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1308 - Tödliche Schwingen

1308 - Tödliche Schwingen

Titel: 1308 - Tödliche Schwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Schwingen an den beiden Seiten des Körpers nicht mehr zu übersehen.
    Es war der Adler!
    Ein König der Lüfte. Doch in diesen Augenblicken stufte ich den Vogel mehr als Feind des Menschen ein. Er hatte das gleiche Ziel wie Carlotta. Ich wusste nicht, was ich noch unternehmen konnte.
    In diesen Momenten wurde mir meine gesamte Hilflosigkeit und Unzulänglichkeit sehr bewusst. Ich war nur ein normaler Mensch mit normalen Kräften, der am Fuß der Felsen stand und mit ansehen musste, dass die Musik ganz woanders spielte. Dort, wo ich nicht hinkam.
    Auch Eden hatte etwas bemerkt. Aus seiner Kehle drang ein Heulton. Er drückte seinen Körper gegen mein rechtes Bein.
    Bisher hatte ich Maxine Wells noch nicht zu Gesicht bekommen.
    Doch ich glaubte zu wissen, wohin man sie entführt hatte. Der Adler war stark genug, um auch einen Menschen zu tragen, und er würde ihn in die Höhe bis hin zum mittleren Turm schaffen.
    Was auch Carlottas Ziel war.
    Es stellte sich nur die Frage, ob sie noch in der Lage war, ihre Ziehmutter zu retten. Viel Hoffnung hatte ich nicht…
    ***
    Angst kann bedrücken und Handlungen lähmen. Angst kann einen Menschen auch anpeitschen und ihm die Kraft geben, die er unbedingt braucht. So verhielt es sich bei Carlotta.
    Sie wusste genau, dass sie schnell sein musste, und wollte auch nicht darüber nachdenken, wie viel Zeit ihr noch blieb. Ihr Verfolger war schnell und würde auch schnell seine Überraschung überwunden haben. In dieser kurzen Zeitspanne musste es Carlotta schaffen, Maxine vom Felsen zu holen und in Sicherheit zu bringen.
    Deshalb strengte sie sich an wie selten in ihrem Leben. Ihre Flügel bewegten sich hektisch. Der Flugwind trieb kleine Glassplitter gegen ihr Gesicht und verschlug ihr den Atem.
    Die Augen hielt sie offen. Der Wind schnitt ebenfalls dort hinein.
    Sie spürte die kalten Tränen, schaute nicht nach unten und sah nur ein markantes Ziel.
    Carlotta wusste nicht, auf welchem der drei Felsen Maxine festgehalten wurde. Instinktiv entschied sie sich für den in der Mitte.
    Er ragte am höchsten auf.
    Sie flog ihn an. Sie stieg höher, und sie kam näher. Sie ließ ihn nicht aus den Augen. Im Gegensatz zu einem normalen Menschen sah Carlotta in der Dunkelheit recht gut. Ihre Sinne waren durch die Manipulation geschärft worden, und genau das sah sie als einen Vorteil an.
    Deshalb entdeckte sie auch das Nest!
    Der Adler hatte es nicht auf dem Felsen gebaut. Es »klebte« an der Wand. So sah es zumindest beim ersten Hinschauen aus. Bis das Vogelmädchen den Vorsprung entdeckte, der dem Adlerhorst von unten her einen entsprechenden Halt gab.
    Noch war ihr Sichtwinkel zu schlecht. Sie konnte nicht in das Nest hineinschauen. Das änderte sich, als sie mit noch stärkeren Flügelbewegungen an Höhe gewann und plötzlich über dem Nest schwebte.
    Sie schaute hinein.
    Eine Person hockte geduckt in dem recht großen Horst. Jetzt drehte sie den Kopf, weil sie etwas bemerkt hatte, und Carlotta schaute direkt in das Gesicht ihrer Ziehmutter…
    ***
    Sie schrie!
    Nein, es war kein normaler Schrei. Carlotta rief vielmehr den Namen ihrer Ziehmutter. Sie hatte bei ihr eine gewisse Lethargie festgestellt und wollte sie daraus hervorholen.
    Maxine reagierte auch. Allerdings nicht so, wie Carlotta es erwartet hätte. Ihre Bewegungen sahen müde aus. Beide Arme hob die Tierärztin an. Die Geste sagte genug. Sie brauchte Hilfe, und die würde sie auch bekommen. Deshalb war Carlotta hier.
    Die Zeitspanne zwischen dem Erkennen der Lage und dem Handeln hatte nicht mal Sekunden gedauert. Es durfte keine Verzögerung geben. Noch hatte sich der Verfolger nicht blicken lassen, aber darauf wollte Carlotta auf keinen Fall bauen.
    Von oben her schwebte sie dem Nest entgegen. In der Dunkelheit sah Maxines Gesicht wie ein bleicher Schatten aus, auf dem sich graue Flecke verteilten. Ihre Augen standen weit offen, der Mund ebenfalls. Als Carlotta sie anfasste und sie aus kurzer Entfernung anschaute, da hatte sie den Eindruck, dass Maxine weggetreten war. In ihren Augen lag ein Blick des Unbegreiflichen.
    »Ich bin da, Max. Ich habe dich gefunden. Komm hoch. Wir fliegen weg. Sofort.«
    Maxine reagierte nicht. Wäre sie in einem Normalzustand gewesen, hätte sie sich sofort erhoben. Hier aber hatte sie das Geschehen durcheinander gebracht.
    Sie blieb sitzen!
    Carlotta dachte darüber nicht weiter nach. Sie ließ sich vor Maxine in die Knie sinken und zog die Tierärztin hoch. Sie musste zumindest knien, damit

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