1305 - Im Schloss der Zombie-Frauen
noch immer schnell. Sie rang nach Luft. Im Nachhinein spürte sie den Druck der harten Pfoten. Auf ihrem Gesicht lag der Schweiß ebenso wie auf dem Rücken, und das Zittern konnte sie ebenfalls nicht unterdrücken.
Die Voodoo-Gräfin hob die Augenbrauen an und legte die Stirn in Falten. »So bleibt nur die Frage, warum du dich so intensiv um Helen gekümmert hast. Was wolltest du von ihr?«
»Helfen. Ja, ich wollte ihr helfen.«
»Tatsächlich?«
»Auch wenn du es nicht verstehen kannst, ja, ich wollte ihr helfen. Ich sah sofort, dass es ihr schlecht ging. Dass sie Angst hatte, und diese Annahme hat sich später bestätigt. Helen litt unter einer panischen Angst. Sie muss etwas erlebt haben, das…«
»Stopp!«
Maxine tat ihr den Gefallen. Sie war sogar froh darüber, nicht mehr reden zu müssen, denn sie hatte das Gefühl gehabt, schon zu viel gesagt zu haben. Diese di Baggio war schon misstrauisch genug. Sie sollte nicht noch misstrauischer werden.
»Was hat sie erlebt?«
»Nichts.«
»Jetzt lügst du!«
»Nein, nein…« Maxine schüttelte den Kopf. »Es ist nicht mehr dazu gekommen. Ich hätte gern mehr gehört, aber das war nicht möglich. Zu spät, zu spät …«
»Willst du es noch immer wissen?«
»Ich weiß es nicht.«
»Aber ich.«
»Wieso?«
»Ich werde dich mitnehmen. Du wirst alles sehen. Du wirst erkennen, welches Schicksal dir bevorsteht, und du wirst etwas sehen, das du dir in deinen kühnsten Träumen nicht hast vorstellen können. Das kann ich dir versprechen.«
»Vielleicht will ich es gar nicht mehr.«
»Ich werde dich nicht fragen, Maxine. Es wird alles so geschehen, wie ich es will.«
Die Tierärztin spürte, dass von dieser Person eine Kraft ausging, der sie momentan nichts entgegensetzen konnte. Diese Frau setzte ihre Macht dazu ein, um dem Bösen zu dienen.
»Komm mit!«
Maxine weigerte sich nicht. Sie brauchte nur einen Blick in die Augen der Hunde zu werfen, um zu wissen, dass es besser war, wenn sie der Aufforderung Folge leistete.
Die Doggen blieben stets in ihrer Nähe. Sie drängten sich manchmal gegen ihre Beine. Und so spürte Maxine auch die Härte ihrer Muskeln und ahnte, welch eine Kraft in diesen Körpern steckte. Sie war froh dabei, dass sie nichts Näheres mit diesen Tieren zu tun bekommen hatte. Aber was nicht war, konnte noch kommen. Eine Person wie Alexandra verließ sich voll und ganz auf diese Leibwächter.
Ein Irrtum.
Sie waren in den Bereich des Eingangs gelangt, der Maxine neu war. Durch einige Fenster drang Licht, das sich auf dem leicht glänzenden Steinboden verteilte. Graue Wände, eine hohe Decke, eine breite Treppe, die nach oben führte, kein Schmuck, keine Möbel.
Das hier sah beim besten Willen nicht nach einem Frauenhaus aus.
Die Umgebung verlor sich in einem tristen Grau, das wirklich keine geschundene Seele aufheitern konnte. Maxine glaubte fest daran, dass dieses Frauenhaus nichts anderes als ein Vorwand war. Um das wirkliche Ziel gut zu tarnen, in dem es um rätselhafte Morde ging.
Auf halber Strecke stoppte die Voodoo-Gräfin. Sie kümmerte sich wieder um ihre Hunde, streichelte sie kurz und lief zur Tür, um sie einen Spalt zu öffnen.
Maxine Wells sah alles. Die große Spannung und die Angst hatten sie verlassen. Sie konnte sich wieder auf sich selbst konzentrieren und merkte jetzt, dass die leichten Schmerzen in ihrem Kopf wieder zugenommen hatten. So einfach hatte sie den Schlag nicht überwinden können, und wenn sie ging, dann hatte sie manches Mal das Gefühl, nicht mit beiden Beinen auf dem Boden zu stehen, sondern darüber zu schweben. Bei ihr kam einiges zusammen: die körperliche Schwäche und auch der seelische Druck.
Auch wenn sie stark nachdachte, sie selbst sah keine Chance, dieser Falle zu entkommen. Hier hatte nur eine Person das Sagen. Wenn es für Maxine Hoffnung gab, dann lag diese in anderen Händen und hörte auf den Namen John Sinclair.
Die Nacht war vorüber. Draußen war es längst hell. Wenn er die erste Maschine von London aus genommen hatte, hätte er schon längst gelandet und auch bei Carlotta sein müssen. Und die würde bestimmt kein Blatt vor den Mund nehmen.
Das Vogelmädchen war in der Rechnung der Alexandra di Baggio nicht einmal der unbekannte Faktor. Sie war eine Größe, die es noch nicht gab. Die Voodoo-Gräfin war mit ihr nicht konfrontiert worden, sie wusste überhaupt nichts von Carlotta, denn Maxine hatte ihr trotz der Bedrohung durch die Hunde nichts gesagt. Darauf war sie jetzt
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