1321 - Das Haus der Schatten
»ich bin Ihnen wirklich mehr als dankbar. Vielleicht habe ich jetzt eine Chance.«
»Sie möglicherweise schon«, sagte ich, was Mrs. Stone im ersten Moment nicht begriff.
»Was meinen Sie damit?«
»Das liegt praktisch auf der Hand. Ich frage mich, sind Sie die einzige Person, der so etwas widerfahren ist? Oder gehören noch andere dazu?«
»Das weiß ich nicht«, flüsterte sie. »Ich jedenfalls kenne keinen anderen Menschen mit dem gleichen Schicksal.«
»Gut, dann werden wir das Haus mal genauer unter die Lupe nehmen. Müssen wir weit fahren?«
»Nein, nicht sehr weit. Es ist zwar etwas außerhalb von London, aber mit dem Wagen sind wir schnell dort.«
»Gut.«
Bill und ich standen zur gleichen Zeit auf. Ich sah es am Gesicht meines Freundes, dass ihm dieser Verlauf des Falls nicht besonders gefiel. Da konnte ich ihm nur zustimmen. Aber hatten wir eine Chance? Meiner Ansicht nach nicht. Linda Stone war unsere Helferin. Zudem war sie ein erwachsener Mensch, den wir nicht bevormunden konnten. Letztendlich wollten wir diesen verdammten Fall auch lösen, denn im Hintergrund lauerte einer der gefährlichsten Dämonen überhaupt – der Spuk…
***
Das Maul eines gierigen Kaimans hätte nicht schneller und härter zuschnappen können wie die Hände, deren Finger augenblicklich Sukos Hals zusammenpressten, um ihm die Luft zu rauben.
Suko tat nichts.
Er sah das jetzt verzerrte Gesicht des ansonsten farblosen Mannes vor sich. Er hörte seine hastig hervorgestoßene Drohung. Er war bereit, in diesem Laden einen Mord zu begehen.
Lady Sarah, die im Hintergrund stand, war ebenfalls geschockt.
Sie brauchte einige Sekunden, um zu erkennen, was hier wirklich ablief. Dann wollte sie vorgehen, um einzugreifen, aber ihr fiel ein, dass sie keine Waffe besaß. Und mit bloßen Händen konnte sie beim besten Willen nichts ausrichten.
Sie dachte auch daran, dass sich der Mann selbst ein Messer in den Körper gestoßen hatte und er möglicherweise unbesiegbar für normale Waffen war. Letztendlich war es für Sarah kein Kriterium.
Sie wollte alles versuchen, um Suko zu helfen, sich aus dieser lebensgefährlichen Lage zu befreien.
Dass sie lebensgefährlich war, spürte auch der Inspektor. Bereits beim ersten Griff hatte der Würger seine Finger so stark um den Hals gedreht, dass es Suko nicht mehr möglich war, auch nur ein Quäntchen Luft in die Lungen zu bekommen. Es war vorbei. Nichts gelang mehr, er spürte nur den Druck der Würgehände und den plötzlichen Ruck nach vorn, als er über die Theke gezogen wurde.
Dabei stieß er gegen die Blechdosen, die ins Rutschen kamen.
Zwei von ihnen kippten über die Kante und fielen zu Boden.
Dass es immer eine gewisse Zeit dauert, bis ein Mensch einen anderen erwürgt hat, das wusste Suko, und genau darauf setzte er auch. Er hatte sich in der Gewalt und dachte auch nach, obwohl er keine Luft mehr bekam.
Er besaß Bewegungsfreiheit, und der Würger wusste nicht, wen er vor sich hatte.
Suko bewegte seine rechte Hand. Sofort hielt er den Griff der Peitsche zwischen den Fingern und zog sie hinter seinem Gürtel hervor. Er brauchte jetzt Platz, um einen Kreis zu schlagen, und der wurde ihm erlaubt. Vor dem Tresen schlug er ihn, und dann ruschten die drei aus Dämonenhaut bestehenden Riemen nach außen.
Die Finger waren wie lange Schrauben, die sich immer tiefer in eine bestimmte Masse drehten. Suko überkam der Eindruck, als sollte seine Haut noch zusätzlich eingerissen werden, um später in blutigen Fetzen herabzuhängen.
Dagegen hatte Suko etwas. Es war die Dämonenpeitsche, die er in der rechten Hand hielt. Zwar lag er halb über der Theke, und für ihn war es eine ungewöhnliche Position, um zu schlagen, aber die rechte Hand war frei. Sie und der Unterarm glitten über die Theke hinweg, und kurz vor dem Ziel hob Suko die Peitsche.
Ein knapper kurzer Schlag reichte aus.
Die drei Riemen hoben vom Tisch ab und machten sich auf den Weg zum Ziel. Sie würden den Kopf an der Seite treffen. Kurz vor dem Ziel fächerten sie auseinander. Suko sah nicht, was passierte, er hörte nur das Klatschen, und das war genau die Musik, die er brauchte, wobei er hoffte, dass er es auch mit einem Dämon zu tun hatte.
Das Zucken des anderen Körpers übertrug sich auch auf dessen Arme und Hände. Zwar lagen sie noch um Sukos Hals, ruckten auch hin und her, aber der Griff lockerte sich, und urplötzlich ließen die beiden Würgehände den Inspektor los.
Suko fiel nach vorn.
Er landete
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