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134 - Die Entscheidung des Generals

134 - Die Entscheidung des Generals

Titel: 134 - Die Entscheidung des Generals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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ab. Sie versuchten strukturiert vorzugehen, doch wegen des unübersichtlichen Gebiets ließ es sich gar nicht vermeiden, dass sie manche Stellen zweimal überflogen, andere hingegen übersahen. Vergeblich hofften sie auf einen vorüber springenden Frekkeuscher, dem sie heimlich folgen konnten.
    »Wenn sie im Wald abtauchen, können die Kerle überall stecken«, gab Honeybutt nach einigen Stunden über Funk zu bedenken.
    Aiko schirmte seine Augen mit dem Handrücken ab und überprüfte den Stand der Sonne. Etwa zwei Stunden bis zum Einbruch der Nacht, schätzte er. Und hier in den Bergen ging die Dämmerung sehr schnell in Dunkelheit über.
    »Nur noch eine Stunde«, bat er. »In dieser Zeit suchen wir uns einen Platz mit guter Aussicht und legen eine Pause ein. Danach geht’s mit neuer Taktik weiter.«
    »Du hast einen Plan?« Honeybutts Stimme klang spöttisch, aber nur, um ihn zu necken.
    »Lasst euch überraschen. Ich erzähl’s euch beim Essen.«
    Sie begannen gerade mit der Suche nach einem geeigneten Platz, als das Dröhnen einer Verbrennungsmaschine von den Felsen widerhallte. Das typische Knattern eines Motorrads.
    Aiko versuchte sofort die Quelle des Geräuschs zu lokalisieren, doch das Echo war zu vielfältig für eine exakte Ortung.
    Das Geräusch verklang, statt lauter zu werden. Vielleicht hatte ihn der Fahrer aber auch entdeckt und den Motor abgestellt.
    Aiko setzte seine Netzhautimplantate ein. Vergeblich.
    Restlichtverstärker und Fernsicht brachten ihn ohnehin nicht weiter, aber auch der Thermomodus, auf den er ein wenig Hoffnung gesetzt hatte, vermochte das durchgehende Blätterdach nicht zu durchdringen.
    Frustriert brach er die Suche ab. »Lasst uns irgendwo landen«, schlug er vor. »Ich habe Hunger wie ein Keepir.«
    Sie einigten sich auf einen von überhängenden Zweigen beschatteten Felsvorsprung. Dort landeten sie, tarnten die Gleiter mit abgebrochenen Ästen und machten sich über die Fertignahrung aus Amarillo her.
    »Schmeckt wie verkochter Wakudamagen«, beschwerte sich Brina, nachdem sie – den angebotenen Löffel ignorierend – von der Paste zwei Fingerkuppen voll probiert hatte.
    »Ist aber eine ausgewogene Mischung aus Proteinen, Vitaminen und Ballaststoffen«, pries Aiko das Gericht in dem wieder verschließbaren Metallnapf an.
    »Bähhh!« Brina spuckte den angekauten Brocken zurück auf die glatt gestrichene Paste. »Da sind Käfer drin?«
    »Keine Käfer«, versicherte Aiko unbeeindruckt. Schließlich aß er nicht zum ersten Mal mit einer Barbarin. »Das Zeug ist einfach nur gesund.«
    Brina schenkte ihm keinen Glauben. Sichtlich angewidert wischte sie ihre Finger an der Lederhose ab und stellte den Napf zur Seite. Dann öffnete sie einen Leinenbeutel, den sie am Gürtel trug, und zog einige Streifen getrocknetes Wakudafleisch daraus hervor.
    Honeybutt unterdrückte ein Grinsen, ließ es sich aber nicht nehmen, Aiko belustigt zuzuzwinkern. Spätestens jetzt schien sie in Brina keine Gefahr mehr zu sehen. Aiko konnte sich allerdings an Zeiten erinnern, in denen die blonde Fassadenmalerin wesentlich bessere Tischmanieren besessen hatte. So beschlich ihn der leise Verdacht, dass Brina nur eine kleine Barbarenshow abzog, um die Stimmung zu lockern.
    Sie flachsten ein wenig herum, als Aiko plötzlich aufsprang und die beiden Frauen mit einer scharfen Handbewegung zum Schweigen aufforderte. Sein aufgewertetes Gehör hatte etwas vernommen, das von der allgemeinen Geräuschkulisse der Berge abwich.
    Beide Frauen griffen zu ihren Waffen, Brina zu ihren Schwertern, Honeybutt zu der Tak 02 aus dem Bordcase. Aiko bedeutete ihnen, dass keine unmittelbare Gefahr bestände, drängte sie aber, sich mit ihm tiefer in den Schatten der überhängenden Äste zurückzuziehen.
    Sie hatten absichtlich darauf verzichtet, ein Feuer zu entzünden. In der Wildnis war Rauch kilometerweit zu riechen und deshalb sehr verräterisch. Besonders wenn man Barbaren jagte.
    Plötzlich lag ein leises Brummen in der Luft. Ein monotones Geräusch wie von einer Maschine, doch viel leiser als ein Motorrad.
    »Bellits«, flüsterte Brina. Sie behielt Recht damit.
    Kaum eine Minute später machten sie vier riesige Libellen aus, die von braun gebrannten Männern geritten wurden.
    Einige Kilometer entfernt flog das Quartett vorbei, ohne sie zu bemerken.
    Aiko zoomte die vier heran. »Mechicos«, sagte er.
    »Ziemlich hoch im Norden für meinen Geschmack.«
    »Süd-El’ay ist ihre nördlichste Enklave« , bestätigte

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