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134 - Die Entscheidung des Generals

134 - Die Entscheidung des Generals

Titel: 134 - Die Entscheidung des Generals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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in den Werkstätten der Enklave gefertigt worden war. Rasch erklärte Aiko den anderen, was er herausgefunden hatte.
    »Mein Vater ist nicht gerade freigiebig mit seinen Waffen umgegangen«, fügte er hinzu. »Man kann also davon ausgehen, dass die abgefeuerte Waffe aus der Beute des Weltrats stammt.«
    Honeybutts Miene verdüsterte sich. »Glaubst du wirklich, die WCA steckt hinter all dem hier? Das wäre selbst für ihre Verhältnisse ein starkes Stück.«
    »Eigentlich operieren die Steppenreiter selbstständig«, gab Aiko zu. »Vielleicht werden sie aber wirklich nur vorgeschickt, um Fudohs Truppen aus dem Bau zu locken. Möglicherweise lauern die Ostmänner schon draußen auf See, um El’ay im Handstreich zu nehmen, während die Ninjas hinter den Steppenreitern her hetzen.«
    »Aber warum hat mir der Schütze das Leben gerettet?«, warf Brina ein. »Wenn er mit den Steppenreitern verbündet ist, hätte er ja einen seiner eigenen Leute getötet.«
    »Vielleicht war er von deinem guten Aussehen geblendet.«
    Aiko zwinkerte verschwörerisch, wurde gleich darauf aber wieder ernst. »Vielleicht ist es auch nur ein Barbar, der in den Trümmern der Enklave eine Tak 02 gefunden hat. Ich weiß es nicht. Wir müssen eben die Augen offen halten und alle Möglichkeiten in Betracht ziehen.«
    Aiko steckte die Kugel in eine kleine Seitentasche seiner ärmellosen Weste und wischte seine feuchten Hände an der Hose ab. Danach beschattete er die Augen und sah in den Himmel.
    »Mittagszeit ist schon vorbei«, schloss er aus dem Stand der Sonne. »Honeybutt und ich sollten uns auf den Weg machen, sonst wird es dunkel, ehe die Suche richtig begonnen hat.«
    Brina griff nach ihrer Lederjacke und den beiden Schwertern, die am Brunnen lehnten. »Was dagegen, wenn ich mitkomme?«, fragte sie. »Sicher könnt ihr einen ortskundigen Führer gebrauchen.«
    Aiko sah zu Honeybutt hinüber, die nur leicht mit den Schultern zuckte. Anscheinend sah sie in der blonden Kriegerin keine Gefahr mehr.
    »In Ordnung«, sagte Aiko. »Es kann übrigens noch jemand mitkommen, wir haben zwei Plätze frei.«
    Von den übrigen Milizionären zeigte sich aber niemand auf einen Rundflug erpicht. Aiko wertete das als Zeichen, dass alle über Brinas Vorlieben Bescheid wussten. Sonst hätte sicher einer von ihnen seine Furcht überwunden, in der Hoffnung, sie damit zu beeindrucken.
    Ganz normales Balzverhalten, ausgelöst durch den Fortpflanzungstrieb, dachte Aiko. Alles Grundlagen, die sich simulieren lassen.
    Während die Krieger aus El’ay die letzten Toten unter die Erde brachten, kehrten Aiko, Honeybutt und Brina zum Großraumgleiter zurück. Um die Steppenreiter aufzuspüren, planten sie aber auf die Zweisitzer zurückzugreifen. Schließlich wollten sie die Kerle heimlich observieren und mit Verstärkung zurückkehren.
    Honeybutt stieg als Erste in den Laderaum, um ihren Gleiter herauszufliegen.
    »Wirklich nett, deine Freundin«, sagte Brina, sobald sie unter sich waren. »Ich freue mich für dich.«
    »Finger weg«, antwortete Aiko trocken. »Honeybutt gehört zu mir. Such dir gefälligst eine andere Frau.«
    Brina, die gerade ihre Jacke anzog, hielt mitten in der Bewegung inne. Offenbar unsicher, ob Aiko es ernst meinte, sah sie ihn an.
    Der Cyborg erwiderte den Blick. Gleichmütig, ohne mit dem kleinsten Muskel zu zucken.
    »Du hast dich verändert«, sagte Brina, ohne zu erklären, ob sie das positiv oder negativ meinte. »Früher warst du weicher und irgendwie schüchterner.«
    »Mag sein.« Sein Gesicht blieb weiter ausdruckslos. »Seit damals ist viel passiert.«
    ***
    Bei den Ostmännern: Die Säuberung
    Der gewaltige Schlag, mit dem die beiden Heere aufeinander prallten, war viele Kilometer weit zu hören.
    Captain Tenger zuckte unbewusst zusammen. So laut – so unmittelbar – hatte er sich die Eindrücke der Schlacht nicht vorgestellt.
    Mit zusammengepressten Lippen verfolgte er, wie Nord-und Ostmänner aufeinander eindroschen. Es war ein gnadenloses Gemetzel ohne taktische Finesse oder Eleganz.
    Beide Seiten stürmten einfach aufeinander zu und wüteten solange, bis der Schwächere zuckend am Boden lag.
    Beide Völker waren auf Aggressivität und blinden Gehorsam konditioniert. Der unbezähmbare Wunsch, den Göttern bis zum letzten Atemzug zu dienen, stand bei ihnen über dem Selbsterhaltungstrieb. Sonst ein Vorteil, wurde es ihnen nun zum Verhängnis. Keine Seite wich auch nur einen Schritt zurück, obwohl sich das Schlachtfeld unablässig

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