131 - Der Mörder aus dem Totenreich
ich.
»Er ist hoffentlich leer«, bemerkte Brian »Speedy« Colley. Jeder Mann aus der Welt des Guten hatte eine andere Fähigkeit, derer er sich bediente, wenn es zum Kampf kam. Brians »Spezialität« war, daß er sich mit Lichtgeschwindigkeit bewegen konnte. Das hatte ihm den Beinamen Speedy eingebracht.
»Jetzt ist er leer«, sagte ich. »Bis vor kurzem lag ich drin, und vor mir Buzz Janssen.«
Sie wußten, wer Buzz Janssen war. Es hatte in den Zeitungen gestanden. Sie wollten hören, wie ich in den Sarg gelangt war, und ich erzählte ihnen die ganze Geschichte.
Nur Terence Pasquanells Auftritt erwähnte ich noch nicht.
Da mein nächtlicher Besuch einen triftigen Grund haben mußte, nahm Daryl Crenna an, daß ich die Hilfe des »Weißen Kreises« in Anspruch nehmen wollte.
»Du weißt, wir greifen dir jederzeit gern unter die Arme«, sagte der Mann, der in seiner Heimat Pakka-dee hieß.
»Ja«, schloß sich Thar-pex an. »Was können wir für dich tun? Sollen wir uns an der Jagd nach Buzz Janssen beteiligen?«
»Freunde, ihr wißt leider noch nicht alles«, sagte ich schweren Herzens.
»Was für Kummer hast du noch?« erkundigte sich Bruce O’Hara.
Ich brachte es kaum über mich, ihn anzusehen. »Als ich in diesem Sarg lag, dachte ich, es wäre um mich geschehen. Es sah so aus, als müßte ich mit meinem Leben abschließen. Niemand wird wissen, wo man dich verscharrt hat, sagte ich mir. Nicht einmal Blumen können dir deine Freunde aufs Grab legen.«
»Ein Glück, daß du es schließlich doch noch geschafft hast, dich zu befreien«, sagte Speedy.
Ich schüttelte langsam den Kopf. »Ich habe mich nicht befreit, ich wurde befreit.«
»Von wem?« fragte Bruce O’Hara. »Von Mr. Silver?«
Wieder schüttelte ich den Kopf. »Kein Freund rettete mich, sondern ein Feind… Yora brachte Buzz Janssen zurück, und nun haben wir die Möglichkeit, sie und Janssen zu Fall bringen zu können. Die Totenpriesterin plant etwas, das uns schmerzlich treffen soll. Wir hätten die Chance, ihren Plan zu durchkreuzen, zunichte zu machen, doch dafür wäre ein hoher Preis zu bezahlen.«
»Um Yora zu kriegen, würde ich auf jede Forderung eingehen«, sagte Daryl Crenna.
Ich hob die Hand. »Vorsicht mit dem, was du sagst!«
»Ich stehe dazu«, behauptete Pakka-dee.
»Wir vertreten denselben Standpunkt«, behauptete Thar-pex.
»Ja, das ist richtig«, sagte der weiße Wolf.
»Wir sollen für die Information mit einem Leben bezahlen«, sagte ich mit belegter Stimme.
»Mit wessen Leben?« fragte Bruce O'Hara.
»Mit deinem«, sagte ich düster.
»Dann steckt Terence Pasquanell dahinter!« knurrte Pakka-dee.
»So ist es, Freunde. Er hat mir das Leben gerettet und ist bereit und in der Lage, Buzz Janssen und möglicherweise auch Yora ans Messer zu liefern, wenn ich ihm dafür Bruce übergebe.«
Im Haus des »Weißen Kreises« war es auf einmal so still wie in einer Gruft…
***
Mr. Silver begriff seinen Freund nicht. Wie hatte Tony Ballard mit Terence Pasquanell einen solch liderlichen Handel eingehen können? Hatte er sich so sehr in Tony getäuscht?
Wem war noch zu trauen, wenn sogar Tony Ballard einem Freund in den Rücken fiel? Zum erstenmal kamen dem Ex-Dämon Zweifel. War es diese Menschheit überhaupt wert, daß er sich mit ganzer Kraft für sie einsetzte?
Wäre es nicht besser gewesen, sie ihrem Schicksal zu überlassen und fortzugehen?
Wohin? Egal, wohin. Eine Heimat hatte Mr. Silver nicht mehr. Die Silberwelt war von einem Höllensturm, den Asmodis einst geschickt hatte, vernichtet worden. Bis zum heutigen Tag hatte Mr. Silver geglaubt, die Erde wäre seine neue Heimat, doch nun war er nicht mehr so überzeugt davon.
Tony Ballard hatte ihn schwer enttäuscht.
Fortgehen… Dieser Gedanke setzte sich in Mr. Silver immer mehr fest. Alle Brücken hinter sich abbrechen… Metal mitnehmen… Roxane suchen… Irgendwo neu anfangen…
Vielleicht würde er sogar Shavenaar zurücklassen. Sollte es Loxagon wieder in die Hände fallen. Was kümmerte es ihn? Er hatte mit dieser Welt nichts mehr zu schaffen, wenn sich nicht einmal sein bester Freund seines Vertrauens würdig erwies.
Der Ex-Dämon blickte auf die Toten, die Tony Ballard zugedeckt hatte.
Er versuchte die zweifelnden, düsteren Gedanken zu verscheuchen. Es war nicht wirklich möglich, daß Tony so völlig anders war.
Sie kannten einander seit vielen Jahren, und immer hatte Tony Ballard zu ihm gehalten. Ich muß ihn falsch verstanden haben, sagte
Weitere Kostenlose Bücher