1341 - Die Wiege des Kretins
Information sogar dankbar, denn sie stärkt meine Theorie.« Ich räusperte mich kurz und sprach weiter. »Wenn er also nicht aus dem Krankenhaus verschwunden ist, hält er sich noch hier auf. Aber wo? Und warum tut er das?«
Der Arzt fühlte sich angesprochen. »Ich weiß es nicht«, gab er schließlich zu.
»Sie kennen das Haus hier.«
»Ja, ich arbeite hier lange genug.«
»Gibt es hier irgendetwas, was Godwin de Salier interessieren könnte?«
»Oh, das weiß ich nicht.«
»Überlegen Sie?«
»Das tue ich, Monsieur Sinclair. Wäre Ihr Freund Arzt, könnte man unter Umständen eine Lösung finden. Aber wie ich weiß, ist er so etwas wie ein Mönch, der sich bestimmt nicht für medizinische Dinge interessiert. Oder sehe ich das falsch?«
»Leider nicht.«
»Dann kann ich Ihnen nicht helfen.«
Das war aus seiner Sicht verständlich. Nur ließ mich dieser Gedanke einfach nicht los, und auch Suko beschäftigte sich damit, das entnahm ich seinem Gesichtsausdruck.
Mein Freund hatte auch so etwas wie eine Idee, denn er fragte:
»Besitzt dieses Haus hier einen Keller?«
Die Frage war an Dr. Muhani gerichtet gewesen, und er gab auch die Antwort.
»Natürlich besitzt dieses Haus einen Keller. Nicht nur das. Es ist fast ein Areal. Sehr groß. Für manche ist es sogar das Herz des Krankenhauses.«
Wir erfuhren, was sich dort unten alles befand. Unter anderem auch die Räume, die man nur ungern betrat, weil dort die frisch Verstorbenen aufgebahrt wurden.
Außerdem gab es dort die Energieversorgung, die Wäscherei und die Müllverbrennungsanlage.
»Und man kann dort mit jedem Lift hinabfahren?«, erkundigte ich mich.
»Nein. Nur mit dem Transport-Lift.«
Ich schaute Suko an. »Was meinst du? Sollen wir?«
»Dagegen habe ich nichts einzuwenden.«
Dr. Muhani staunte nur. Schließlich raffte er sich zu einer Frage auf. »Sie wollen dorthin?«
»Ja. Es kann nicht schaden. Hier oben haben wir nichts mehr zu suchen. Sollten wir im Keller keine Spur von ihm finden, werden wir zum Kloster fahren. Wenn er sich dort auch nicht aufhält, versuchen wir es bei den Templerfreunden.«
Dagegen konnte der Arzt nichts einwenden. Begeistert war er nicht. Er sprach davon, dass der Keller eine Welt für sich war und dort alles seine Ordnung hatte.
»Es ist ja nicht so wie in einem Gruselfilm«, sagte er zum Schluss.
»Dort unten herrscht die gleiche Normalität wie hier oben.«
»Das ist uns klar, Doktor«, sagte ich. »Aber wir müssen alle Möglichkeiten in Betracht ziehen.«
»Dagegen habe ich auch nichts. Ich denke nur noch nach.«
»Werden Sie uns begleiten?«
»Wenn Sie wollen, schon. Nur habe ich Bereitschaft. Sollte ein Notfall eintreten, muss ich sofort zur Stelle sein.«
»Kennen Sie den Keller genau?«, fragte ich weiter. »Waren Sie dort schon überall?«
»Nein. Ich kenne sehr wohl die Räume, in denen die Toten aufgebahrt werden. Alles andere hat mich weniger interessiert, was ja auch zu verstehen ist.« Er hob eine Hand, als wollte er uns das Schweigen gebieten. »Mir ist da noch etwas eingefallen. Ich weiß nicht, ob es wichtig ist, aber ich möchte es schon erwähnen. Ich selbst habe davon nur gehört.«
»Raus damit.«
»Dieses Krankenhaus gibt es schon länger. Aber nicht in dieser Form. Früher war es anders, wie man mir sagte. Wir befinden uns in dem neuen Teil. Es gibt auch noch einen alten. Dort ist die Ambulanz untergebracht. Je mehr Gäste nach Alet-les-Bains kamen, desto mehr Platz benötigte man. Deshalb der Anbau.«
»Haben Sie in dem alten Teil schon gearbeitet?«, fragte Suko.
»Nein, erst im neuen. Ich habe nur mal erfahren, das bei den Ausschachtungen etwas gefunden wurde. Auf diesem Grundstück muss mal etwas gestanden haben. Ob Haus oder Burg, das kann ich Ihnen beim besten Willen nicht sagen, aber man hat alte Räume, Verliese oder Keller gefunden und sie nicht zugeschüttet, weil sich Archäologen dagegen gewehrt haben. So sind diese alten Kavernen geblieben.«
»Hört sich nicht schlecht an«, sagte Suko. »Was meinst du, John?«
»Könnte interessant sein.« Ich wandte mich wieder an den Arzt.
»Wissen Sie Näheres?«
»Nein, nein, wo denken Sie hin! Ich habe das nur gehört, mehr nicht. Ich sah auch keinen Grund, mich darum zu kümmern.«
»Aber Sie wissen, wie man dort hineingelangt?«, fragte ich.
»Das schon.«
»Dann könnten Sie uns führen.«
Er schaute uns an, und wir erkannten, wie unangenehm ihm die ganze Sache war. Er versuchte es noch mit einer Ausrede.
Weitere Kostenlose Bücher