1320 - Wolfsmond
in großer Gefahr.
Wo hockte die Bestie jetzt?
Glenda konnte sich vorstellen, dass sie sich auf dem Grundstück versteckte. Das herausfinden wollte sie nicht. Auf eine Begegnung mit der Bestie konnte sie gut und gern verzichten.
Die nahe Straße lag nicht im Dunkeln. Immer wieder huschte das Licht der Scheinwerfer von zwei Seiten kommend über den Belag hinweg. Glenda hoffte, dass bald ein Wagen einbog und zum Haus fuhr. Sie rechnete mit einem bestimmten Fahrzeug und dachte daran, John anzurufen, als sie in der Lücke zwischen den Baumstämmen wieder den hellen Teppich sah, der von einem zuckenden Blinken unterbrochen wurde.
Der Wagen rollte auf die Zufahrt.
Anhand der Scheinwerfer erkannte Glenda, dass es sich um einen Rover handelte. Plötzlich glitt ein Lächeln über ihr Gesicht. Es fuhren zwar viele Rover durch London, aber sie rechnete fest damit, dass es John Sinclair war, der endlich eintraf.
Die Scheinwerfer erfassten auch sie, und automatisch winkte Glenda Perkins dem Wagen zu.
Sekunden später stand er. Nicht nur eine Person verließ den Rover, auch Suko und Shao stiegen mit aus, und Glenda wusste, dass ihr jetzt nichts mehr passieren konnte…
***
Wir waren ins Haus gegangen. Wir hatten Glenda begrüßt, und wir hatten ihre Erleichterung hautnah mitbekommen. Dann aber fing sie an zu erzählen, und es sprudelte nur so aus ihr hervor. Wir mussten sie immer wieder bremsen, um ihr folgen zu können.
»Ja, so ist das gewesen.«
Ich schaute unsere Assistentin an. Wir standen am Empfangspult.
Suko und Shao hatten sich gesetzt und blickten in unsere Richtung.
»Was hast du, John?«
»Bist du dir sicher, dass du einen Werwolf gesehen hast?«
»Das habe ich. Ich bin nicht blind.«
»Und diese vier Frauen hast du nackt bei ihm gesehen? Das stimmt auch?«
»Ich kann dir nichts anderes sagen! Warum bist du so ungläubig?« Sie wies auf die Pistole. »Hier, die habe ich Betty abgenommen. Das ist doch schon ein Beweis.«
»Nur wegen möglicherweise unerlaubtem Waffenbesitz«, meldete sich Suko vom Tisch her.
»Jetzt fang du nicht auch noch an.«
»Das tue ich auch nicht, Glenda. Wenn wir ihn nicht finden, wird es schwer sein, einen Beweis zu erbringen.«
Zuerst sah sie aus, als wollte sie widersprechen. Dann verschluckte sie die Worte. Ihr Gesicht rötete sich. Sie konnte den Ärger nicht unterdrücken.
»Wir werden uns alles anschauen und dann überlegen, was zu tun ist«, schlug ich vor.
Damit war Glenda einverstanden. Zugleich warnte sie uns vor übertriebenen Erwartungen.
»Wir werden sehen«, sagte ich.
»Trotz der Zeugen, John, wirst du die Wahrheit nicht hören. Die schneiden sich nicht selbst ins Fleisch. Sie werden alles abstreiten. Du musst mir glauben.«
»Das tue ich auch!«
»Okay, dann führe ich euch jetzt.«
Glenda ging voran, aber ihr Gang war nicht fest und sicher. Sie bewegte sich schon recht vorsichtig, und sie spähte nach rechts und links, als würde jeden Moment die Wand aufbrechen, um einen Werwolf zu entlassen.
So etwas passierte nicht. Wir gingen durch ein stilles Haus und erreichten auch die Sauna, in der Glenda eingesperrt worden war.
»Schaut hinein, da sind die fünf Frauen.«
Der Blick war zwar nicht perfekt, doch was wir sehen wollten, das sahen wir. Es gab die fünf Frauen. Vier standen. Eine von ihnen kümmerte sich um eine ältere Person. Man hatte dieser Betty ein Handtuch auf den Kopf gelegt.
Als die Eingeschlossenen bemerkten, dass jemand vor der Tür stand, schrien sie wütend, dass sie rauswollten.
Von Suko kam ein guter Vorschlag. Er und Shao wollten an der Tür bleiben, wenn sie offen war. Ich sollte mit Glenda zum »Eiskeller« gehen, wo sie den Beweis gesehen hatte.
Bereits jetzt warnte sie mich vor. »Du musst mir glauben, John, auch wenn wir keinen Werwolf sehen.«
»Klar, das tue ich auch.«
»Nein, tust du nicht.«
Vor einer kurzen Treppe blieb ich stehen. »Verdammt noch mal, wie kommst du denn darauf?«
»Das habe ich deinem Verhalten entnommen, John. Du hast mir einen sehr skeptischen Eindruck gemacht, das möchte ich hier noch mal wiederholen und dir gleichzeitig auch sagen, dass ich mir so etwas nicht aus den Fingern sauge«
»Ich glaube dir ja«, erklärte ich mit einem fast verzweifelten Unterton in der Stimme.
»Dann lass uns weitergehen.«
Wir mussten nur noch die hell gefliesten Stufen der Treppe überwinden, um zu der Tür zu gelangen, hinter der Glenda den Werwolf und die vier unbekleideten Frauen gesehen
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