1346 - Mallmanns Schicksal
Es war der Schwarze Tod, das Verschwinden des Will Mallmann, und auch das Verhalten der blonden Bestie Justine Cavallo.
Etwas war durcheinander geraten. Es gab keine klare Richtung mehr. Dafür rollten die Wellen zu den verschiedenen Seiten hin weg, und so dachte ich wieder an einen Kampf an verschiedenen Fronten, was mir überhaupt nicht gefallen konnte.
Dabei dachten viele andere Menschen an Weihnachten, den Jahreswechsel und an das schnelle Einkaufen der Last-Minute-Geschenke.
Ich rollte in die Querstraße in Mayfair ein, in dem meine Freundin Jane Collins wohnte. Sarah Goldwyn hatte ihr das Haus vererbt, und Jane wollte auch nicht ausziehen. Zu viele Jahre hatte sie bereits darin verbracht, aber über ihre Mitbewohnerin war sie nicht eben glücklich. Es ärgerte sie, dass Justine sich bei ihr eingenistet hatte. Leider war sie nicht in der Lage, etwas dagegen zu unternehmen.
Ich fuhr in die Lücke zwischen den beiden Bäumen. Dort fand ich eigentlich immer einen Parkplatz. Den Motor stellte ich ab, ich schnallte mich los und warf, bevor ich ausstieg, einen Blick durch den Vorgarten und dann zu Lady Sarahs Haus hin.
Da hatte sich nichts verändert. Das Licht, das hinter den Scheiben schimmerte, war um diese Zeit auch normal. Für mich stand fest, dass Jane zu Hause war.
Ich hatte sie zuvor nicht angerufen, weil ich sie mit meinem Besuch überraschen wollte.
Ich stieg aus. Wieder spürte ich den Wind in meinem Gesicht, der mir auch die Haare in die Höhe wehte. Zum Glück regnete es nicht.
Der Boden war trotzdem noch nass vom letzten Schauer.
Ich stellte den Kragen der Jacke hoch und ging mit zielsicheren Schritten auf das Haus zu.
Der Vorgarten machte einen winterlichen und auch etwas trostlosen Eindruck. Das würde in ein paar Monaten anders aussehen.
Dann spürte ich die Gefahr!
Sie war da. Ich merkte die leichte Erwärmung des Kreuzes vor der Brust. Sie sprang mich an, sie erwischte mich wie ein Tiefschlag, denn ich hatte damit nicht gerechnet.
Vorn sah ich nichts, abgesehen von der Haustür und deren Umgebung, die im Licht lag.
Hinter mir hörte ich schnelle Schritte.
Ich ging nach vorn – und federte zugleich herum!
Was ich sah, wollte ich nicht glauben. Mitten aus dem Lauf heraus sprang mich eine magere Gestalt an, aus deren Oberkiefer zwei spitze Zähne ragten…
***
In diesen schnellen Sekunden der Erkenntnis machte ich mir keine Gedanken darüber, wer diese Gestalt war. Für mich stand nur fest, dass sie mein Blut wollte, und dass sie auf mich gelauert hatte.
Es war noch hell genug, um sie erkennen zu können. Dieses Geschöpf war in alte Lumpen gekleidet. Es stank zum Erbarmen. Ich sah die welke Haut, die nach Blut dürstete, das Gesicht mit den hohlen Wangen und wurde dabei an die Vampirwelt erinnert.
Dort hatte ich mich nicht nur einmal aufgehalten, und da hausten auch diese Gestalten.
Alles das nahm ich auf, als sie sprang. Ich wich auch nicht aus, sondern drückte meinen Körper nach vorn. Genau in dem Augenblick prallten wir zusammen.
Ich bekam den Stoß mit, und die Blutsaugerin musste ihn ebenfalls hinnehmen.
Ich hörte ein undefinierbares Geräusch aus ihrer Kehle quellen.
Sie kam nicht dazu, mir die Zähne in den Hals zu hacken, denn ihr Aufprall musste mit dem gegen eine Wand zu vergleichen sein, so hart stand ich. Der Gegendruck schleuderte sie zurück, und sie wäre auch gefallen, hätte ich sie nicht an ihrem rechten Arm zu fassen bekommen.
Damit war die Sache allerdings nicht erledigt. Ich hielt sie weiterhin fest, und jetzt wuchtete ich sie herum.
Die Fliehkraft reichte aus, um sie über die Grenze hinweg in den Vorgarten zu schleudern, wo sie bäuchlings auf den kalten Boden fiel und ihre Fratze gegen die Erde drückte.
Ich sprang ebenfalls in den Garten hinein. Als ich den Boden berührte, kam die Gestalt wieder hoch.
Mit beiden Händen griff ich zu. Das magere und trotzdem gefährliche Wesen war leicht wie eine Feder. Ich brauchte nicht mal viel Kraft aufzuwenden und wuchtete sie auf die Haustür zu.
Der Weg war nicht weit. Sie krachte voll dagegen und sank dort auch zusammen. Allerdings nicht vor Schwäche, denn so etwas traf bei Vampiren nicht zu.
Ich war schneller bei ihr, als sie sich erheben konnte. Wieder zerrte ich sie hoch, drehte mich herum, drückte sie gegen die geschlossene Tür und umklammerte mit einer Hand ihr Kinn mit einem verdammt festen Griff. So konnte sie den Kopf nicht bewegen.
Sie hielt ihr Maul noch offen. Ein widerlicher, fauliger
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