Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1321 - Das Haus der Schatten

1321 - Das Haus der Schatten

Titel: 1321 - Das Haus der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Mann sein Erschrecken nicht unterdrücken. Er zuckte zwar nur kurz zusammen, doch das reichte aus für eine Bestätigung.
    »Wollen Sie nicht reden?«
    »Diese Frau erzählt Unsinn.«
    »Dann haben Sie sich auch kein Messer in den Leib gestoßen – oder?«
    »Wie käme ich dazu?«
    »Und Ihre Haut ist auch nicht ungewöhnlich kalt?«
    »Nein, bestimmt nicht.«
    »Schade, dass ich Ihnen nicht glaube«, sagte Suko leise. »Auch schade für Sie, dass Sie sich so verstockt anstellen. Irgendetwas ist mit Ihnen geschehen, das weiß ich. Sie werden es mir sagen müssen. Ich bin gekommen, um die Wahrheit herauszufinden, und sie werden mich nicht so leicht abwimmeln können wie meine Freundin.«
    Der Angriff erfolgte so überraschend, dass selbst Suko nicht dazu kam, zu reagieren.
    Er riss beide Arme hoch, die sofort danach über den Tresen hinwegschnellten. Vielleicht hätte Suko noch ausweichen können, aber er stellte sich und tat auch dann noch nichts, als sich die beiden Hände um seinen Hals legten…
    ***
    Bill und ich warteten ab, bis Linda Stone das erste Wort sagte. Es dauerte seine Zeit, denn sie suchte nicht nur danach, sie war auch innerlich aufgewühlt, und aus ihren Augen rollten kleine Tränen, die mir vorkamen wie Eiskügelchen.
    »Ich bin kein Mensch mehr, das stimmt«, flüsterte sie. »Aber das war ich schon vorher nicht mehr so richtig.«
    »Warum?«, fragte Bill.
    »Es ist die Einsamkeit, die einen Menschen kaputtmachen kann. Ja, die verfluchte Einsamkeit. Ich habe sie erlebt. Mein Mann hat seinen Beruf, er fliegt in der Welt herum. Er ist ein gefragter Spezialist. Man braucht ihn. Er verdient viel Geld, aber mich braucht man nicht. Ich sitze in diesem Haus und vergehe fast vor Einsamkeit. Da fällt mir die Decke auf den Kopf. Können Sie das verstehen, Mr. Conolly?«
    Wir nickten beide.
    Die Antwort hatte Mrs. Stone gefallen. Nach einem kurzen Nicken sprach sie wieder. »Dann werden Sie auch verstehen, dass jemand versucht, gegen die Einsamkeit anzukämpfen.«
    »Selbstverständlich«, sagte ich.
    »Nichts anderes habe ich getan«, flüsterte sie.
    »Wie taten Sie es?«
    Sie sah jetzt wieder Bill an. »In der Nachbarschaft hat niemand etwas von meinem Zustand bemerkt.«
    »Sie hätten doch mit meiner Frau sprechen können, Mrs. Stone«, sagte Bill.
    »Ja, stimmt, das hätte ich. Aber ich habe mich eben anders entschieden, Mr. Conolly. Ich kann jetzt nicht mehr zurück, weil ich den Weg einmal gegangen bin.«
    »Okay, dann bitte…«
    »Ich suchte nach einer Möglichkeit, dem Leben einen Sinn zu geben, und ich kann Ihnen sagen, dass es eine lange Suche gewesen ist. Ein großes Hin und Her. Ich habe vieles versucht, war aber nur mit Wenigem zufrieden. Bis ich von einem Seminar erfuhr, in dem Einsame wie ich zusammenfanden, um sich gegenseitig Mut zu machen.«
    »War das ein Single-Treff?«, fragte Bill.
    »Nein, ein Seminar. Gespickt mit Vorträgen, die allesamt auf einsame Menschen zugeschnitten waren. Ich sah es als perfekt für mich an. Ich wollte meine Melancholie, die bis zur Depression reichte, verlieren. Deshalb bin ich hingegangen.«
    »Was haben Sie dort erlebt?«, fragte ich.
    Mrs. Stone gab noch keine Antwort. Sie schaute stattdessen ihre Schuhspitzen an. Hoffentlich überlegte sie sich die richtigen Worte und mauerte jetzt nicht.
    Die Befürchtung war unbegründet, denn sie hob den Kopf wieder an und schaute uns in die Gesichter. »Alles ist anders gewesen«, sagte sie mit leiser Stimme. »Ich habe das Haus betreten und war dort allein. Keine Menschenseele hat mich begrüßt. Ich fühlte mich sehr einsam, doch als ich in das Haus kam, da verstärkte sich dieses Gefühl noch. Es ist schwer für mich, es zu beschreiben, denn zur Einsamkeit gesellte sich noch eine gewisse Leere. Ja, ich fühlte mich leer und ausgebrannt. Ich ging durch dieses Haus, das in ein tiefes Schweigen gehüllt war. Nichts war zu hören, und ich selbst wagte kaum, Luft zu holen. Ich war allein, aber ich hatte den Eindruck, nicht allein zu sein.«
    »Haben Sie jemanden gesehen?«
    »Nein. Mr. Conolly, ich sah niemand.«
    »Und trotzdem waren Sie nicht allein?«
    »Ich hatte das Gefühl.«
    »Gut. Hat es sich verstärkt?«
    »Ja.«
    »Was geschah weiter mit Ihnen?«, erkundigte sich der Reporter.
    »Es wurde dunkel, sehr dunkel«, flüsterte sie und krampfte die Hände zusammen.
    »Warum? Wurde es draußen Abend oder Nacht?«
    »Nein. Das Haus war auch sehr hell gewesen, als ich es betrat. Wie ein mit hellem Licht

Weitere Kostenlose Bücher