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1307 - Die toten Frauen von Berlin

1307 - Die toten Frauen von Berlin

Titel: 1307 - Die toten Frauen von Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Frauen.«
    Das brachte sie zumindest dazu, über ihr Schicksal nachzudenken. Sie hatte es geschafft, aber es gab noch welche, denen es nicht so gut ging wie ihr.
    Sie nickte. Zwar nicht aus Überzeugung, aber das war auch nicht nötig. Als sie einen zögerlichen Schritt auf uns zutat, sagte Harry genau das Richtige.
    »Wir geben auf Sie Acht. Sie brauchen keine Sorgen zu haben. Aber diese Frau ist im Moment die einzige Spur, die wir verfolgen können.«
    »Aber sie wollte mich töten!«, flüsterte Eve.
    »Das wird sie nicht mehr schaffen.«
    Harry hatte sie überzeugt. Sie gab sich noch einen Ruck und ging dann vor. In ihrem Gesicht bewegte sich nichts. Aber sie stand unter Strom, das sahen wir ihr an. Bei jedem Aufsetzen des Fußes bebte sie. Es sah so aus, als wollte sie lieber zurückgehen, als den Weg nach vorn zu nehmen.
    Ich machte ihr Platz. Sie sollte den Kontakt störungsfrei aufnehmen können. Für mich stand schon fest, dass es eigentlich nur um die beiden Frauen ging. Harry und ich waren in diesem Fall mehr ein störendes Beiwerk. Die Fremde war geschickt worden, um Eve zurückzuholen oder zu töten. Beides war möglich.
    Eve Sandhurst blieb stehen, als ich ihr ein Zeichen gab. Die Distanz zwischen den beiden Frauen war optimal. Wenn die Schwarzhaarige den Auftrag erhalten hatte, bei Eve etwas zu unternehmen, dann musste das einfach passieren. Das sagte mir schon die Logik.
    Es war schwer, beide im Blick zu behalten, und so konzentrierte ich mich mehr auf die Fremde am Boden. Der Griff der Stofftasche hing noch immer in ihrer Armbeuge.
    Es war gut, was wir getan hatten, denn zum ersten Mal erlebte ich bei ihr eine Regung, das Gesicht blieb weiterhin starr, was nicht für die Augen der Person galt. In ihnen wechselte der Ausdruck, und so etwas wie Erkennen stahl sich hinein.
    »Fragen Sie etwas!«, flüsterte ich Eve zu.
    »Was denn?«
    »Fragen Sie, was sie von Ihnen wollte.«
    Eve nickte andeutungsweise. Sie hatte es schwer, das zeigte sie uns auch. Tief holte sie Luft, und mit einer hektisch klingenden Flüsterstimme brachen die Worte aus ihr hervor.
    »Wolltest du zu mir? Warum? Was hast du mit mir vorgehabt? Los, sag es mir!«
    Eine Antwort wäre sicherlich zu viel verlangt gewesen, aber wir erhielten trotzdem eine, wenn auch nicht gesprochen. Die fremde Frau fing an, sich zu bewegen. Der stumpfe Ausdruck in ihren Augen war einem lauernden und irgendwie auch wissenden Blick gewichen. Sie musste etwas tun, und sie stützte sich dabei an der Wand ab. An ihr kroch sie förmlich in die Höhe. Dass ihr rechter Arm durch meinen Schlag hart getroffen worden war, störte sie nicht. Bei einem normalen Menschen hätte das anders ausgesehen, nicht bei ihr.
    War sie doch ein Zombie?
    Ich hatte Zeit und, wechselte das Kreuz von der Brust in meine rechte Tasche. Dort konnte es zunächst bleiben. Wenn es nötig war, würde ich es im richtigen Moment einsetzen.
    Sie stand jetzt!
    Ich warf einen Blick zu Harry Stahl. Er sah aus, als stünde er auf dem Sprung. Auch wenn die Schwarzhaarige mit einem Mordauftrag unterwegs war, sie würde es nicht schaffen, das stand fest, doch danach sah es im Moment nicht aus.
    Beide standen sich jetzt gegenüber und schauten sich an. Eve wäre am liebsten geflohen, doch zu unserem Glück spielte sie mit, und das gefiel mir.
    Ich spürte, dass in den nächsten Sekunden etwas passieren würde. Sie konnten hier nicht eine halbe Ewigkeit stehen bleiben, aber die fremde Frau zeigte keinerlei Anstalten, etwas zu unternehmen. Sie gab Eve kein Zeichen, mit ihr zu gehen. Sie deutete nicht auf die Tür und drehte sich nicht mal in diese Richtung.
    Was wollte sie dann?
    Wir bekamen es zu sehen. Gleichzeitig wurde uns bewusst, dass wir einen Fehler begangen hatten. Der Arm der Fremden rutschte wieder hinein in die Tasche. Eve verfolgte die Bewegung mit ihren Blicken, ohne jedoch etwas zu unternehmen.
    Die Hand verschwand – und kehrte wieder zurück.
    Diesmal mit einem Messer!
    Harrys Warnruf erreichte mich, als ich bereits unterwegs war.
    Die Dunkelhaarige musste die Hand erst drehen, um die Klinge in den Leib stoßen zu können, doch diese Zeit ließ ich ihr nicht.
    Mit meinem Kreuz war ich schneller, und das presste ich ihr gegen den Hinterkopf.
    Kein Schrei, aber es gab trotzdem eine Reaktion. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, weil durch ihren Körper so etwas wie ein Stromstoß gefahren war. Aus ihrem Mund drang ein Geräusch, das schwer einzuordnen war. Sie konnte nicht mehr zustoßen

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