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1307 - Die toten Frauen von Berlin

1307 - Die toten Frauen von Berlin

Titel: 1307 - Die toten Frauen von Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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weiterhin fest. Mit wütenden Schlägen hämmerte ich den Arm gegen die Wand. Hinter mir hörte ich Stimmen. Harry und Eve sprachen durcheinander, doch ich dachte nur an meine Aufgabe.
    Es klappte. Die Wucht der Schläge sorgte dafür, dass der Frau die Pistole aus der Hand rutschte. Das Geräusch, mit dem sie am Boden landete, war wie Musik in meinen Ohren. Mit einem Tritt schlug ich die Beine der Person zur Seite.
    Sie fiel hin und wurde erst jetzt von mir losgelassen. Vor meinen Füßen blieb sie liegen. Ich war versucht, die Beretta zu ziehen, doch die Waffe ließ ich stecken, als ich sah, dass mir von der Person keine Gefahr drohte.
    Sie saß am Boden und schaute hoch. Sie sah mich oder uns, aber sie blickte hindurch. Es war im Moment eine Szene, mit der wir alle nichts anfangen konnten. Auch Eve Sandhurst und Harry Stahl nicht, die neben mir standen. Beide schüttelten die Köpfe, als hätten sie sich abgesprochen.
    »Es ist eine von ihnen, nicht wahr?«, fragte ich leise.
    Eve nickte. Sie zitterte noch immer. Mit der linken Hand umfasste sie ihr Kinn. »Ich habe sie als nackte Person in meinem Gefängnis gesehen. Ich erkenne sie wieder.«
    »Sag was!«, murmelte Harry.
    Ich schaute nach unten. Die Frau tat nichts. Sie sah jetzt aus wie versteinert. Kein Leben zeigte sich in ihrem starren Gesicht. Es war so blass und stand in einem harten Kontrast zu den gefärbten Haaren. Die Lippen waren zusammengepresst.
    Harry bückte sich und hob ihre Waffe auf, die er in seinen Gürtel steckte.
    »Sie wollte mich töten!«, murmelte Eve. »Ja, sie ist gekommen, um mich zu töten. Erschießen. Sie hat mich gefunden. Man jagt mich. Man will mich zurückhaben…«
    Das stimmte alles, aber ich wollte es aus dem Mund der anderen hören. Dabei bezweifelte ich, dass es leicht sein würde, sie zum Reden zu bringen. Sie schaute mich zwar an, doch das war nicht mehr der Blick eines normalen Menschen. In ihm sah ich eine gnadenlose Kälte und zugleich eine Leere. Der Blick und das Gehirn waren nicht mehr miteinander verbunden. So wie sie hätte auch ein Roboter oder eine Puppe sein können.
    Eve traf mit ihren Worten das, was mir ebenfalls durch den Kopf ging. »Sie ist doch tot gewesen, das weiß ich genau. Wie… wie … kann sie dann noch gehen? Tote können das nicht. Tote sind …« Sie verschluckte sich an ihren eigenen Worten. Die Panik drängte sich wieder hoch, und Harry war so gut, sich um sie zu kümmern. Er umfasste ihre Schulter und führte sie von uns weg.
    Wer war sie?
    Konnte man sie als eine lebende Leiche bezeichnen? Als ein Tote, die sich trotzdem bewegte wie ein normaler Mensch? Wenn das stimmte, war sie so etwas wie ein Zombie. Ein tumbes Wesen, das nicht mehr normal dachte und geführt wurde.
    Noch hatte ich mein Kreuz nicht hervorgeholt. Ich wollte es auch so lange wie möglich unter der Kleidung versteckt lassen. Eine Reaktion war nicht zu spüren, und deshalb steckte in mir noch eine gewisse Hoffnung, es nicht mit einer lebenden Leiche zu tun zu haben. Ich wollte die Frau behandeln wie einen normalen Menschen.
    Sie traf keinerlei Anstalten, sich zu erheben. Dass der Lift inzwischen stoppte und weitere Menschen entließ, bekam ich kaum mit.
    Außerdem kümmerte man sich nicht um uns. In diesem Bau ging ein jeder seinen eigenen Sorgen nach.
    Ich streckte ihr den linken Arm entgegen. Eine Geste, die sie hoffentlich begriff. Aber ich hatte Pech, denn sie bewegte sich nicht und griff nicht nach meiner Hand.
    »Kannst du reden?«
    Die Augen hatte ich nicht aus dem Blick gelassen, weil ich hoffte, dort eine Reaktion zu erleben. Auch das war nicht der Fall. Sie tat einfach nichts.
    »Wer hat dich geschickt?«
    Harry Stahl mischte sich ein. »Lass es sein, John, sie wird dir nichts sagen.«
    »Sie muss reagieren.«
    »Warum? Man hat sie auf Eve programmiert und…«
    Ich stieß ihn leicht mit der Faust an. »Das ist die Idee. Es geht ihr um Eve.«
    »Und weiter?«
    »Sie soll uns helfen.«
    Harry wusste zwar nicht, was ich genau damit meinte, aber er protestierte auch nicht. Dafür sprach er Eve Sandhurst an. »Haben Sie gehört, was John Sinclair meinte?«
    Sie nickte.
    »Würden Sie sich zutrauen, zu ihr zu gehen und versuchen, mit ihr ins Gespräch zu kommen?«
    Eve schrak leicht zusammen. Sie versuchte, sich so klein wie möglich zu machen. »Ich kann nicht«, flüsterte sie. »Nein, bitte, das ist nicht möglich und…«
    Ich fuhr ein härteres Geschütz auf. »Bitte, Eve, denken Sie an die anderen

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