131 - Der Mörder aus dem Totenreich
Gerümpel, stieß grimmig alles von sich und erhob sich wieder. Die leere Urne war ihm aus den Händen gerutscht. Er nahm sich nicht die Mühe, sie zu suchen. Sie interessierte ihn nicht mehr. Es genügte ihm, zu wissen, daß sie leer war.
Dadurch ergab sich für ihn eine völlig neue Situation. Nun konnte er sich sehr gut vorstellen, daß Buzz Janssen die Rückkehr aus dem Totenreich geschafft hatte.
Ihm war bekannt, daß dieser Weg voller Gefahren war, deshalb nahm er an, daß Janssen Unterstützung gehabt hatte. Vielleicht von Atax. Oder von Mago. Es kam aber auch jeder andere Dämon in Frage.
Irgendein Höllenwesen hatte seine Hand schützend über Buzz Janssen gehalten und ihn sicher zurückgeleitet, damit er seine schrecklichen Taten fortsetzen konnte.
Im Augenblick war nicht so wichtig, wer Buzz Janssen begleitet hatte. Vorrangig war, dem Killer aus dem Totenreich den Garaus zu machen, bevor ihm noch mehr Menschen zum Opfer fielen.
Mr. Silver bekam mit, daß Tony Ballard sich absetzte. Rebecca Janssen schickte einen »Zandor« hinter ihm her. Mr. Silver hoffte, daß es Tony gelang, den Mann auszutricksen.
Er brach eine Tür auf, ging durch den verschachtelten Keller und gelangte in einen schwarzen Zeremonienraum. Auf einem Altar standen ein umgedrehtes Kreuz und Symbole, die das Böse verkörperten.
An der Wand hing ein rotes Tuch, das mit einem großen, schwarzen Teufelsgesicht bestickt war. Der Ex-Dämon verließ den Raum, entdeckte eine Treppe und eilte die Stufen hinauf.
Er erreichte eine schwere Bohlentür. Sie war abgeschlossen, der Schlüssel steckte jedoch im Schlüsselloch. Mr. Silver drehte ihn und trat in die kalte Dunkelheit hinaus.
***
Wer die Bestattung durchgeführt hatte, erfuhr Mr. Silver von Tucker Peckinpah. Der Mann hieß Peter Railsback und war in Clerkenwell zu Hause.
Railsback wohnte über den Räumen seines Beerdigungsinstituts. Das war bestimmt nicht jedermanns Sache, doch Railsback störte es nicht. Er hatte keine Angst vor Toten, Schon als Kind hatte er Leichen gesehen, denn das Institut war von Mr. Railsback senior gegründet worden. Er hatte fast täglich mit Toten zu tun. Er wusch sie und betreute sie kosmetisch, damit sie aussahen, als würden sie friedlich schlummern.
Die Angehörigen sollten keinen Schock kriegen, wenn auf dem Friedhof der Sarg noch einmal geöffnet wurde, damit man sich für immer von den Verblichenen verabschieden konnte.
Auf seinem Gebiet war Peter Railsback ein Künstler. Selbst entstellte Unfallopfer brachte er soweit hin, daß sie glücklich und zufrieden aussahen.
Verheiratet war Mr. Railsback nicht. Dreimal hatte er den großen Schritt zu tun versucht, aber er war jedesmal gescheitert. Sobald er der Dame seines Herzens sagte, was für einen Beruf er ausübte, wollte sie nichts mehr von ihm wissen.
Eine wäre sogar beinahe in Ohnmacht gefallen.
Er hatte sich inzwischen damit abgefunden, allein durchs Leben zu gehen. Da hieß es immer, die Menschheit wäre durch die Medien abgestumpft und verroht, und dann geriet er an drei Frauen, die so zart besaitet waren, daß sie vor einem harmlosen Bestattungsunternehmer in heller Panik die Flucht ergriffen.
Als Mr. Silver das Institut betrat, lag Peter Railsback im Bett und las mit brennenden Augen ein Buch. Es war ziemlich dick und handelte von einem neuen Messias, der kommen und die Menschheit in ein gelobtes Land führen sollte.
Railsback hätte nicht gedacht, daß dieses Werk so gepfefferte Bettszenen enthalten würden. Er wurde ganz unruhig während des Lesens.
Plötzlich war ihm, als hörte er, wie sich eine Tür leise wimmernd bewegte. Unten im Institut. Er legte das Lesezeichen zwischen die Seiten und klappte das Buch zu.
Er nahm die schmale Lesebrille ab und lauschte mit offenem Mund. Tatsächlich, da war jemand im Institut unterwegs. Peter Railsback hatte einen Toten im Haus, aber der konnte es nicht sein.
Dachte jemand, im Bestattungsinstitut wäre etwas zu holen? Die Zahlungen wurden zumeist bargeldlos abgewickelt. Verrechnungsschecks brachte Peter Railsback immer gleich zur Bank.
In der Handkasse befand sich ein Betrag, der so lächerlich gering war, daß sich ein Einbruch nicht lohnte.
Der Bestattungsunternehmer stand auf und zog seinen Schlafrock an. Er hatte keine Waffe im Haus, war ein Gegner von Waffen. Immer wieder passierten schlimme Unfälle damit. Ein Mann schoß sich beim Reinigen seines Gewehres eine Kugel in den Kopf. Ein anderer traf mit einer Pistole, die er für
Weitere Kostenlose Bücher