1345 - Vampirkiller Conolly
Aber das macht mich nicht mutlos. Das Geschäft ist eine Höhle. Ich gehe davon aus, dass der Laden tagsüber ebenso aussieht wie in der Dunkelheit.«
Bill drückte auf die Klinke. Die Tür ließ sich öffnen, auch wenn es sich qualvoll anhörte. Er schob sich in das Geschäft hinein. Ich war ihm dicht auf den Fersen und musste zugeben, dass mein Freund sich bei der Beschreibung des Geschäfts nicht geirrt hatte.
Man konnte es nur mit einem Wort beschreiben: Chaos. Es war das absolute Chaos.
Wohin man auch schaute, man kam nicht durch. Da musste man sich schon auskennen, und Bill hatte sich den Weg zum Glück gut gemerkt. Ich ging hinter ihm her. Was hier alles lag und hing, das sah ich nicht. So schnell konnte das menschliche Auge den ganzen Krempel gar nicht registrieren.
Ich hatte Bill den Pfahl zurückgegeben. Er steckte jetzt in der rechten Tasche seiner Jacke. Mich wunderte nur, dass noch niemand erschienen war, um uns zu begrüßen. Dieser Koonz schien sich im Hintergrund und versteckt sehr wohl zu fühlen.
Bill blieb stehen. Ein besonderes Ziel sah ich nicht. Wir standen zwischen Gerumpel, das in Metallregalen gestapelt war.
»Keiner da?«
Bill hob die Schultern. »Beim ersten Besuch ist er mir entgegengekommen.«
»Ruf ihn mal.«
»Das wollte ich gerade.«
Sehr laut rief Bill den Namen des Besitzers. Es kam mir vor, als hätte er dabei Staub aufgewirbelt, denn ein solcher Geruch drängte sich in meine Nase.
»Ja, ja, ja… ich komme.«
Es war eine Stimme aus dem Hintergrund, die geantwortet hatte.
Das sah schon mal nicht schlecht aus.
Trotzdem wirkte mein Freund etwas bedrückt. Da es mir auffiel, fragte ich ihn danach.
»Es ist komisch, und ich kann mich auch irren, John«, sprach er schnell und flüsternd, »aber die Stimme ist mir irgendwie nicht bekannt. Ehrlich.«
»Wirklich?«
»Ich denke schon.«
»Vielleicht hat Koonz einen Mitarbeiter.«
»Das kann auch sein.«
Vor uns hörten wir Geräusche, sahen aber nicht, wer sie verursacht hatte. Jedenfalls war ein Mann auf dem Weg zu uns, der hin und wieder mit sich selbst sprach und sich dabei auch an einigem Kram stieß, der über die Regalbretter hinweghing.
Bill ging noch etwas vor, bis er eine Kreuzung erreichte. Oder mehr eine Lichtung. Dort stand auf einer alten Theke eine ebenso alte Kasse, an der bezahlt werden musste.
Ein Mann tauchte auf. Er war klein. Er trug ein viel zu langes Jackett für seine Größe. Auf dem Kopf wucherte rötliches Haar, das zum großen Teil von einer flachen Strickmütze verdeckt wurde, die die Farbe von Sackleinen hatte.
Listige Augen schauten uns aus einem Gesicht an, in dem die Pausbacken auffielen. Hätte der Mann eine rote Zipfelmütze aufgehabt, hätte man ihn als einen zu klein geratenen Nikolaus durchgehen lassen können.
In seinem Gesicht fielen auch die Härchen auf, die aus den breiten Nasenlöchern wuchsen. Er grinste uns an, rieb seine Hände und fragte: »Was kann ich für euch tun?«
»Wir wollen den Besitzer sprechen«, erklärte Bill, der sich noch immer recht unleidlich gab.
»Das bin ich.«
»Ich meine den Besitzer.«
»Ja, ich bin es.«
Bill stieß ein leises Knurren aus. »Heißen Sie Koonz?«
»Nein, so heiße ich nicht.«
»Wie dann?«
Der kleine Mensch reckte sein Kinn vor. »Warum wollt ihr das wissen? Ist das wichtig?«
»Genau das ist es«, sagte ich und zeigte ihm meinen Ausweis. Da die Beleuchtung hier nicht eben optimal war, erklärte ich ihm, dass wir von Scotland Yard waren.
»Ach je. Was sucht ihr denn hier?«
»Den Besitzer!«
Er wurde sauer. »Herrje, mir gehört der Laden. Und wenn ihr irgendwelche Schmuggelware, Diebesgut oder auch Stoff sucht, dann schaut euch um, und ich gehe die nächsten beiden Tage in die Kneipe.« Humor hatte er auch.
Nur Bill fehlte er diesmal. Er sah aus, als wollte er sich auf den Mann stürzen. »Hören Sie, ich bin schon mal hier gewesen. Da hat mich ein anderer Besitzer empfangen als Sie.«
»Wann war das denn?«
»Am vergangenen Abend. Etwa gegen einundzwanzig Uhr.«
Der Mann schüttelte den Kopf. »War ich nicht mehr hier. Ich habe das Geschäft nur an wenigen Tagen länger geöffnet. Gestern war ich mit alten Freunden zum Bowling.«
»Wie lautet Ihr Name?«, fragte ich, bevor Bill hier noch explodierte.
»Zacharias.«
»Schöner Name.«
»Ich komme nicht von hier. Lebe aber schon seit mehr als fünfzig Jahren hier in London.« Er reckte sein Kinn vor. »Habt ihr sonst noch irgendwelche Probleme?«
»Jede
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