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134 - Die Entscheidung des Generals

134 - Die Entscheidung des Generals

Titel: 134 - Die Entscheidung des Generals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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noch den tropfenden Schleim aus seinen vereiterten Luftlöchern gepult hätte, wäre er glatt ein angenehmer Gesprächspartner geworden.
    »Kannst du mir von hier aus zeigen, wo sich die Feinde befinden, die du gesehen hast?«, setzte der Captain sofort nach, um die Zusammenkunft so rasch wie möglich zu beenden.
    Kalis schnäuzte laut hörbar und sah mit zusammen gekniffenen Augen auf die Steppe hinaus. Die lang gezogene Erhebung, auf der sie standen, garantierte einen optimalen Ausblick.
    Gelbes, vom Winter ausgezehrtes Gras wuchs in der vor ihnen liegenden Ebene. Bis vor wenigen Wochen war der Boden noch mehrere Meter tief gefroren und mit Schnee bedeckt gewesen. Den eisigen Terror hatten vor allem Disteln und andere Stachelgewächse überstanden. Ab und an gab es auch Sträucher und wilde Hecken, sowie honiggelbe Kakteen, aus denen klebrige Fäden statt Stacheln sprossen.
    Im Großen und Ganzen also ein offenes, weites Land. Wie geschaffen für eine große Schlacht.
    Die acht Panzer besetzten eine Erhebung zur Rechten, von der sie notfalls die gesamte Ebene bestreichen konnten. Zur Linken lief die Steppe flach aus, bis sie, weit außerhalb des jetzigen Horizonts, von einem Fluss begrenzt wurde.
    Tenger fielen drei dunkle Flecken auf, die mindestens acht Kilometer entfernt lagen, aber trotzdem deutlich hervor stachen. Als er das Fernglas zur Hilfe nahm, wurde ihm erst richtig klar, wie gut die Sicht an diesem Tag war.
    Bei den Flecken handelte es sich um drei grasende Carbukks. Ein ungewöhnlicher Anblick. Es grenzte nämlich fast an ein Wunder, dass sie noch keinem Pfeil zum Opfer gefallen waren. Eigentlich hatten die Jagdtrupps der Ostmänner rundum alles leer gejagt.
    Darum auch die unangenehme Stille, die über der Ebene lastete. Große Teile der Tierwelt, selbst wenn sie nicht auf dem Speisezettel standen, hatten sich längst weiträumig zurückgezogen. Die Tiere spürten nur zu deutlich, dass Unheil in der Luft lag.
    So wie die Fleggen, diese kinderfaustgroßen geflügelten Aasfresser, die aus genau dem gleichen Grunde blieben. Ganze Schwärme der schwarzen Insekten sammelten sich zu dunklen Wolken, die unruhig über die Steppe strichen. Ein unheimliches Schauspiel, das Tenger auf den Magen schlug.
    »Dahin’dn!« Kalis stellte sich auf die Zehenspitzen und wedelte mit der ausgestreckten Hand. »Noh fiel waita, ahls ma shn kan. Un da glaich dahinta.«
    Also hinter der Horizontlinie, du Trottel! Manchmal fiel es Tenger schwer, die Ruhe zu bewahren. Schlauer als andere zu sein war ja ganz schön, aber unter lauter Trotteln zu leben, manchmal auch sehr anstrengend.
    »Kannst du es vielleicht ein bisschen eingrenzen?«, fragte er geduldig.
    Kalis kratzte sich verlegen am Kopf, bis der schorfige Ausschlag unter seinem fettigen Haar zu bluten begann. Der Captain umschrieb ihm daraufhin, was der Ausdruck eingrenzen bedeutete.
    Kalis nickte beflissen und beschrieb zwei Punkte am Horizont, die knapp acht Kilometer auseinander lagen. Der dazwischen liegende Abschnitt befand sich ungefähr da, wo Tenger es erwartet hatte.
    »Gut gemacht«, lobte er Kalis. »Dafür darfst du heute Nachmittag in vorderster Linie kämpfen.«
    Ein verzücktes Grinsen spaltete Kalis’ hässliches Gesicht.
    Von einem Meister mitten ins dickste Kampfgetümmel geschickt zu werden erschien ihm als große Ehre, die sich höchstens noch übertreffen ließ, wenn er unter einen göttlicher Fuß geriet und von diesem persönlich zertreten wurde.
    Aus der Besprechung entlassen, trollte Kalis sich zufrieden von dannen.
    Bugaluu, der ihn hergeführt hatte, blieb noch, um weitere Befehle zu empfangen.
    »Sind schon die Späher zurück, die uns den Rücken freihalten sollten?«, fragte Captain Tenger als erstes.
    »Ja, Herr, se habn alls gündlich abgesukt, aba kein’ Jello endekt.«
    »Sind sie auch wirklich sicher?« Tenger schlug einen strengen Ton an. »Diese verdammten Ninjas sind Meister der Tarnung. Die verstecken sich sogar im Bau einer Shasse, wenn’s sein muss.«
    »Kaina kennd dii Stebbe so wii wia!«, antwortete der Kriegshäuptling im Brustton der Überzeugung.
    Tenger mochte es nur zu gerne glauben. Auf einen weiteren Hinweis des Generalstabs, der ihm indirekt Nachlässigkeit vorwarf, konnte er verzichten.
    Ein am Horizont aufsteigender roter Streif verhinderte eine genauere Erörterung des Themas. Schon bevor der Captain durch den Feldstecher sah, wusste er, dass es sich um eine Leuchtrakete handelte. Schnurgerade fuhr sie in den

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