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135 - Madame La Roshs Marterhaus

135 - Madame La Roshs Marterhaus

Titel: 135 - Madame La Roshs Marterhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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chinesische Inhaber als
Alarmzeichen.
    Freundlich lächelnd kam er an den Tisch zu der
lustigen Gesellschaft und bat darum, sich doch ein bißchen leiser zu verhalten.
    »Wegen del andelen Gäste«, wisperte er. »Nicht so laut
lachen, bitte schön... Die andelen Gäste weiden sonst gestölt...«
    Er nickte und zog sich zurück. Aber sein Auftauchen und die Tatsache, daß er kein ‚r‘ sprechen
konnte, sorgten für weitere heitere Ausgelassenheit am Tisch der Gesellschaft,
was ihnen für die nächsten zehn Minuten sträfliche Blicke des Inhabers eintrug.
Der Chinese fürchtete, daß die anderen Gäste vertrieben würden.
    Edith hatte die Bitte des Mannes entweder längst
vergessen oder konnte ihren Lacher einfach nicht bremsen, wenn Joe einen Witz
vom Stapel ließ, Doris und Margot eine urkomische Bemerkung machten oder
Ekkehard, der wie alle anderen angeheitert war, Witze über 'seinen breiten
Scheitel' riß, den er schließlich bedecken wollte. In Ermangelung eines Hutes
griff er kurzentschlossen nach der chinesischen Lampe, die über dem Tisch hing und
klemmte sich den Lampenschirm auf den Schädel. Er grinste breit, denn die
roten, baumelnden Troddeln hingen ihm über Stirn, Augen und Ohren.
    Alles lachte aus vollem Hals. Edith Laumann am
auffälligsten.
    »Isch das nischt wundelbar?« lispelte Ekkehard gekünstelt.
»Ich bin Ecke-Hald - ein echtel Mandalin aus der Plovinz-Huan!«
    Da kreischte Edith noch mehr.
    Ihr Lachen tönte durch das Restaurant. Der Chinese
lief rot an. Was selten ist. Er kam an den Tisch.
    »Ich habe doch 'Bitte' gesagt!« meinte er immer noch
freundlich. »Sie dülfen nicht so laut lachen.« Jetzt wirkte er mit einem Mal
todernst.
    Aber Edith wollte laut lachen. Und die anderen auch.
    Sie entschlossen sich zu gehen und bezahlten.
    Edith sagte: »Auf Wiedelseh'n!« Die Gesellschaft zog
ab, und Joe konnte sich beim Fortgehen nicht verkneifen noch auf echt
chinesische Weise zu bemerken, daß er 'von nun an sichellich kein Lumpsteak vom
Lind mehl essen weide'.
    Das hatte zur Folge, daß Edith aus Übermut kaum mehr
imstande war, die Treppen nach unten zu gehen und von ihren Begleitern gestützt werden mußte.
     
    *
     
    Es war halb neun, als Edith Laumann ihren Haushalt
besorgte.
    Leise Musik tönte aus den Lautsprechern der
Stereoanlage. Die junge Frau summte die Melodie dazu.
    Plötzlich klingelte es draußen.
    Edith ging zur Tür.
    Der Briefträger hatte einen Einschreibebrief und ließ
auch gleich die andere Post da, die er normalerweise in den Kasten gesteckt
hätte.
    Edith Laumann sah die Post schnell durch.
    Drei Reklamebriefe, die an sie persönlich gerichtet
waren, ließ sie gleich im Papierkorb verschwinden, ohne sich die Angebote
überhaupt erst anzusehen.
    Dann erst interessierte sie der Einschreibebrief.
    Er trug keinen Absender und steckte in einem neutralen
Umschlag. Die Adressatin riß ihn auf.
    Schon nach den ersten fünf Zeilen zog Edith die Luft
ein und brachte nichts weiter über die Lippen als die Worte: »Ich werd'
verrückt!«
    Sie hatte gewonnen!
    Seit Jahren machte sie alle möglichen
Preisausschreiben mit, ob bei Waschmittelfabrikanten, bei Buchclubs, Lesezirkeln
oder Fertigsuppen: Nie hatte sie je etwas über ein Ergebnis gehört.
    Vor vier Monaten etwa hatte sie unter anderem auch in
einer Kundenzeitschrift einen Fragebogen ausgefüllt. Als Belohnung winkten drei
'Überraschungspreise'. Die Firma hatte seinerzeit in ihren Bedingungen
ausdrücklich darauf hingewiesen, daß es mit den Überraschungspreisen sehr ernst
sei. Wer gewinne, müsse sich auch auf eine echte Überraschung gefaßt machen und
bereit sein, diese auch mitzumachen. Sonst sei es keine Überraschung mehr. Nur
ernsthafte Gründe berechtigten den eventuellen Gewinner, den zugedachten Preis
nicht anzunehmen und sich den Gegenwert in Bargeld auszahlen zu lassen.
    »Ich werd' verrückt!« wiederholte sie und konnte nicht
fassen, daß dieser Brief tatsächlich an sie gerichtet war. Sie überzeugte sich
davon, daß er wirklich ihre Anschrift trug und sie als 'Sehr geehrte Frau
Laumann' angesprochen wurde.
    Sie preßte die flache Hand an die Lippen und lachte
auf ihre Weise mit jenem langgezogenen, quietschenden Ton, den ihre Freunde
mochten und der Chinesen zur Ängstlichkeit verleitete, sie könnten
möglicherweise Ärger mit den Gästen bekommen.
    Sie las den Brief Zeile für Zeile durch, und die
Stelle, die sie förmlich elektrisierte, las sie unbewußt halblaut vor sich hin:
    »…erinnern Sie sich

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