134 - Die Entscheidung des Generals
hinunter. Verdammt, das durfte doch nicht wahr sein! Plötzlich standen da unten drei Izeekepire, die mit erhobenen Tatzen auf die Nordmänner losgingen.
Der folgende Kampf war kurz aber hart. Den scharfen Krallen solcher Bestien vermochte kein Mensch etwas entgegenzusetzen, insbesondere wenn sie sich auch noch als nahezu immun gegen Pfeile und Schwerthiebe entpuppten.
»Captain Tenger!«, schallte es aufgeregt aus dem Lautsprecher.
»Ich sehe es auch, Sherman One« , antwortete der Captain mit einer Ruhe, die er in Wirklichkeit gar nicht verspürte.
»Nicht eingreifen. Ich wiederhole: Nicht eingreifen!«
»Aber Sir«, protestierte Lieutenant Ortega. »Das müssen Daa’muren sein!«
»Ich weiß. Der General hat einen solchen Vorfall vorausgesehen und entsprechende Anweisungen hinterlassen. Sie lauten: Die Daa’muren keinesfalls unprovoziert angreifen, es sei denn zur Selbstverteidigung. Und die liegt in diesem Fall nicht vor. Im Gegenteil, sie nehmen uns sogar Arbeit ab.«
Ortega ließ einen empörten Laut hören, beherrschte sich aber.
Die Izeekepire bezwangen alle drei Nordmänner. Danach verwandelten sie sich wieder in Carbukks und kehrten auf ihren Beobachtungsplatz zurück.
»Sherman One an Eastman Leader!«
»Was denn noch?«, fragte er gereizt. Verdammt, ihm gefiel das Ganze doch selbst nicht.
»Captain, die ersten Verletzten versuchen sich vom Schlachtfeld zu entfernen.«
Tenger schwenkte mit dem Feldstecher herum. Tatsächlich.
Inzwischen standen nur noch einige hundert Kämpfer auf den Beinen. Überwiegend Ostmänner, wie er mit grimmiger Zufriedenheit bemerkte.
Tausende sterbender und toter Körper bedeckten die Steppe.
Die wenigen Verletzten, die noch genügend Kraft besaßen, versuchten sich fortzuschleppen. Bisher war nur ein Dutzend kleiner Grüppchen zu entdecken, die sich zu beiden Seiten zurückzogen, aber so etwas konnte rasch ein Trend werden.
»In Ordnung«, gab er durch. »Phase Zwei einleiten.«
Darauf hatten die Sherman-Besatzungen nur gewartet.
Sofort richteten sie ihre Geschütztürme aus und feuerten.
Rotorange schoss es aus den Mündungen hervor. Wenige Sekunden später erfolgten die ersten Einschläge, mitten unter den Flüchtlingen.
Keine der Gruppen überlebte. Die restlichen Kämpfer hielten angesichts des Lärms inne, doch sie waren zu schwach und ausgelaugt, um noch zu reagieren. Die nächsten Salven galten ihnen.
Keiner entkam. Keiner!
Danach begann Captain Tenger seine Erfolgsmeldung an den General zu verfassen.
Von den Carbukks war nichts mehr zu sehen. Sie erstatteten vermutlich gerade ihren eigenen Bericht.
***
Tal von S’anando
Anfangs folgten sie der Schneise, die das Motorrad hinterlassen hatte, aber als das ansteigende Gelände felsiger wurde, verlor sich die Spur. Von nun an waren sie auf sich allein gestellt. Gerade jetzt, da es ins Gebirge mit seinen unübersichtlichen Hängen, Tälern und Canyons ging.
Stets auf Sichtkontakt fliegend, begaben sie sich mit den Magnetgleitern auf die Suche, Aiko stets an der rechten Flanke, die beiden Frauen an der linken.
Honeybutt steuerte den Zweisitzer so sicher, als wäre sie mit der Technik aufgewachsen. Brina, die hinter ihr saß, legte rasch ihre anfängliche Furcht ab. Beinahe lässig suchte sie die Umgebung nach Steppenreitern ab.
Aiko störte sich zwar daran, dass sie von Zeit zu Zeit lieber den Nacken seiner Freundin bewunderte, statt nach Frekkeuschern Ausschau zu halten, doch im Grunde war es ganz gut, dass sie bei Honeybutt mitflog. So konnte erst gar keine unnötige Eifersucht aufkommen.
Dichter grüner Urwald wucherte in den Bergen. Nur dort, wo nackter Fels steil in die Höhe ragte, ließ die Vegetation nach. Für Ackerbau und Viehzucht war dieser Landstrich gänzlich ungeeignet. Hierher verschlug es nur furchtlose Jäger, die der gefährlichen Tierwelt im unübersichtlichen Dickicht trotzen mochten oder die schlicht die Einsamkeit suchten.
Früher, zu Zeiten Miki Takeos, hatten hier RoCops patrouilliert, um das Tal von S’anando vor Überraschungen zu sichern. Nachdem Crows Truppen die Enklave überfallen und ausgeplündert hatten, war ein Machtvakuum entstanden, das nun die Steppenreiter gnadenlos ausfüllten.
Irgendwo hier in diesem unzugänglichen Gebiet, in dem ihre Frekkeuscher deutliche Vorteile brachten, mussten sie ein Versteck besitzen. Anders ließ sich ihr rasches Auftauchen und Verschwinden nicht erklären.
Geduldig suchten Aiko und seine Freunde das weitläufige Terrain
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