131 - Pakt mit Luzifer
zu
retten, ehe es zu spät ist...«
*
»Michaela !« entrann
es Petra Gerlachs Lippen. Sie glaubte, den Verstand zu verlieren. Der Name der
Freundin wurde ihr von dem kalten Luftstrom förmlich von den Lippen gerissen.
Die Vorhänge bewegten sich, als würden
unsichtbare Hände heftig daran zerren.
Die Lampe an der Decke schwang hin und her,
und ein Seufzen und Ächzen erfüllte die eisige Luft, als würden unsichtbare Dämonen
schreckliche Laute von sich geben.
Am schlimmsten ging es im Bett und mit dem
Bett zu.
Es wackelte hin und her, wurde geschüttelt
und gerüttelt, und der Mensch, der darin lag, klammerte sich verzweifelt am
Gestell fest, aus Furcht, herauszufallen.
Im Bett lag ein Mann.
Klaus Bender!
Die eisige Luft fegte über ihn hinweg. Die
Decke war weggeschleudert worden und lag vor dem dunkelbraunen, eichenen
Kleiderschrank.
Bender lag in einem Doppelbett. Völlig
angezogen. Ein schwerer Schüttelfrost, als litte er unter einem geheimnisvollen
Fieber, rüttelte seinen Körper durch.
Die beiden Besucherinnen standen wie
erstarrt, ihre Augen weiteten sich, als müßten sie alles in sich aufnehmen.
Es war ein scheußliches, ein erschreckendes
und beängstigendes Bild.
Wirr hingen die Haare in Benders Gesicht, und
der Schweiß tropfte von seiner Stirn.
Er kämpfte wie im Fieber, hatte die Augen
halb geschlossen und stieß kurze, abgehackte Sätze hervor, deren Sinn
unbegreiflich blieb.
Die Schübe im Wäscheschrank sprangen auf, als
erhielten sie von hinten einen heftigen Stoß. Handtücher und Unterwäsche wurden
von unsichtbarer Hand herausgezerrt und flogen durch die Luft. Der eisige Wind
fuhr hinein und blähte einzelne Stücke auf wie Segel. Sie flatterten und flogen
gegen Wände und Decke und blieben schließlich an der alten Lampe mit dem
Pergamentschirm hängen.
Petra Gerlach wußte selbst nicht, woher sie
den Mut und die Kraft nahm, die Schwelle zu überschreiten, zum Bett zu laufen
und beide Hände gegen die rechte Schulter des fiebernden Mannes zu ;drücken .
Michaela May unterstützte sie dabei. Sie
preßten Bender in die Kissen. Der Mann stöhnte. Seine Augenlider flatterten.
Sein Gesicht war kreidebleich, die Haare klebten auf seinem schweißnassen Kopf.
Der Wind pfiff und fuhr in die Haare der
beiden Frauen, als wären es lange, spitze, knöcherne Finger, die sich in ihre
Frisuren bohrten und sie auseinanderrissen.
Die Fenster waren geschlossen, ebenso die
Rolläden. Die Luft im Innern des Schlafzimmers, das einen verwahrlosten
Eindruck machte, war unerträglich.
Klaus Bender atmete hektisch und flach. Er
bebte am ganzen Körper, und dieses Vibrieren setzte sich fort auf das Bett und
über die Wand.
Eine eiskalte Hand griff nach Petra Gerlachs
Herzen.
Hier stimmten die physikalischen Gesetze nicht
mehr, hier ging etwas Übernatürliches vor!
Es gab unsichtbare Kräfte, davon waren auch
die Leute überzeugt, die sich ernsthaft mit der Erforschung
naturwissenschaftlicher Aufgaben befaßten, die eingesehen hatten, daß es mehr
Dinge gab, als man messen, wiegen und greifen konnte.
Psi-Kräfte! Telepathie, Telekinetik - im
Osten und Westen hatte ein Wettlauf begonnen, die geheimnisvollen geistigen
Kräfte im Menschen zu erforschen und zu nutzen.
Seltsam, daß sie gerade jetzt, in diesem
ungewöhnlichen Augenblick, an diese Dinge denken mußte.
Doch das hier war mehr. Klaus Bender war
nicht mehr Herr seiner selbst. Fremder Geist schien ihn zu erfüllen. Was hier
geschah, war in höchstem Maß erschreckend, war teuflisch.
Der Gedanke erfüllte sie mit nacktem
Entsetzen.
Teuflisch! Hatte der - Teufel persönlich
seine Hand im Spiel?
Petra war vollkommen durcheinander. Da gab es
bestimmte Bilder, die sie ähnlich schon mal gesehen zu haben, glaubte.
In Zeitschriften? Man hatte einen Film
besprochen, in dem ein Satansthema behandelt wurde.
Aber das war reine Erfindung, auch wenn es
hieß, daß der Autor der Geschichte durch einen echten Fall von Besessenheit zu
seiner Story angeregt worden sei.
Ihre Gedanken wirbelten weiter durcheinander.
Die junge Frau war unfähig, logisch zu denken.
Sie mußte handeln und einen Arzt rufen, die
Polizei verständigen.
Die Wäschestücke flogen immer noch durch das
Schlafzimmer.
»Klaus !« brüllte
Petra aus Leibeskräften in der Absicht, das Rauschen und Dröhnen zu übertönen.
»Klaus! Kannst du mich hören ?«
Eine heftige Windbö fuhr über sie hinweg
unter das Bett. Michaela Mays Rock wurde in die Höhe gedrückt,
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