131 - Pakt mit Luzifer
das Verlangen, sofort sein Hotel aufzusuchen, das für
ihn reserviert worden war.
Zuerst schien ihm die Begegnung mit Schneider
wichtig, für ihn und das, was er durch den Mittelsmann zu erfahren hoffte.
Nun war er hier im Leichenschauhaus und
stellte fest, daß das seltsame Mal sich genau mit jenem auf dem Gesicht eines
jungen unbekannten Toten deckte, den die Wellen des Mittelmeeres ans Ufer
gespült hatten.
Vor seinem geistigen Auge ließ Larry noch mal
all das Revue passieren, was bis jetzt wichtig schien.
Angefangen hatte es mit einem Playboy namens
George Millan.
Sein Tod, der wie ein Selbstmord ausgesehen
hatte, wurde von einem nachdenklichen Captain der Mordkommission als Mord
hingestellt. Millan war mit aufgeschnittener Pulsader in seinem feudalen
Hotelzimmer aufgefunden worden. In seinem Gesicht fand sich das teuflische,
unerklärliche Mal, von dem niemand wußte, wie es dorthin gekommen war.
Fall Nummer zwei: der Captain. Ihn fand man
in seiner Wohnung, das Herz aus der Brust geschnitten. Auch er trug das
unheimliche Mal.
Fall Nummer drei: ein Barbesitzer aus
Alexandria. Saki Dudai war der dritte Träger des satanischen Mals. Ihn fand man
erhängt auf. Ein lebenslustiger Mann, der gutes Essen, Trinken und die Frauen
liebte, schied nicht von selbst grundlos aus dem Leben. Jedenfalls gab es kein
Motiv für eine solche Annahme.
Diese drei Morde waren in größeren
Zeitabständen erfolgt.
Fall Nummer vier lag offensichtlich noch
keinen Monat zurück, auch wenn die PSA erst jetzt davon Meldung erhielt.
Vor noch nicht vierundzwanzig Stunden hatte
man den Unbekannten aus dem Mittelmeer gezogen, ebenfalls mit dem
geheimnisvollen Mal gekennzeichnet. Hier war der Mörder vor knapp einem Monat
tätig geworden.
Aber nun gab es schon Fall Nummer fünf! Dr.
Mathias Prühning, ein junger Arzt aus Frankfurt, war gestern abend ermordet
worden. Der geheimnisvolle Mörder hatte auch hier seine Visitenkarte
hinterlassen. Kein Fall ähnelte - abgesehen von den Zeichen - dem anderen. Alle
Toten hatten nie in ihrem Leben Kontakt miteinander gehabt - und doch mußten
sie in einen geheimnisvollen, mysteriösen Plan passen. Diese bizarren Morde
ergaben sonst keinen Sinn. Niemand konnte sich einen Reim darauf machen.
»Er ist uns ganz nahe«, murmelte Larry und
nickte dem Angestellten mit dem wächsernen Gesicht, das zu seinen Schützlingen
paßte, die er hier zu beaufsichtigen hatte, leicht zu. Der Mann zog das Laken
wieder über den Toten. »Er ist uns ganz nahe«, wiederholte Brent, dem Blick des
Kommissars begegnend. »Und doch wissen wir nichts von ihm. Er kann noch in
Frankfurt sein, aber er muß nicht. Wir können alles und nichts vermuten. Das
ist das Verrückte an der ganzen Geschichte, Kommissar! Was hat Dr. Prühning mit
einem Playboy in Florida zu tun oder mit einem Barbesitzer in Alexandria? Ein
junger Arzt, der erst vor kurzem eine Praxis eröffnete, wird das Opfer eines
Wahnsinnigen. Das ist das einzig richtige Wort, das ich in diesem Moment dafür
finde. Es gibt eine weitere Merkwürdigkeit, über die ich gern mit Ihnen sprechen
möchte«, fuhr X-RAY-3 fort, als er neben Kommissar Schneider im Wagen saß und
die beiden Männer durch die Innenstadt fuhren.
»Nur ein einziges Mal wurde in der Presse das
geheimnisvolle Mal erwähnt. Damals, als George Millan gefunden wurde. Vor fünf
Jahren. Von diesem Zeitpunkt an kam es zu keinen weiteren Veröffentlichungen
und Hinweisen. Die Vermutung, daß also jemand die Masche mit der
>Drachenschlange< nachmacht, um es mal so auszudrücken, steht auf
schwachen Füßen. Wir müssen einfach von dem Gedanken ausgehen, daß es sich in
der Tat um den selben Täter handelt, daß er weltweit
aktiv ist und sinnlos zuschlägt. Aber selbst in dieser Sinnlosigkeit steckt ein
Prinzip. Wir erkennen es nur nicht. Das ist unser Manko. Ich habe eine Bitte an
Sie, Kommissar: setzen Sie Ihren ganzen Polizeiapparat in Bewegung, um
herauszufinden, wer die Patienten Dr. Prühnings waren, mit welchen Personen er
zuletzt verkehrt und ob vielleicht doch gestern abend eine Beobachtung gemacht
wurde, von der wir noch nichts wissen. Jede Kleinigkeit in diesem Zusammenhang
ist wichtig. Der Mörder kann sich immer noch in dieser Stadt aufhalten. Er kann
uns ganz nahe sein. Die Chance, unmittelbar nach einem solchen Vorfall anwesend
zu sein, da alle Spuren noch frisch sind, hatten wir noch nie. Wir müssen etwas
tun, wir stehen unter Handlungszwang, um weitere, unschuldige Menschenleben
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