1346 - Mallmanns Schicksal
Dazwischen hörte er ein Schaben, ein Brechen, und plötzlich entstand vor seinem Gesicht eine Wolke aus Steinstaub.
Dracula II sah noch die Klinge weghuschen, dann fiel etwas auf sein Gesicht und traf auch seinen Körper. Es waren die Gesteinsbrocken, die sich gelöst hatten, als der Grabstein neben ihm zerstört worden war. Sie kippten auf sein Gesicht, auf den Oberkörper, als wollten sie ihn unter sich begraben.
Mallmann bekam nur die Treffer mit. Schmerzen gab es bei ihm nicht. Er war wütend. Er räumte die Trümmer weg, schielte nach links und sah, dass es den Grabstein nicht mehr gab. Der eine Treffer mit der Sense hatte ihn tatsächlich zerstört.
Darüber wunderte er sich nicht. Dem Schwarzen Tod war eben alles zuzutrauen.
Mit einer schnellen Bewegung rollte er sich nach rechts und sprang wieder hoch.
Der Schwarze Tod hatte Abstand zu ihm gewonnen. In einer gewissen Höhe schwebte er wieder über ihm. Seine Waffe machte die Bewegung mit und funkelte auf.
Mallmann dachte darüber nach, sich in die Fledermaus zu verwandeln. Bei seinen letzten Versuchen hatte er es nicht mehr geschafft. Da war etwas in seinem Körper durch den Schlag mit der Sense zerstört worden. Nein, er unternahm den Versuch nicht.
Auch wenn es geklappt hätte, er wäre seinem Gegner auch in der Luft unterlegen gewesen. Es spielte keine Rolle, wie er starb.
Ja, er beschäftigte sich mit dem Gedanken, wobei ihm noch der sehr menschliche Begriff des Sterbens durch den Kopf schoss. Es kam einfach daher, dass er noch zu stark in diesen Kategorien dachte.
Und wenn es dann um ihn geschehen war, konnte er nur hoffen, dass Justine Cavallo in der Lage war, ihn zu rächen.
Es gab keinen Ausweg. Das wusste er. Er konnte hinlaufen, wo er wollte, der Schwarze Tod würde ihn immer aufspüren.
Er drehte wieder seinen Kreis.
Seinen schwarzen Skelettschädel hielt er gesenkt. Er wollte alles sehen, was sich unter ihm abspielte. Keine Bewegung durfte ihm entgehen. Die roten Augen in seinem Schädel wirkten wie zwei Kreise, die jemand mit Blut gefüllt hatte.
Er sackte tiefer.
Gleichzeitig führte er mit seiner Sense einen Rundschlag durch.
Er wollte Mallmann nicht treffen. Diese Aktion sollte ihn nur in die Schranken weisen, was zumindest der Blutsauger annahm.
Mallmann wich zurück. Er wollte in Bewegung bleiben und es dem Schwarzen Tod so schwer wie möglich machen. Sein Ziel war es, ihm die Sense zu entreißen, um sie dann so einzusetzen, dass er den Schwarzen Tod damit zertrümmern konnte.
Der Körper senkte sich wieder dem Boden entgegen. Mallmann sah das ölige Schimmern der Knochen. Er sah auch das rote Leuchten in den Augen des Knöchernen, und plötzlich fiel die Sense nach unten. Es sah aus, als würde sie dem Schwarzen Tod aus den knochigen Klauen rutschen, aber er hielt sie soeben noch fest.
Dann schwang er sie vor!
Mallmann hörte schon das scharfe Geräusch, als er sich nach hinten warf. Bei einem Treffer hätte ihm die Schneide das Gesicht in zwei senkrechte Hälften geteilt. So war er der Waffe gerade noch entwischt. Er landete nicht auf dem Boden, weil ihn ein Grabstein aufhielt und erwartete den neuen Angriff.
Der scharfe Stahl huschte heran.
Mallmann hechtete zur Seite. Er wollte, dass der Grabstein zerstört wurde.
Und wieder hatte er Glück, denn das Sensenblatt verfehlte ihn.
Abermals hörte er das Knirschen, als das Gestein getroffen wurde.
Diesmal wehrte sich der Blutsauger.
Sein Gesicht war zu einer Fratze verzerrt, die beiden langen Zähne schauten aus dem Oberkiefer hervor, und er stieß sich mit beiden Hacken zugleich ab.
Dann griff er zu!
Diesmal hatte Mallmann Glück. Er bekam tatsächlich den Sensengriff zu fassen. Seine Kraft konnte nicht mit der eines Menschen verglichen werden. Sie war viel stärker, und mit einem heftigen Ruck versuchte er, dem Skelett die Waffe zu entreißen.
Zwei Knochenklauen hielten sie eisern fest. Mallmann geriet ins Taumeln. Er wurde zudem nach hinten gestoßen, doch er gab nicht auf. Es war seine letzte Chance, das wusste er.
Er riss die Sense und die Gestalt, die sie trug, sogar zu sich heran.
Er wollte schon jubeln, als der Schwarze Tod ihm einen Tritt verpasste, den Mallmann nicht wegstecken konnte. Seine Füße verloren den Kontakt mit dem Untergrund. Er wurde in die Höhe geschleudert, erlebte zugleich den Gegenzug des Schwarzen Tods, der stärker war als sein Griff, und seine Hände rutschten am Griff ab.
Dracula II landete auf dem Rücken!
Als er dies spürte,
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