132 - Dr. Frankensteins unheimliches Labor
uns alle für verrückt halten, wenn du davon sprichst.“
„William, es ist nicht nett von dir. dass du
mir widersprichst“, erwiderte die Seniorin der Wellings, die alle um das
knisternde Kaminfeuer versammelt saßen. Nur George Welling fehlte. Andrew
Wellings fünf Jahre jüngerer Bruder hatte sich entschuldigt und auf sein Zimmer
zurückgezogen Er war wortkarg und scheu Seine Leidenschaft war die Musik. Aus
der Feme war das virtuose Klavierspiel des Mannes zu hören, das zur Untermalung
für ihre Unterredung wurde. „Was mit Andrew geschah, widerspricht jeglicher
Vernunft und ist verstandesgemäß nicht zu erklären. Aber keiner kann seine
Augen vor den Tatsachen verschließen. Ebenso wenig wir vor den Dingen, die
Angie hier im Haus gesehen und gehört hat."
„Meint gesehen und gehört zu haben!“,
berichtigte der sechsundsechzigjährige William Welling. „Angie ist eine
Träumerin. Sie lebt in ihren Phantasien! Du kennst ihre Geschichten, die sie
schreibt. Da wimmelt’s nur so von Hexen. Elfen, Tierwesen und Fremden aus einem
Fabelreich. Da gibt’s fliegende Menschen, sprechende Blumen und Bäume - und
Pferde, die in der Küche stehen und kochen können.“
„Was haben kochende Pferde mit dem zu tun,
was Angie wirklich erlebt hat?!“ Die ältliche, weißhaarige Dame drohte mit dem
Finger. „Du übertreibst mal wieder maßlos, William.“
Angie war Andrew Wellings siebzehnjährige
Tochter. Ein schwarzhaariges Mädchen mit großen, mandelförmigen Kirschaugen,
einem feingeschnittenen Gesicht und verträumtem Wesen. Sie wirkte sehr
sensibel, sprach nur wenig und schien mit ihren Gedanken immer woanders zu
sein. Trotz ihrer siebzehn Jahre wirkte sie älter und reifer, und wenn sie
jemand ansah, hatte derjenige das Gefühl, sie würde ihm bis auf den Grund der
Seele sehen.
„Nun, Angie“, wandte sich die Urgroßmutter
Agatha Welling an das Mädchen, „erzähl Mister Brent mal. was du mir vor ein
paar Tagen anvertraut hast “
Die Angesprochene senkte die Augen. Man
merkte ihr an, dass ihr die Frage im Beisein des Amerikaners nicht genehm war.
„Du hast mir geglaubt“, sagte das Mädchen mit leiser Stimme. „Aber ich kann
nicht erwarten, dass Mister Brent..." Sie unterbrach sich.
„Du verkennst die Situation, Angie“, wandte
sich X-RAY-3 an die junge Engländerin. „Ich bin auf alles angewiesen, und wenn
es jedem hier noch so belanglos oder - merkwürdig vorkommt. Gerade
Merkwürdigkeiten sind für mich von besonderem Interesse.“
„Ich habe - einen Mann gesehen“, sagte Angie
knapp „Was für einen Mann?“, hakte Larry sofort nach.
„Ich weiß nicht... Ich kenne ihn nicht.“
„Und wo hast du ihn gesehen?“
„Hier im Haus ... Er begegnete mir unten im
Keller “ Sie sprach leise und hielt den Blick gesenkt.
„Wie sah er aus?“
„Groß und hager. Er hatte dunkles Haar.“
„Hat er etwas gesagt?“
Angie druckste herum, blickte abwechselnd auf
ihre schwarzgekleidete Mutter, dann zu ihrer Urgroßmutter und schließlich
wieder auf Larry Brent.
„Ja, Mister Brent. Er sagte: Ich komme
wieder. Und es wird noch mehr passieren..."
„Was war dann?“
„Er verschwand - wie ein Geist durch die
Wand!“
„Warst du durch diese Begegnung nicht sehr -
erschrocken?“, fragte X- RAY-3 verwundert.
„Ja und nein. Ich glaube an Geister und an
Geschöpfe, die außerhalb unserer Sphäre leben, und die uns ständig umgeben,
auch wenn wir sie nicht wahrnehmen.“
Larry nickte und sah sie lange und eingehend
an. Ihre anfängliche Scheu wich mehr und mehr.
Auch die Stimme klang heller und frischer,
als sie ihn fragte: „Ihnen kommt das sicher alles Spanisch vor, nicht wahr? Sie
denken wie mein Großvater, für den ich eine Spinnerin bin.“
„Das sagte ich zwar gerade nicht“, warf
William Welling schnell ein, als müsse er sich rechtfertigen, „aber du bist mit
deinen Gedanken immer ein wenig von der Wirklichkeit entfernt. Das ist nichts
Außergewöhnliches und braucht dich nicht zu sorgen. Viele Mädchen in deinem
Alter haben das. Wenn du älter wirst, legt sich das.“
„Es gibt auch Menschen, Mister Welling“,
hielt Larry den Zeitpunkt für gekommen, Angie zu unterstützen, „bei denen legt
es sich nie. Im Gegenteil! Sie verfeinern ihre Sinne mehr und mehr. Man nennt
solche Menschen - Medien ...“
Über Angie Wellings Gesicht huschte ein
freudiges Lächeln. ..Dann - glauben Sie mir also?“
„Ich habe keinen Grund, dir nicht zu glauben.
Sag mir alles, nimm kein Blatt
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