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1314 - Im Bann der schönen Nymphe

1314 - Im Bann der schönen Nymphe

Titel: 1314 - Im Bann der schönen Nymphe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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der nicht glauben konnte, was er sah. Als sie die ganze Wahrheit erfasste, da rannte sie los wie eine Sprinterin, die soeben den Startschuss vernommen hatte.
    Mit ihr flog die Erleichterung darüber herbei, dass sie Jenny überhaupt gefunden hatte. Es schien etwas mit Jenny zu sein, denn sie tat nichts. Sie lief Amelie nicht entgegen und bewegte sich auch nicht einen Millimeter von der Stelle.
    Fast wäre sie überrannt worden, doch Amelie stoppte im letzten Augenblick und schloss sie in die Arme. Sie presste ihr Gesicht gegen das des Kindes und flüsterte immer wieder: »Bin ich froh, dass ich dich gefunden habe. Bin ich froh…«
    Nur langsam erfasste sie die Veränderung. Der erste Überschwang der Gefühle hatte sie blind dafür gemacht. Jetzt stiegen die Sorgen schlagartig an, als sie merkte, dass sie nicht nur das Kind umfasst hielt, sondern ihre Hände auf eine feuchte Kleidung gelegt hatte. Etwas zündete in ihrem Kopf, und sie trat einen Schritt zurück. Die Hände blieben dabei auf Jennys Schultern liegen.
    »Ich habe mir so große Sorgen gemacht, Kind. Das kannst du dir nicht vorstellen. Zu Recht, denke ich. Aber was ist mit dir passiert? Du… du … bist so nass.«
    »Ja.«
    »Was ist passiert?«
    Jenny wusste, dass sie diese Frage gestellt bekommen würde. Sie hatte Zeit genug gehabt, sich die entsprechenden Antworten zurechtzulegen. Sie versuchte auch, ihrem Gesicht einen möglichst harmlosen Ausdruck zu geben. »Ich… äh … bin durch den Wald gelaufen. Da habe ich dann nicht aufgepasst …«
    »Der Teich?«
    »Genau, Amelie.«
    Das Kindermädchen schlug eine Hand vor ihren Mund. Die Antwort war nicht zu verstehen. Für einen Moment malte sich Angst in ihren Augen ab, doch Amelie riss sich schnell zusammen und schaffte es sogar, ihren Schützling anzulächeln.
    »Jetzt bist du hier. Ist noch mal alles gut gegangen.«
    »Das ist es«, erwiderte Jenny tonlos.
    »Und wir werden sofort ins Haus gehen und zusehen, dass du wieder trocken wirst. In den nassen Sachen kannst du dir ja den Tod holen. Komm.« Energisch umfasste sie die Hand des Mädchens und zog es weiter. Sie wollte Jenny eigentlich keine Vorwürfe machen, doch es musste einfach aus ihr heraus. Zu große Sorgen hatte sie sich um Jenny gemacht.
    »Wie oft habe ich dir gesagt, nicht in den Wald zu laufen! Vor allen Dingen nicht allein. Jetzt siehst du, was du davon hast. Wie konnte das nur geschehen?«
    Jenny hielt den Kopf gesenkt. »Das weiß ich auch nicht.«
    »Der Teich ist nicht zu übersehen.«
    »Ja, schon…«
    »Und?«
    »Ich war so in Gedanken.«
    Amelie schaute auf Jennys Kopf. »Hast du dich wieder mit den Märchen beschäftigt?«
    »Auch. Das ist ja für mich ein Märchenwald«, erwiderte das Mädchen.
    »Ich mag ihn. Er ist wirklich ungewöhnlich. Ein toller Wald. Richtig verwunschen.«
    »Märchen sind Märchen und keine Wahrheiten. Das solltest du inzwischen wissen, Kind.«
    »Klar, so sagt man es. Es gibt auch Ausnahmen. Das weiß ich ebenfalls. Ich erlebe den Wald anders.« Jenny blieb bei ihrer Meinung, ohne die eigentliche Wahrheit zu sagen. Sie würde es auch nicht tun, denn die wollte sie für sich behalten. Jamilla sollte ihr Geheimnis bleiben, ebenso wie der Inhalt des Teiches. Nur kein Wort von dem grünen Skelett sagen. Zudem hätte ihr Amelie nicht geglaubt. Ihrer Meinung nach hatte Jenny eine überschäumende Fantasie.
    Sie gingen über die große Terrasse, die sich an der Rückseite des Hauses befand. Zu dieser Zeit wurde sie noch von den letzten Strahlen der allmählich untergehenden Sonne getroffen. Die Wärme tat der feucht gewordenen Jenny gut. Sehr bald fröstelte sie. Da hatte sie mit Amelie das große Haus betreten.
    Jenny mochte es nicht. Es kam ihr so düster vor. Die Decken waren hoch, die Wände ziemlich dunkel. Ebenso wie die Bilder, die daran hingen.
    Sie gingen über die breitere Treppe sofort nach oben. Dort befanden sich die privaten Räume der Familie. Es gab mehrere Zimmer – inklusive der Schlafräume –, und diese Zimmer verteilten sich auf einer recht großen Fläche.
    Auch Jenny schlief hier. Das Zimmer des Kindermädchens lag noch eine Etage höher. Die Masons hatten für Jenny einen Durchbruch geschaffen und das Nebenzimmer zu einem großen Bad ausgebaut.
    Es war das Ziel der beiden. Jenny musste sich umziehen. Sie tat alles, was Amelie wollte. Dabei bewegte sie sich langsam wie jemand, der noch über einen Traum nachdenkt, der ihn beschäftigt hat. Sie legte die feuchte Kleidung

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