1352 - Beute für den Sensenmann
ein Home, lockte Gäste hin, brachte sie um, und schaffte sie durch einen Geheimgang bis zum Wasser hin.
Perfekt…
Godwin und ich suchten an verschiedenen Stellen. Durch den Bewuchs war es recht dunkel geworden. Von einem normalen Licht konnte man nicht sprechen. Wir kamen uns mehr vor, als würden wir durch abgedunkeltes Glas gehen.
Mit den eingeschalteten Taschenlampen suchten wir den Boden ab. Irgendwo hier musste es sein. Ein Zugang im blanken Gestein, mit dem der Boden bedeckt war.
Godwin hatte Glück. Über eine Mauer hinweg erreichte mich sein Ruf. »Komm her, ich hab’s.«
Ich ging durch zwei Öffnungen ohne oberen Sturz und sah den Templer am Boden knien. Auch er verließ sich auf seine Lampe.
Und deren Lichtkegel strahlte gegen eine bestimmte Stelle in einer Ecke. Sie war von den Moosen befreit worden. Das hatte nicht Godwin getan, sondern jemand anders.
»Orry hat gute Arbeit geleistet«, sagte er.
Ich schaute ebenfalls hin. Es traf zu. Man hatte für uns schon vorgearbeitet. Der Ring in der Mitte der Falltür lag frei. Wir brauchten ihn nur zu umfassen und zu versuchen, den Zugang in die Höhe zu heben.
»Okay, John?«
Ich nickte nur.
Godwin machte sich an die Arbeit. Es war nicht leicht, die Steinplatte aus der Verfugung zu ziehen. Sie schien inzwischen darin wieder festgeklebt zu sein.
Ich wollte ihn die Arbeit nicht allein machen lassen und half ihm.
Gemeinsam schafften wir es und lächelten, als wir das Knirschen an den Seiten hörten. Noch mal mussten wir nachgreifen, dann hatten wir es geschafft. Der Deckel fiel zur Seite, und wir erhielten den ersten freien Blick in die Tiefe.
So frei war er auch nicht. Uns gähnte schon eine tiefe Dunkelheit entgegen. Aber wir sahen den Beginn einer Steintreppe, deren Stufen schnell im Dunkel verschwanden.
Ich leuchtete über die Treppe hinweg. Der Schein der Lampe glich einem hellen Messer. Das Ende der Treppe tauchte ebenfalls auf, das sahen wir schon als Vorteil an.
Und dann gab es noch etwas, das anders war.
Godwin machte mich darauf aufmerksam. Er sagte nichts. Nur durch Zeichen gab er mir zu verstehen, dass ich lauschen sollte, und so bückte ich mich ebenso tief herab wie er.
Das Geräusch war einfach nicht zu überhören. Ein ständiges Rauschen wehte an unsere Ohren. Es klang so weit entfernt, doch das war es nicht. Wir brauchten auch nicht lange zu raten.
Das Geräusch, das durch einen Tunnel zu uns klang, war das ewige Rauschen des Meeres, dessen Wellen sich an den Felsen brachen.
Godwin grinste breit. »Das ist er, John. Das ist der verdammte Zugang zum Meer.«
»Und zum Schatz.«
»Genau.«
Ich nickte anerkennend und sprach wieder von den Piraten, die verflixt schlau gewesen waren.
»Das waren die Menschen schon immer, wenn es um ihren eigenen Vorteil und ums Töten ging.«
Ich konnte nicht widersprechen. Und ich ging auch davon aus, dass sich die Menschen nicht ändern würden.
»Sollen wir?«
Ich nickte ihm zu.
Godwin hatte verstanden und machte den Anfang. Er duckte sich, steckte die Lampe zwischen die Lippen und senkte sie dabei so, dass sie vor seine Füße leuchtete.
Vorsichtig schritt er über die alten, krummen und unebenen Steinstufen nach unten. Ich machte es ihm nach und musste erkennen, dass es keine normale Treppe war. Man hatte diese Stufen kurzerhand in das Felsgestein geschlagen und auch kein Geländer gebaut, sodass der Weg in die Tiefe schon fast lebensgefährlich war.
Godwin brachte die Treppe glatt hinter sich. Bei mir war es auch der Fall.
Wir hatten damit gerechnet, in einer Höhle zu stehen. Ein leichter Irrtum, denn zuerst schluckte uns mal ein Gang, der recht niedrig war, aber immer noch so hoch, dass wir mit eingezogenen Köpfen stehen konnten.
Hier würde sich auch bei größter Hitze die Feuchtigkeit halten, davon ging ich aus. Überall schimmerte es feucht im Licht unserer Lampen. Wir sahen die winzigen Tiere der Unterwelt wegkriechen und davonhuschen, wenn der helle Schein sie erreichte, der für sie bestimmt neu war.
Das Rauschen kam von vorn. Damit zeigte es uns den Weg. Ich wusste nicht, was mich erwartete, rechnete allerdings damit, an den Seiten auch die Überreste der Menschen zu sehen, die man hier als Tote hatte liegen lassen, damit ihre Körper vermoderten.
Es war ein Irrtum. Keine Skelette, keine Knochen, nur das feuchte und unebene Gestein, das spitz und buckelartig aus dem Boden hervorragte und dafür sorgte, dass wir unsere Füße bei jedem Schritt ziemlich hoch
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