1333 - Mordgelüste
wahrscheinlich ist John nicht mehr fähig, sich zu wehren, wenn ich das alles richtig verstanden habe.«
»Das hast du wohl.« Shao schaute ins Leere. Sie dachte an ihren Partner und sprach den Gedanken sofort aus. »Aber was ist mit Suko? Er müsste längst bei ihm sein.«
»Ja, da hast du Recht. Aber ihn hat Gregg nicht erwähnt.«
»Das stimmt allerdings«, murmelte Shao.
»Ist das ein gutes Zeichen?«
»Ich denke schon. Oder hoffe es zumindest. Aber ich werde ihn nicht anrufen und warnen. Suko ist gut genug, um sich allein durchzuschlagen. Wenn ich ihn störe, dann…«
Glenda war anderer Meinung. »Ich würde den Versuch trotzdem wagen. Sein Handy meldet sich auch durch Bewegungen und…«
»Ja, beides.«
»Dann tu es.«
Shao kämpfte noch mit ihren Zweifeln. Und sie wurde auch abgelenkt, ebenso wie Glenda. In den letzten Minuten hatten sie völlig vergessen, dass es außer Gregg noch zwei andere Gäste in der Wohnung gab, und die meldeten sich zurück.
Ellen Bates hielt Dick Summers Hand fest. Gegenseitig gaben sie sich Schutz.
Ellen seufzte auf. Sie wurde gehört. Shao und Glenda drehten sich ihr zu.
»Wir… wir … haben es auch gespürt. Er ist wieder da. Er hat uns noch in der Hand. Saladin. Seine Stimme. Sie hat uns erreicht. Wir haben sie beide gehört.«
»Und was sagte er?«, fragte Glenda schnell.
»Nicht viel, bestimmt nicht. Vom Tod war die Rede. Ich werde… wir werden nicht mehr freikommen. Er lässt uns nicht los. Wir gehören ihm. Wir müssen tun, was uns befohlen wird.«
»Nein, das werdet ihr nicht!«, erklärte Glenda. »So lange ihr hier bei uns seid, wird er an euch nicht herankommen.«
»Er ist schon da!«
»Nie!«
»Doch!«, schrie Ellen, »doch! Ich weiß es besser, darauf könnt ihr euch verlassen. Ich weiß es viel besser und…«
Sie brach zusammen. Weinend fiel sie zur Seite und stieß gegen ihren Freund Dick, der nichts gesagt hatte und nur starr auf seinem Platz hockte. Er blickte nach vorn und ins Leere und schien nur seine Welt zu sehen.
Shao und Glenda befanden sich in keiner guten Position. Sie wussten nicht, was sie unternehmen sollten. Was richtig war und was falsch. Die drei Besucher hätten zwar auf ihrer Seite gestanden, aber die Kraft eines Saladin reichte aus, um sie auch jetzt noch in ihren Klauen zu halten.
Es wurde in der nächsten halben Minute nicht gesprochen. Nur die schweren Atemzüge durchdrangen die Stille, und es war für Shao und Glenda zu erkennen, dass eine Veränderung mit ihren drei Besuchern vor sich ging. Ihre Augen blieben die gleichen. Nur der Ausdruck darin veränderte sich.
Wenn sie ihn richtig deuteten, gab es für die Frauen nur eine Lösung. In den Augen malten sich Gelüste ab.
Mordgelüste…
***
Ich schaute gegen die Decke, die sich praktisch aufgelöst hatte und zu einem Tor geworden war. Ich sah die kleinen, hellen Lichter, die dort als Sterne fungierten, und ich sah den Schwarzen Tod, der auf mich niederschaute oder niedergrinste.
Es ist immer schwer zu sagen, ob ein Skelett schauen oder grinsen kann. Der Vergleich hinkt etwas, aber genauso fand ich dieses schreckliche Gesicht mit dem breiten Maul und den glühenden Augen, in denen sich das Feuer der Hölle abmalte.
Saladin und der Schwarze Tod hatten sich verbündet. Aber nicht nur das. Es war dem Hypnotiseur auch gelungen, den Weg zu ihm zu finden. Er hatte die Trennung zwischen den Dimensionen aufgehoben und dabei für den Schwarzen Tod den Weg freigemacht.
Manchmal träumt man mit offenen Augen. Meine Augen waren auch nicht geschlossen, aber ich träumte nicht. Ich sah das Grauen und ich konnte mich nicht dagegen wehren. Es war mir einfach unmöglich, den Blick abzuwenden, denn ich war nicht in der Lage, diesen Blick zu verändern. Ich hätte nur die Augen schließen oder den Kopf zur Seite drehen müssen, um dem Bild zu entgehen, doch selbst das schaffte ich nicht, den ich stand voll und ganz unter dem Einfluss des Hypnotiseurs, der mich wirklich in seiner Gewalt hatte.
Und er hatte es nur mit einem einzigen Blick geschafft. An einen zweiten konnte ich mich nicht erinnern. Einmal anschauen nur, und sofort war ich nicht mehr der gewesen, der ich eigentlich hätte sein müssen. Ich befand mich noch in der realen Welt, aber ich war zugleich aus ihr entfernt worden und in einen anderen Zustand übergegangen.
Das wusste ich.
Das konnte ich auch rekapitulieren. Das war alles kein Problem, denn so frei war mein Hirn noch.
Und sonst?
Sonst war nichts. Es gab
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