1359 - Der letzte Krieger
noch. Ich habe gerüchteweise von einem Putschversuch gehört. Ich kenne keine Einzelheiten, aber es scheint, daß die Singuva dahinterstecken."
„Das ist mir neu", sagte Shufu. „Kennst du Einzelheiten?"
„Ich habe den starken Verdacht, daß die Singuva Klone von mir schaffen wollen, um sie für ihre Zwecke einzusetzen."
„Das ist doch ein Hirngespinst", sagte Shufu überzeugt. „Die Singuva würden sich doch mit Klonen von dir das eigene Grab schaufeln. Du, Ijarkor, bist ihr schlimmster Feind. Nein, da bist du falsch informiert worden."
„Irgend etwas Wahres muß dran sein", meinte Ijarkor, aber er gab Shufu innerlich recht, daß Klone von ihm, selbst wenn sie während der Aufzucht genmanipuliert und entsprechend konditioniert wurden, den Singuva nicht viel bringen würden. „Ich muß da etwas mißverstanden haben."
„So, Ijarkor, jetzt ist Schluß mit Trübsalblasen und Politik", sagte Shufu. „Jetzt feiern wir den bevorstehenden Untergang. Und alle deine Freunde sind meine Gäste."
Ijarkor erklärte sich damit einverstanden. Aber die Sache mit den Klonen ging ihm nicht aus dem Kopf.
Der Alarm wurde gegeben, als das Fest seinen Höhepunkt erreichte. Eigentlich hatte es nur Höhepunkte gegeben, eine Sensation jagte die andere und hielt die Gäste in Atem.
Doch dann hatte die Shufu Kor gefragt, ob er nicht ein selbstverfaßtes Heldenlied habe, und der Ewige Krieger war derart gerührt, daß er sich spontan bereit erklärte, das begonnene ESTARTU-Epos vorzutragen. Er wurde aus Shufu nicht klug, in der Bürokratin fanden sich immer wieder versteckte Eigenschaften und Neigungen, die man bei ihr nicht vermutet hätte. „Du erinnerst dich an meine Dichtkunst?" wunderte er sich. Und gerade, als er sich an seinen Vortrag machte, kam der Alarm von der GOMSTAR.
Der diensthabende Panish meldete über den Kampflärm hinweg, daß Fremde eingedrungen waren und versuchten, das Sotho-Schiff zu kapern. Stalker bestand darauf, daß Ijarkor augenblicklich mit ihm an Bord des Schiffes ging.
Shufu bot ihnen ihre Leibgardisten zur Verstärkung an. Stalker lehnte jedoch ab und verlangte nur eine Transmitterverbindung zu seinem Schiff.
Als der Sotho und der Krieger in Begleitung von Alaska Saedelaere aus dem Bordtransmitter traten, war der Kampf längst vorbei. Fast alle Piraten waren von der Besatzung überwältigt und getötet worden, nur einigen wenigen war die Flucht gelungen. Als man die Gefangenen befragen wollte, starben diese an Kodexschock. Entweder nahmen sie freiwillig eine Überdosis Kodexgas, oder sie trugen Kapseln mit komprimierten Kodexmolekülen in den Körpern, die ferngezündet wurden. „Die Piraten hatten nicht die geringste Chance, die GOMSTAR zu kapern, mein Sotho", berichtete der diensthabende Panish. „Wenn sie nicht stark genug waren, das Schiff in ihre Gewalt zu bringen, was wollten sie dann hier?" fragte sich Stalker. „Vielleicht weiß Lainish eine Antwort darauf", meinte Alaska Saedelaere. „Er befindet sich doch an Bord?"
„Er wurde von den fliehenden Piraten mitgenommen", sagte der Panish. „Es würde mich nicht wundern, wenn Lainish selbst hinter dem Überfall gesteckt hätte", sagte Alaska Saedelaere. „Und was fehlt außer Lainish noch?"
Der Panish konnte darauf keine Antwort geben. „Was ist mit der Mumie des Sothos Tyg Ian?" fragte Ijarkor.
Es stellte sich heraus, daß der Leichnam verschwunden war. „Ich habe es befürchtet", sagte Ijarkor daraufhin. „Der Überfall war nur ein Ablenkungsmanöver. Es ging den Piraten nicht um das Schiff, sondern um die Mumie des Sothos. Die Absicht der Mumienräuber ist klar. Sie hoffen, aus dem Zellmaterial des konservierten Leichnams Sothos klonen zu können."
„So muß es sein", bestätigte Stalker. „Dahinter müssen die Singuva stecken. Sie glauben, die zwölf Galaxien in den Sack stecken zu können, wenn sie sie mit Stygian-Klonen überschwemmen. Aber da werden sie ihr blaues Wunder erleben."
„Wie meinst du das?" wollte Ijarkor wissen. „Nun, der Leichnam wurde nicht nur konserviert, sondern auch präpariert", antwortete Stalker mit schlauem Lächeln, wie es geradezu typisch für Captain Ahab war. „Das Zellmaterial ist gengeschädigt und somit wertlos. Man kann daraus zwar Klone gewinnen, aber die erzielten Ergebnisse würden mit dem Original nicht mehr übereinstimmen. Im günstigsten Fall können die Singuva Kretins erschaffen, aber kein Heer von Eroberern."
Ijarkor war beruhigt. „Lainishs Schuldfrage dürfte außer
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