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134 - Die Entscheidung des Generals

134 - Die Entscheidung des Generals

Titel: 134 - Die Entscheidung des Generals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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misstrauisch«, bestätigte Brina. »Er befürchtet, dass die Überfalle im Tal von S’anando nur dazu dienen, seine Truppen aus der Stadt zu locken. Deshalb weigert er sich, den hiesigen Faaman zu helfen. Alles, was sich nördlich der Berge von Bewely befindet, geht ihn nichts an, sagt er.«
    Für ihre deutlichen Worte erhielt sie von den übrigen Kriegern volle Zustimmung.
    Aiko konnte ihre Empörung nachvollziehen, anderseits hatte er auch Verständnis für General Fudohs Verhalten. Der Weltrat hatte die Japaner in der Vergangenheit auf so brutale und hinterhältige Weise bekämpft, dass der japanische General bei jeder Gelegenheit eine neue Verschwörung witterte.
    »Die Jellos lassen immerhin zu, dass wir euch unterstützen«, sagte Aiko, um die Wogen zu glätten. »Das müsst ihr ihnen schon zugestehen. Und wenn wir erst mal mehr über die Barbaren auf den Frekkeuschern wissen, können wir den alten Samurai vielleicht auch zu einer weitergehenden Zusammenarbeit überreden.«
    »Willst du dich nicht erst mal drinnen umsehen?«, fragte Brina.
    Der Cyborg hielt das für eine gute Idee, deshalb stimmte er zu.
    Seite an Seite mit Honeybutt folgte er den Milizionären zum Haupttor. Unterwegs berichtete Brina von ihrem kurzen Scharmützel, das ihr einige blutige Schrammen eingetragen hatte.
    »Der Barbar nannte die Vermummte wirklich Bluthexe?«, stutzte Aiko mittendrin.
    »Ja, deshalb gehen wir davon aus, das es sich um eine Frau handelt. Breek meint, dass es eine Nosfera sein müsste. Das würde ihren Kapuzenmantel erklären, und auch, wieso sie sich an solch abscheulichen Verbrechen beteiligt. Für ein paar Becher Blut würden diese Monster doch alles…«
    »Vielleicht ist sie gezwungen, bei diesen Verbrechen mitzumachen«, unterbrach Aiko schroff. »Schon mal darüber nachgedacht, dass sie nicht ganz normal in El’ay leben kann, weil sie da von Leuten wie dir angefeindet wird?«
    Seine Worte schufen ihm nicht gerade viele Sympathien unter den Barbaren; selbst Brina bedachte ihn nur mit einem verständnislosen Blick.
    Einzig Honeybutt strich anerkennend über seinen Oberarm, um Einigkeit zu demonstrieren. Zum einen, weil sie selbst die Erfahrung gemacht hatte, dass es bei allen Völkern gute und schlechte Vertreter gab, sicher aber auch deshalb, weil Aiko dem dickbusigen blonden Monster namens Brina, das sie glatt um zwei Köpfe überragte, über den Mund gefahren war.
    »Was ist danach geschehen?«, fragte Aiko, um das Gespräch am Laufen zu halten. »Wurde die Bluthexe ebenfalls angeschossen?« Er versuchte möglichst gleichmütig zu klingen, in Wirklichkeit spürte er aber ein unangenehmes Prickeln im Nacken. Wenn ihn nicht alles täuschte, war ihm die Nosfera nämlich gut bekannt. Und in diesem Fall wusste er auch, mit welch schrecklichem Gegner sie es hier zu tun hatten.
    Brina berichtete zu Ende, wenn auch nicht mehr so herzlich wie zuvor. Möglicherweise lag das aber auch an der bedrückenden Atmosphäre, die ihnen entgegen schlug, als sie das Haupttor passierten.
    »Ich muss euch etwas zeigen«, sagte sie mit belegter Stimme. »Wir haben absichtlich nichts angerührt, weil es vielleicht wichtig sein könnte.«
    Zwischen rußgeschwärztem Gemäuer hindurch führte sie Aiko und Honeybutt zu einem freien Platz, der einmal von drei großen Eichen beschattet worden war. Die majestätische Pracht der Bäume ließ sich nur noch erahnen, weil sie zu schwarzen Stümpfen verbrannt waren, deren blattlose Zweige anklagend in den Himmel ragten.
    Bänke und leere Körbe zeigten an, dass die Faama dieser Gemeinschaft sich hier getroffen hatten, um gemeinsam zu arbeiten, oder auch um zu schwatzen und zu feiern. Die Frekkeuscherreiter hatten das wohl erkannt und deshalb ausgerechnet hier fünf Holzstämme in den Boden geschlagen.
    Aiko fühlte Übelkeit in sich aufstiegen, als er begriff, welches grausames Ritual hier stattgefunden hatte.
    Um jeden einzelnen Pfahl befand sich ein tief ins Erdreich gebrannter Kreis, eindeutig die Überreste eines Scheiterhaufens. Die Pfähle selbst waren ebenso schwarz verkohlt wie die angeketteten Menschen, die an ihnen den Flammentod gestorben waren. Die ursprüngliche Größe oder das Geschlecht der Leichen ließ sich nicht mehr bestimmen.
    Alle fünf waren grotesk geschrumpft und besaßen nur noch entfernt menschliche Formen.
    Der Gestank, der von ihnen ausging, kratzte in Mund und Nase. Aiko spürte kaltes Entsetzen. Allerdings nicht nur wegen der Toten, sondern auch wegen der

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