1309 - Drei Leichen bis zum Teufel
Klingelknopf. »Soll ich?«
Ich überlegte noch. Die Antwort wurde uns abgenommen. Eine neugierige Nachbarin aus dem unteren Bereich hatte uns bemerkt und streckte ihren Kopf durch das offene Fenster.
»Zu wem wollen Sie denn? Außerdem können Sie Ihren Wagen nicht so komisch parken.«
»Scotland Yard«, sagte ich zu der Frau, die das Blaulicht auf dem Dach wohl übersehen hatte.
»Himmel, was will die Polizei denn bei uns?« Sie drückte ihre Hände gegen den flachen Busen.
»Zu Hazel Smith.«
»Ach. Wegen des Krachs in der vergangenen Nacht?«
»Wieso?«
»Da lief eine Party. Ist aber nicht schlimm. Sie hatte ja Geburtstag. Die wird um diese Zeit noch im Bett liegen.«
»Wir brauchen nur ihre Zeugenaussage. Wenn Sie jetzt so freundlich wären und uns öffnen würden.«
»Klar doch«, sagte sie vom Fenster verschwindend, »was tut man nicht alles für Scotland Yard.«
»Das ist nett.« Meine Worte hörte sie schon nicht mehr.
Außerdem ertönte der Türsummer.
Wir betraten den Hausflur. Hier war alles eng. Dem passte sich die Treppe an. Zwar erschien die Nachbarin in der offenen Tür, doch wir kümmerten uns nicht um sie, sondern stiegen die aus Holz bestehenden Stufen zur ersten Etage hoch.
Es gab dort zwei Wohnungen. Die Türen lagen sich gegenüber.
Diesmal drückte Suko auf den Klingelknopf. Wir warteten darauf, dass geöffnet wurde.
Leider nicht.
Die Nachbarin schien Recht zu haben. Es war ganz natürlich, dass jemand nach einer ausgiebigen Geburtstagsfeier lange schlief.
Nicht aber in unserem Fall. Hier dachten wir anders. Es gab einen Killer, der möglicherweise alle Spuren vernichten wollte.
Als sich nach dem zweiten Schellen auch nichts tat, nickte mir Suko zu. »Wir sollten es versuchen.«
Ich wusste, was er damit meinte. Sehr stabil sah die Tür nicht aus.
Hinzu kam noch ein Geräusch, das uns alarmierte. Wir glaubten, so etwas wie einen Schrei gehört zu haben.
Genau das war der endgültige Auslöser für uns.
Gemeinsam nahmen wir Anlauf. Suko war etwas schneller als ich. Er prallte mit seinem gesamten Gewicht gegen die Wohnungstür, und meines musste ich noch hinzuaddieren. Allerdings war es mehr ein Stoß. Ich hatte mit aller Kraft in Höhe des Schlosses gegen die Tür getreten.
Sie brach auf.
Wir fielen praktisch in die Wohnung und hinein in einen recht engen Flur. Für Suko war es ein Problem, sich auf den Beinen zu halten. Mit der zusammenbrechenden Tür wurde er in den Flur hineinkatapultiert und prallte gegen eine grün angestrichene Kommode.
Ich kletterte so schnell wie möglich über das Türhindernis hinweg, sah auch offene Zugänge, doch mein Blick fiel zufällig zuerst nach links und damit hinein in ein kleines Bad.
Mir stockte der Atem.
Auf dem Boden lag eine fast nackte, blutende Frau!
***
Ich fuhr mit einer heftigen Bewegung weiter nach links herum, denn ich hatte nur ein Ziel, eben das Bad.
»Durchsuch die anderen Räume!«, schrie ich Suko zu und war schon über die Schwelle gehuscht.
Durch Blut kann eine Szene schlimmer aussehen als sie es in Wirklichkeit ist. Das erlebte ich auch in meinem Fall. Die Frau lag zwar in einer Lache und schnappte immer wieder hastig nach Luft, aber sie war nicht tot, und das zählte momentan. Alles andere war in diesem Fall mehr als unwichtig.
Wegen des Platzmangels hatte sich die Frau nicht auf dem Boden ausstrecken können. Ich sah sie mehr sitzend als liegend, und mit dem Rücken lehnte sie an der Wand. Mit ihren blutbefleckten Händen stützte sie sich ab. Sie sah mich, doch ihr Blick sagte mir, dass sie mich kaum wahrnahm und ich ihr auch nichts sagte.
Sie befand sich noch immer in einer anderen und schrecklichen Welt. »Nicht, bitte nicht«, flüsterte sie. »Ich habe nur getan, was ich musste. Ich will nicht sterben.«
Sie sprach schnell und hektisch. Dabei schaute sie mich mit einem Blick an, den man nur schlecht beschreiben konnte.
Darin vereinigten sich all ihre schlimmen Gefühle und möglicherweise die Erinnerung daran, was sie durchgemacht hatte.
»Keine Sorge«, sagte ich leise, aber eindringlich. »Sie brauchen keine Angst mehr zu haben, Hazel. Wir sind bei Ihnen. Derjenige, der Ihnen das angetan hat, ist verschwunden.«
»Töten!«, keuchte sie. »Er wollte mich töten. Er hatte ein so großes und schreckliches Messer. Er hat mich damit angegriffen und in meinen Bauch geschnitten. Er… er wollte noch mehr. Auch foltern. Ich sollte langsam sterben …«
»Ja, und darüber können Sie im Nachhinein froh
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