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1356

1356

Titel: 1356 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Allgemeinen, aber unglaublich fade. Ihr findet Wein auf dem Tisch. Es ist kein sehr guter Wein, aber besser als gar keiner. Ich trinke meinen gern mit Wasser gemischt, das ist in dem spanischen Krug. Also, wer jagt Euch?»
    «Alle.»
    «Da müsst Ihr wahrhaftig ein verruchter Mann sein! Vortrefflich! Was habt Ihr getan?»
    «Man beschuldigt mich der Ketzerei», sagte Thomas, «und der Entführung einer Frau, die mit einem anderen verheiratet ist.»
    «Du liebe Güte», sagte die Comtesse. «Wärt Ihr so freundlich, mir diese Decke dort zu geben? Die dunkle? Es wird hier selten kalt, aber heute ist es kühl. Seid Ihr ein Ketzer?»
    «Nein.»
    «Aber irgendjemand hält Euch dafür! Was habt Ihr getan? Die Dreifaltigkeit geleugnet?»
    «Ich habe einen Kardinal verärgert.»
    «Das war nicht sehr klug von Euch. Welcher war es?»
    «Bessières.»
    «Oh, dieser Mann ist wirklich ein Grauen! Ein Schwein! Aber ein gefährliches Schwein.» Sie hielt nachdenklich inne. Von dem Gang vor ihrer Zimmertür klangen ganz schwach Frauenstimmen aus dem Kloster herein. «Wir hören einiges hier im Konvent», fuhr die Comtesse fort, «Neuigkeiten aus der Welt. Habe ich nicht auch gehört, dass Bessières nach dem Heiligen Gral sucht?»
    «Das hat er. Er hat ihn nicht gefunden.»
    «Oh, mein Lieber, natürlich hat er ihn nicht gefunden. Ich bezweifle, dass er überhaupt existiert.»
    «Vermutlich nicht», log Thomas. Er wusste, dass der Gral existierte, denn er hatte ihn selbst entdeckt, und dann hatte er ihn in den Ozean geschleudert, wo er keinen Schaden anrichten konnte. Und das Schwert, das er suchte? Sollte er es am Ende auch verschwinden lassen?
    «Und wessen Frau habt Ihr geraubt?»
    «Die Frau des Comte de Labrouillade.»
    Die Comtesse klatschte in ihre winzigen Hände. «Oh, Ihr gefallt mir immer besser! Gut gemacht! Labrouillade ist eine schändliche Kreatur! Mir hat dieses Mädchen, Bertille, immer leidgetan. Das hübsche kleine Ding! Ich kann mir ihr Ehelager nicht vorstellen, oder besser gesagt, ich kann es mir zu gut vorstellen! Einfach grauenvoll. Als würde ein grunzender, ranziger Specksack auf ihr seine Brunft ausleben. Ist sie nicht mit dem jungen Villon davongelaufen?»
    «Ja. Ich habe sie zurückgeholt, dann habe ich sie wieder mitgenommen.»
    «Das klingt sehr kompliziert, also müsst Ihr mit dem Anfang anfangen.» Die Comtesse unterbrach sich unvermittelt, beugte sich auf ihrem Stuhl vor und stieß ein Zischen aus. Das Zischen endete in einem Stöhnen.
    «Ihr fühlt Euch nicht wohl», sagte Thomas.
    «Ich sterbe», sagte sie. «Man könnte annehmen, dass all die Doktoren hier in der Stadt etwas für mich tun können, aber sie können es nicht. Nun, einer von ihnen will mich aufschneiden, aber das erlaube ich nicht! Also riechen sie an meinem Urin, und danach sagen sie, ich soll beten. Beten! Nun ja, ich bete.»
    «Gibt es keine Medizin dagegen?»
    «Nicht gegen zweiundachtzig Lebensjahre, mein Lieber, das ist unheilbar.» Sie wiegte sich vor und zurück und presste die Decke an ihren Körper. Dann atmete sie langsamer und tiefer, und ihre Schmerzen schienen nachzulassen. «Da ist ein bisschen Alraunenwein in einer grünen Flasche, dort auf dem Tisch. Die Nonnen von der Krankenstube haben ihn für mich gekocht, sie sind sehr freundlich. Er lindert den Schmerz, allerdings werde ich davon auch benebelt im Kopf. Würdet Ihr mir einen Becher davon einschenken? Ohne Wasser, mein Lieber, und dann könnt Ihr mir Eure Geschichte erzählen.»
    Thomas gab ihr die Medizin, und dann erzählte er ihr ein bisschen von seiner Geschichte – wie er angeheuert worden war, um Villon zu besiegen, und wie Labrouillade versucht hatte, ihn zu betrügen. «Also ist Bertille in Eurer Festung?», fragte die Comtesse. «Weil Eure Frau sie gern hat?»
    «Ja.»
    «Hat sie Kinder?»
    «Bertille? Nein.»
    «Das ist ein Segen. Wenn sie Kinder hätte, würde dieser elende Labrouillade die Kleinen benutzen, um Bertille zurückzulocken. Stattdessen könnt Ihr Labrouillade nun einfach töten und sie zur Witwe machen! Das ist eine hervorragende Lösung des Problems. Witwen haben so viel mehr Freiheiten im Leben.»
    «Seid Ihr deshalb hier?»
    Sie zuckte mit den Schultern. «Es ist eine Zuflucht, nicht wahr? Mein Sohn hat nichts für mich übrig, und seine Frau hasst mich, und ich war zu alt, um einen neuen Ehemann zu finden. Und so sitze ich jetzt hier, ganz allein mit Nicholas.» Sie streichelte die Katze. «Labrouillade will also Euren Tod, aber er

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