Gefieder wieder zu glätten.
    Unwillkürlich blickte ich mich nach allen Seiten um.
    Es war für mich unvorstellbar, daß der Kodexwahrer die Schlappe dieser Nacht einfach wegsteckte. Ganz bestimmt würde es ihn nach Rache dürsten und er hatte alles in die Wege geleitet, um Eirene wieder einzufangen und diejenigen, die sie befreit hatten, mit.
    Doch ich sah nichts Verdächtiges.
    Wenn es Aktivitäten des Staatlichen Informationsdiensts und der somerischen Sicherheitskräfte gab, dann nicht hier an diesem „heiligen" Ort. Über dem Tal schien nicht einmal ein einziger Gleiter zu patrouillieren, und im Tal selbst wäre es sinnlos gewesen, wenn Angehörige der Sicherheitskräfte hätten aktiv werden wollen. Sie wären genauso in die Menge eingekeilt worden wie wir.
    Meine Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf das Denkmal, als ein dumpfes rhythmisches Pochen durch das Tal hallte.
    Unwillkürlich hielt ich die Luft an.
    Das Denkmal und seine Umgebung waren völlig verändert.
    Ich vermochte weder den goldenen Gleiter noch Dokroed und seine Begleiter zu sehen.
    Dagegen schien die stilisierte Flamme um mindestens 50 Meter emporgewachsen zu sein. Sie sah jetzt auch nicht mehr stilisiert, sondern wie eine echte,

Weitere Kostenlose Bücher