1345 - Vampirkiller Conolly
sein. Mich stört es nicht.« Bill erhob sich und holte ein Weinglas aus der Vitrine. In der Flasche befand sich noch genügend Wein, und Bill gönnte sich ein Glas. »Es ist ja auch nicht schlecht, dass ich ihn besitze. Schließlich haben wir es nicht nur mit netten Menschen zu tun. Blutsauger sind uns auch bekannt.« Er nahm wieder Platz und trank den ersten Schluck.
»Klar, sind sie. Da brauche ich nur an diese Cavallo zu denken, die sich bei Jane eingenistet hat. Gegen sie wirst du auch nicht mit dieser Waffe ankommen.«
»Vielleicht will ich das gar nicht.«
»Lass es lieber. Jedenfalls bin ich der Meinung, dass wir bisher auch ganz gut ohne dieses Ding ausgekommen sind. Außerdem bekommen wir nicht jeden Tag Besuch von einem Vampir, damit sich der Besitz der Waffe amortisiert.«
Bill ließ sich von seiner Meinung nicht abbringen. »Er ist jedenfalls ein Prunkstück. Wie ein altes Erbe. Glatt geschliffen, aber trotzdem nicht ohne Leben.«
»Wie bitte?«
Bill strich über das Holz hinweg. »Echte Eiche, Sheila. Wenn man genau hinschaut, sieht man auch die Einschlüsse. Ich denke mir, dass sie vom Blut der Opfer stammen, die durch diese Waffe ums Leben gekommen sind. Möglich ist alles.«
»Und ausgerechnet du willst ihn behalten.«
»Das habe ich damit nicht gesagt.«
»Ach, was denn?«
»Ich werde ihn John zeigen. Bin mal gespannt, was er dazu sagt.«
Sheila war anderer Meinung. Sie winkte auch lässig ab. »Hör auf, Bill, das ist eine Ausrede. Du glaubst doch nicht, dass John ihn behalten will. Das kann ich mir nicht vorstellen. Er hat genügend Waffen.« Sie hob den rechten Zeigefinger. »Aber ich wüsste schon, wer mit ihm etwas anfangen kann.«
»Da bin ich gespannt.«
»Ganz einfach. Marek, der Pfähler. Ich an deiner Stelle würde ihm den Pfahl schicken.«
Bill musste lachen. »Aber er hat doch einen…«
»Genau. Und da ist es immer gut, wenn man eine Ersatzwaffe besitzt.«
Bill wusste schon, worauf seine Frau hinauswollte. Sie wollte das Ding nicht im Haus haben. Der normale Ärger reichte ihr aus.
Einen zusätzlichen wollte sie sich nicht aufladen. Sie hatte sich nur diplomatisch ausgedrückt.
»Daran hatte ich eigentlich nicht gedacht.«
»Du solltest es dir überlegen.«
Bill grinste in sich hinein. Er kannte seine Frau, aber er kannte auch sich. So leicht würde er den Pfahl nicht hergeben. Er folgte dabei seinem Bauchgefühl. Da konnte er sich vorstellen, dass dieser angespitzte Pfahl etwas Besonderes war. Der Zufall oder das Schicksal konnte ihn durchaus auf eine Spur geführt haben, die sich noch als wichtig herausstellen würde.
Auch er hatte sich darüber gewundert, dass der Händler ihn so leicht abgegeben hatte. Wenn jemand so etwas tat, war er froh, einen bestimmten Gegenstand loszuwerden. So konnte es auch in diesem Fall gewesen sein. Nun besaß Bill den schwarzen Peter, auch wenn er dies nicht so sah.
Sheila verfolgte ungefähr den gleichen Gedankengang, denn sie fragte: »Was war dieser Trödler eigentlich für ein Typ? Würdest du ihn als Vampirjäger bezeichnen?«
Bill lachte auf. »Um Himmels willen. Wo denkst du hin? Nein, das ist er nicht.«
»Was macht dich so sicher?«
»Mein Gefühl.«
Sie nippte am Wein und behielt das Glas in der Hand. »Klingt nicht sehr überzeugend.«
Bill lenkte ein. »Ein komischer Kauz ist er schon gewesen, das muss ich zugeben.«
»Beschreibe ihn.«
Das tat der Reporter. Zwischendurch trank er von dem Roten und knabberte auch Käsegebäck aus der Schale. Er sah, dass seine Frau die Mundwinkel leicht verzog.
»Na ja, ein Allerweltstyp scheint das ja nicht gewesen zu sein.«
Sie korrigierte sich selbst. »Aber wer ist das schon von den Trödelhändlern? Da findet man ja die tollsten Typen.«
»Eben.«
Sheila räusperte sich. »Jedenfalls willst du das Ding hier behalten?«
»Vorerst.«
»Und dann?«
»Weiß ich noch nicht.«
Sie schaute ihren Mann an, lächelte wissend, schüttelte den Kopf und gähnte danach.
»Müde?«
Sheila nahm die Hand vom Mund weg und nickte.
»Dann solltest du dich hinlegen.«
»Das werde ich auch«, erklärte sie.
Bill schaute zu, wie sie ihr Glas leerte und schenkte sich selbst den Rest des Flascheninhalts ein.
»He, du willst noch nicht schlafen?«
»Nein, ich verziehe mich in mein Arbeitszimmer und möchte noch etwas nachdenken. Vielleicht surfe ich auch im Internet herum. Kann ja sein, dass ich eine Spur finde.«
Sheila deutete auf die neue Waffe. »Von ihr?«
»Genau.«
»Dann
Weitere Kostenlose Bücher