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1348 - Die ESTARTU-Saga

Titel: 1348 - Die ESTARTU-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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weißt, welche Rolle die Singuva gespielt haben. Und jetzt haben sie uns Ewigen Kriegern den Befehl gegeben -den Befehl! -, in den ehrenvollen Freitod zu gehen. Nun, Srolgs Tod ist das folgerichtige Ergebnis. Aber zuvor habe ich alles aus ihm herausgepreßt, was ich noch wissen wollte. Sieh dich um, die Stapel von Dokumenten, Bildund Tonträgern sind Zeugnisse von den Verbrechen der Singuva an ESTARTU und deren Völkern. Beweise für die Kollektivschuld eines ganzen Volkes - der Pterus. Ich kann mich da nicht ausklammern, aber ich möchte wenigstens selbst bestimmen, wie mein Abgang gestaltet werden soll. Alle Welt soll erfahren, was sich tatsächlich zugetragen hat, seit ESTARTU ihr Reich verlassen hat, ihre Schützlinge im Stich ließ und glaubte, sie könnten sich, mit Hilfe von ESTARTUS technischen Krücken, selbst und aus eigener Kraft weiterentwickeln. Das Experiment ist gescheitert - es hätte vielleicht gar nicht sein müssen."
    Mir fiel nichts darauf zu sagen ein, das heißt, ich hätte schon etwas zu sagen gewußt. Aber ich kam mir wie in der Rolle des Psychotherapeuten vor, der dem Patienten gestattet, sich alles von der Seele zu sprechen. Ijarkor lachte polternd. „Ich fürchte, du bist nicht in der Lage, mich wirklich zu verstehen!" schrie er mich an, und jetzt richtete sich sein Zorn gegen mich. „Wir sind beide von zu unterschiedlicher Mentalität. Merke, daß ich immer noch zu stolz bin, um Mitleid zu verkraften. Deines am allerwenigsten, Gorim! Wenn ich merke, daß du mir irgend etwas vorheuchelst, dann mache ich es mit dir ebenso wie mit Srolg. Sei also ehrlich, Gorim. Und wenn mir deine Ehrlichkeit nicht behagt, dann verjage ich dich einfach. Das ist das Schlimmste, was dir passieren kann, wenn du nicht heuchelst."
    „Mit dir stimmt einiges nicht, Ijarkor", sagte ich freiheraus, ohne die möglichen Folgen zu bedenken. „Du bist krank, ich weiß nur nicht, auf welche Art. Ich kann alles mögliche für dich empfinden, nur kein Mitleid.
    Aber auch keine Verachtung. Und keine Furcht, spar dir also deine Drohungen. Der Grund, warum wir uns getroffen haben, geht weit über persönliche Belange hinaus. Srolg hast du stellvertretend für alle Singuva getötet - willst du in deiner Todessehnsucht auch die positiven Kräfte in Estartu eliminieren?
    Mich stellvertretend für diese? Wäre es so, dann tätest du mir schon wieder leid ..."
    Ijarkor fing unwillkürlich zu toben an. Er raste durch den Raum, schlug gegen seine Rüstung und versuchte, den Shant zu zerreißen, er wühlte in den verschiedenartigen Materialien, den Dokumenten, die Zeugnis über die Geschichte seines Volkes und der Mächtigkeitsballung von ESTARTU nach deren Abgang ablegten. Er schien den Verstand verloren zu haben - oder aber er mußte sich wie bei einer Drangwäsche abreagieren, um wieder das innere Gleichgewicht zu finden.
    Er beruhigte sich ebenso abrupt, wie er in Rage geraten war. „Bediene dich, Gorim", sagte er und machte eine umfassende Bewegung. „Du kannst dir alles Wissen, das du begehrst, aus diesen Unterlagen holen. Ich gebe dir auch in Zweifelsfällen gerne zusätzliche Auskünfte - Dokumente haben eine zu seelenlose und zu nüchterne Sprache. Was sie dir nicht sagen können, kannst du von mir erfahren. Also mach schon und mach schnell, denn wenn ich sterbe, dann erlischt auch dein Asylrecht auf der SOMBATH."
    Ich blickte mich hilflos suchend um. „Wo soll ich beginnen?" fragte ich. „Ich kann dir eine Einstiegshilfe geben, danach wirst du schon allein zurechtkommen", sagte Ijarkor. „Es schadet nicht, wenn ich das Geschichtsstudium wiederhole ... Hättest du es für möglich gehalten, daß ich einst nichts anderes wollte, als zu dichten - einfach Verse zu schreiben, um die kosmische Schöpfung zu lobpreisen? Bei meiner Ehre, so war es! Und dann habe ich selbst kosmische Geschichte gemacht. Aber als ich einstieg, da waren die Weichen eigentlich schon gestellt. Das Verhängnis begann früher. Andererseits waren am Beginn die Bedingungen für eine positive Entwicklung vortrefflich, sie hätten gar nichtbesser sein können, weil ESTARTU geradezu ideale Voraussetzungen geschaffen hatte.
    Aber es kam anders, so, wie ESTARTU es nicht voraussehen konnte. Irgendwie mag es etwas Tröstliches an sich haben, daß nicht einmal so Mächtige wie ESTARTU die Zukunft nach ihrem Willen vorausplanen können. Doch wird dieser Trost zur Bitternis, wenn sich die geplante Entwicklung dermaßen ins Negative verkehrt.
    Lassen wir das.

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