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sechsundzwanzig? Ein Schoßhündchen?»
«Ein Schoßhündchen», beharrte Douglas, «und wir können es in einen Zwinger sperren.»
«Oder Lancaster.»
«Der verfluchte Lancaster!», zischte Douglas. Henry, Duke of Lancaster, hatte eine englische Armee aus der Bretagne geführt. König Jean hatte darüber nachgedacht, Truppen gegen ihn zu schicken und seinem ältesten Sohn den Kampf gegen den Prince of Wales im Süden zu überlassen, und genau das fürchtete Douglas. Lancaster war kein Narr. Wenn ihn eine starke Armee herausforderte, würde er sich wahrscheinlich in eine der großen bretonischen Festungen zurückziehen, Prince Edward of Wales dagegen war jung und hitzköpfig. Er hatte den vergangenen Sommer überstanden und seine zerstörerische Armee den ganzen Weg zum Mittelmeer und wieder zurück in die Gascogne geführt, ohne auf nennenswerten Widerstand zu treffen, und das hatte ihn zu dem Kriegszug ermutigt, den er nun begann. Der Prinz, davon war Douglas überzeugt, würde sich zu weit von seiner sicheren Basis in der Gascogne entfernen und dadurch in eine Falle gelockt und geschlagen werden können. Der englische Prinz war zu leichtsinnig, liebte die Huren und das Gold zu sehr und war dem Luxus seiner Privilegien verfallen. Und sein Lösegeld würde gewaltig sein. «Wir sollten in den Süden gehen», sagte Douglas, «und uns einen Dreck um diesen Fischerunsinn scheren.»
«Wenn Ihr in den Süden wollt», sagte d’Audrehem, «solltet Ihr dem Orden des Fischers jede nur erdenkliche Unterstützung bieten. Der König hört nicht auf uns! Aber er hört auf den Kardinal. Der Kardinal kann ihn überzeugen, und der Kardinal will in den Süden. Also tut, was immer der Kardinal will.»
«Das habe ich getan! Ich habe ihm Sculley überlassen. Bei Gott, Sculley ist kein Mensch, er ist ein Tier. Er ist stark wie ein Bulle, hat die Pranken eines Bären, die Zähne eines Wolfs und die Scham eines Bocks. Er jagt sogar mir Angst ein, also weiß Gott, was er erst mit den Engländern macht. Aber was in Gottes Namen will Bessières von ihm?»
«Es geht um eine Reliquie, wie ich gehört habe», sagte d’Audrehem, «er glaubt, diese Reliquie wird ihm zum Amt des Papstes verhelfen, und wenn er Papst wird, mein Freund, dann habt Ihr ihn besser auf Eurer Seite statt gegen Euch.»
«Aber Sculley zum Ritter machen? Allmächtiger!» Douglas lachte.
Doch dort war Sculley, er kniete auf den Stufen des Hochaltars zwischen Robbie und einem Ritter namens Guiscard de Chauvigny, einem Mann, der seine Ländereien an die Engländer in der Bretagne verloren hatte. De Chauvigny war wie die anderen Männer berühmt für seine Heldentaten bei Turnieren in ganz Europa. Nur Roland de Verrec fehlte, und Vater Marchant ließ in ganz Frankreich nach ihm suchen. Diese Männer waren die besten Kämpfer, die der Kardinal hatte anwerben können, die größten Krieger, Männer, die ihren Gegnern Furcht und Schrecken einflößten. Und jetzt würden sie für Gott töten, oder jedenfalls für Kardinal Bessières. Das letzte Sonnenlicht schwand vom Himmel, und die Buntglasscheiben wurden dunkel. Kerzen leuchteten auf den vielen Altären der Abteikirche, vor denen Priester Gebete für die Verstorbenen murmelten.
«Ihr seid auserwählt worden», sagte Vater Marchant zu den Männern, die in ihren Rüstungen vor dem Altar knieten. «Ihr seid auserwählt worden, um die Krieger des heiligen Petrus zu werden, die Ritter des Fischers. Eure Aufgabe ist groß, und eine überirdische Belohnung wartet auf euch. Eure Sünden sind euch vergeben, ihr seid von allen irdischen Eiden befreit, und euch wird die Macht der Engel verliehen, um eure Feinde zu besiegen. Ihr werdet als neue Männer von hier aufbrechen, einander durch Treue verschworen und durch euren heiligen Eid an Gott gebunden. Ihr seid Seine Auserwählten, und ihr werdet Seinen Willen erfüllen, und dereinst werdet ihr von Ihm im Paradies empfangen werden.»
Robbie Douglas fühlte reine Freude in sich aufsteigen. So lange hatte er nach einer Bestimmung gesucht. Er hatte geglaubt, sie in der Gesellschaft von Frauen gefunden zu haben oder in der Freundschaft anderer Krieger, doch er wusste, dass er ein Sünder war, und dieses Wissen verursachte ihm Qualen. Er spielte; er brach seine Versprechen. Zwar war er ein gefürchteter Kämpfer bei den Turnieren in ganz Europa, und doch fühlte er sich schwach. Er wusste, wie sehr ihn sein Onkel verachtete, doch jetzt, vor dem glitzernden Altar und bei den ernsten
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