1345 - Vampirkiller Conolly
was mit einem schwappenden Geräusch verbunden war.
Ich überließ Bill den Vortritt. Er warf einen Blick in den Tresor, wartete noch ein paar Sekunden und drehte sich zu mir hin um.
»John, es stimmt alles. Aus dem hat Koonz den Pfahl geholt und ihn mir zum Verkauf angeboten.« Bill senkte den Kopf und schüttelte ihn. »Verdammt noch mal, ich kann es nicht begreifen. Das will nicht in meinen Kopf, verflucht! Was wird hier gespielt?«
»Alles ist normal!«, erklärte Zacharias.
»Nein, das ist es nicht!« Bill hatte den Satz hervorgekeucht, und das wunderte selbst mich. So kannte ich ihn nicht. Bill gehörte zwar zu den temperamentvollen Menschen, aber er fiel dabei nie aus der Rolle. Und jetzt stand er dicht davor.
»Bill…«, drängte ich.
»Hör auf, John!«
Das war schon keine normale Antwort mehr gewesen, sondern ein Schrei. Bill hatte sich verändert. Er stand unter einem gewaltigen Druck wie ein Kessel, der jeden Augenblick in die Luft fliegen konnte. Aus seinem Gesicht war eine Grimasse geworden, und durch den offenen Mund atmete er nur zischend.
Das war nicht normal. So hatte sich Bill eigentlich noch nie verhalten. Ich sah ihn nicht als normal an. Er hielt noch immer den Pfahl fest und drehte ihn jetzt zwischen seinen Händen, wobei er Zacharias genau fixierte, obwohl der nichts tat.
Ich ahnte, dass hier etwas in Gang war, das nur Bill bemerkte. Es konnte mit dem Besitz des Pfahls in einem direkten Zusammenhang stehen. Sicher war ich mir nicht.
Nur wollte ich nicht, dass dem Trödler etwas passierte. Ich ging auf ihn zu und schob ihn zur Seite. »Bitte, verlassen Sie das Büro hier. Ich werde…«
Ein Schrei unterbrach mich.
Bill hatte ihn ausgestoßen. Welche Kraft ihn zu einer bestimmten Aktion trieb, konnte ich nicht sagen. Er wollte jedenfalls etwas Schreckliches tun. Er warf sich nach vorn, hielt den rechten Arm mit dem Pfahl hoch und zielte dabei auf die Kehle des Trödlers…
***
Was mit meinem Freund genau passiert war, das wusste ich nicht.
Er war jedenfalls wie von Sinnen. Er wollte auch keine Rücksicht mehr auf ein Menschenleben nehmen. Er war jemand, der nur noch eines kannte: Töten. Und das auf eine fürchterliche Art und Weise.
Zacharias hätte er immer erwischt. Der Mann war so geschockt, dass er nichts mehr tun konnte. Mit weit geöffneten Augen starrte er Bill entgegen. Er war völlig konsterniert, aber nur er und nicht ich.
Von der Seite her warf ich mich Bill mit einem Hechtsprung entgegen. Wir prallten zusammen. Bevor sein Arm mit der Waffe nach unten rasen und das Ziel finden konnte, flog er nach links und krachte gegen einen dort stehenden Schrank.
Er schrie.
Er schüttelte sich.
Er schaute auf den Pfahl, und in seinem Gesicht zuckte es, als er den Kopf anhob, weil er mich anschauen wollte.
Ich streckte ihm beide Arme entgegen. »Ganz ruhig, Bill, bleib ganz ruhig.«
Der Reporter gab mir keine Antwort. Er schaute mich an, und ich hätte an seinem Blick erkennen müssen, dass er mich sah. Das traf nicht so zu. Bill schien mich nicht wahrzunehmen, er schaute mehr in sich hinein. Dabei waren seine Augen leicht verdreht.
Hinter mir schlich Zacharias aus dem Büro. Er hatte seine Chance genutzt. Ich empfand es als gut, dass ich jetzt mit dem veränderten Bill allein war.
Bevor ich ihn ansprach, wollte ich sehen, ob er wieder zu sich kam und normal wurde.
Leider tat sich in den folgenden Sekunden nichts bei ihm. Auf mich machte er den Eindruck eines Menschen, der aggressiv und zugleich sehr ängstlich war, weil er mit seinen Aggressionen nicht allein fertig wurde.
»Bill!« Ich sprach ihn mit leiser und sanfter Stimme an. »Kannst du mich hören?«
Ja, er hörte mich. Er schielte vom Boden her zu mir hoch. Er lehnte sich gegen den Schrank. Die Waffe hielt er so fest, dass die Knöchel scharf hervortraten.
Sie war sein Verderben. Ich musste sie an mich bringen, aber Bill belauerte jede meiner Bewegungen. Bis er plötzlich auf den verdammten Pfahl stierte.
Auch ich schaute ihn an. Mein Freund war plötzlich nebensächlich geworden, denn mit dem Pfahl geschah etwas. Er verlor seine normale Farbe, und jetzt bekam auch ich zu sehen, dass Bill mich nicht angelogen hatte, als er von der Verwandlung gesprochen hatte.
Der Pfahl bekam die Farbe von Blut!
Undurchsichtiges dunkelrotes Blut. Für mich deshalb auch widerlich anzusehen, weil ihn ausgerechnet mein Freund Bill in der Hand hielt. Er grinste ihn an. Es war ein böses Grinsen. Ein wissendes auch, als wüsste
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