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1341 - Die Wiege des Kretins

1341 - Die Wiege des Kretins

Titel: 1341 - Die Wiege des Kretins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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»Bitte, meine Herren, Sie dürfen das alles nicht für bare Münze nehmen. Da ich selbst noch nicht dort war, weiß ich auch nicht, wie viel von diesem alten Bau noch übrig geblieben ist.«
    »Keine Sorge«, sagte Suko lächelnd. »Das werden wir schon herausfinden. Wichtig ist der Zugang. Sie brauchen auch nicht immer bei uns zu bleiben. Wenn Sie uns an die richtige Stelle gebracht haben, können Sie wieder Ihrem Job nachgehen.«
    »Ja, danke. Das werde ich dann wohl auch tun müssen. Man weiß ja nie, was alles noch auf mich zukommt.«
    »Keine Sorge, wir werden Sie nicht aufhalten.«
    Mein letzter Satz hatte ihn überzeugt. Er nickte ergeben. »Gut, meine Herren, dann kommen Sie bitte mit. Ich möchte nicht noch mehr Zeit verlieren.«
    Das wollten wir auch nicht. Ob es was brachte, stand in den Sternen. Ich stellte mich wieder auf mein berühmtes Bauchgefühl ein und horchte in mich hinein.
    Der auch hier im Krankenhaus meist unbekannte Keller faszinierte mich schon. Ich konnte mir vorstellen, dass er einige Geheimnisse barg, von denen auch Godwin de Salier erfahren hatte…
    ***
    Der Templer kam sich vor, als stünde er unter einer Eisdusche, so kalt war ihm plötzlich geworden. Er hatte viel Schreckliches in seinem Leben gesehen. Darunter befanden sich auch Dinge, die ein normaler Mensch nie in seinem Leben zu Gesicht bekommen würde, aber was er hier im zitternden Licht der Lampe sah, gehörte zu den schlimmsten Dingen, die ihm bisher unter die Augen gekommen waren.
    Dabei spürte er keine Angst vor dem, was kam. Es war für ihn einfach nur eklig und widerlich.
    Aus der Wiege kroch ein Monster. Ein Kretin. Ein ekliges Etwas, das er kaum beschreiben konnte. Da es in die Wiege hineingepasst hatte, konnte es nicht größer als ein Zwerg sein, aber das würde er genauer sehen können, wenn das Ding seinen Unterschlupf ganz verlassen hatte.
    Eine Raupe war es nicht, auch wenn es sich so bewegte. An den kleinen Händen zog es sich in die Höhe und beugte sich nach vorn, sodass der Oberkörper das Übergewicht bekam und zu Boden fiel.
    Bei der Landung entstand ein Klatschen, und das Ding blieb erst mal liegen, als wäre es bewusstlos geworden.
    Godwin hatte Zeit, es genauer zu betrachten. Es bildete weiterhin den Mittelpunkt des Lampenkegels. Die schwarze, leicht glänzende Haut war von zahlreichen Haarbüscheln bedeckt, die dicht beieinander wuchsen und einen Pelz bildeten.
    Der Körper besaß auch einen Kopf. Er kam dem Mann mit der Lampe übergroß vor im Verhältnis zum Körper. Es war ein Schädel, auf dem ebenfalls dichte Haare wuchsen und sich recht struppig verteilten.
    Als Godwin das Gesicht mit der dunklen faltigen Haut sah, dachte er zuerst an das eines kleinen Affen, doch es traf nicht zu, denn Affen sahen anders aus.
    Das hier war ein Mensch!
    Ein kleiner Mensch, kompakt gebaut. Der Begriff Zwerg traf schon zu. Nur war es kein lieber, kuscheliger Märchenzwerg, sondern eine bösartige Gestalt, und der Templer musste daran denken, dass sein Blut dieses Wesen erweckt hatte.
    Godwin fand einen besseren Namen für dieses Wesen. Kein Zwerg, nein, er bezeichnete die Gestalt als Kretin, als Missgeburt, als widerliches Geschöpf. Und ausgerechnet ich habe es erweckt!, dachte er. Ausgerechnet ich – verflucht!
    Die Gestalt wälzte sich herum. Sie tat es mit einer schnellen Bewegung, und so gelangte sie auf den Bauch, um sich aus dieser Position in die Höhe stemmen zu können.
    Noch lag er da wie jemand, der dicht davor stand, Liegestütze zu machen, aber der Kretin dachte nicht daran. Er hob nur den Kopf und drehte ihn so, dass er den Templer anstarren konnte.
    Godwin nahm die Lampe nicht zur Seite. Nach wie vor leuchtete er in das Gesicht hinein und ebenfalls in die Augen, die in dem dunklen Gesicht nur recht schwer zu entdecken waren. Aber sie glänzten wässrig, als wären sie mit einer Flüssigkeit gefüllt.
    Ein Maul besaß der Kretin auch. Breit wie ein Frosch verzog er es zu einem Grinsen, als sein Blick den des Templers aufgefangen hatte. Wer so grinste, der dachte nicht über die eigene Angst nach.
    Da war Godwin unangenehmer von diesem Anblick berührt als dieses Wesen selbst, dessen Herkunft sich Godwin einfach nicht erklären konnte.
    Aber es musste für bestimmte Personen wichtig sein, sonst hätte man es nicht in diese Wiege gelegt.
    Es stand auf.
    Mit einer zackigen Bewegung kam es auf die Beine und blieb leicht zitternd stehen.
    Godwin wusste in diesen langen Momenten, in denen er auch

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