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136 - Im Schloss der Daa'muren

136 - Im Schloss der Daa'muren

Titel: 136 - Im Schloss der Daa'muren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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Grao'sil'aana?)
    (Eine Rückkehr ist nicht vorgesehen.) (Warum nicht?)
    (Sie ist eine Lin, also selbst noch eine Lernende. Der Sol hat entschieden, dass nur Hüter aus höheren Rängen deine optimale Förderung gewährleisten können.) (Das heißt, du wirst auch wieder gehen, Grao'sil'aana?) (Sobald meine Aufgabe erfüllt ist.)
    ***
    Anns Welt
    »Aber Mamm hat gesagt, wir sollen im Burghof bleiben, wo sie uns sehen kann!« Janas Stimme klang weinerlich. Die Vierjährige folgte Ann auf einem verbotenen Weg. »Und wenn mein Vater das erst erfährt! Er sperrt uns vielleicht ins Verlies!«
    »Da gehen wir als nächstes hin!«, versprach Ann. Sie sah nicht das Erschrecken auf Janas Gesicht, weil sie im dunklen, zugigen Eingang des Südturms stand und sich gerade entscheiden musste, ob sie die gewundene Steintreppe dort drüben nun betreten wollte oder nicht.
    Es war keine leichte Entscheidung.
    Mein Dad würde einfach raufgehen!, hatte sich Ann schon gesagt. Aber das blöde Bauchkneifen war noch immer da. Und was noch blöder war: Es gab irgendwie kein Zurück mehr.
    Denn was hätte Jana von ihr denken sollen?
    Zögernd trat Ann ein paar Schritte vor, stützte sich an den kalten Mauern ab und stellte einen Fuß auf die unterste Stufe.
    Dann reckte sie den Kopf hoch. Aber man konnte nicht sehen, wohin die Treppe führte, denn sie drehte sich um eine Wand in der Mitte. Wie ein Schneckenhaus.
    Dass man überhaupt etwas sah, lag an den Löchern in der Löcherburg. Sie warfen Balken aus Licht an die Wand, und die hätten ruhig ein bisschen größer sein können. Ann seufzte. Es war nicht leicht, mutig zu sein! Und es war gemein, dass ihr ausgerechnet jetzt all diese Geschichten einfielen, die der alte Bulldogg immer erzählt hatte! In Beelinn. Im hellen Tageslicht! Solange man auf seiner Schaukel saß und gemütlich hin und her schwang, kribbelte es nur angenehm im Bauch, wenn man an Gruselmonster dachte. Aber hier…
    Pitsch.
    Ann fuhr zurück. Ein Wassertropfen war auf die Stufen gefallen. Irgendwo in dunkler Höhe heulte der Wind, laut und unheimlich.
    »Sollen wir wieder gehen?«, fragte Jana ängstlich.
    Ann reckte das Kinn vor. »Nö!«, sagte sie und marschierte los.
    Es war gar nicht leicht, diese Treppe hochzugehen, immer im Kreis herum und über krumme Stufen. Manchmal wurde es stockdunkel; dann hörte Ann nur Schritte und Janas Atem und diesen unheimlichen Wind. Aber manchmal kam auch ein Mauerloch, und da konnte man Schneeluft riechen und hinaus sehen auf die endlosen Wälder.
    Einmal, als sie schon ziemlich weit nach oben gegangen waren, blieb Ann an einer Öffnung stehen. Jana trat neben sie und Ann zeigte hinaus. »Hör mal! Wenn einer da unten durch den Wald geht, dann kann er die Löcherburg doch gut sehen, oder?«
    Jana nickte. »Ja, sicher. Aber dein Dad kommt nicht her.«
    »Woher willst du das wissen?«, fragte Ann empört.
    »Weil es da überall Lupas gibt! Und andere Tiere«, erklärte Jana. »Zum Beispiel den Dra’guum. Er ist riesengroß und sehr gefährlich! Arpad und Nicu haben mal einen gesehen, aber nur aus der Ferne. Die sind vielleicht gerannt, sage ich dir!«
    Ann sah sie von der Seite an. »Geht der Scherge deshalb immer mit in den Wald? Um deine Brüder zu beschützen?«
    »Nein.« Jana schüttelte den Kopf. »Er macht das wegen was anderem. So genau weiß ich das auch nicht, aber es hat was mit dem Dorf zu tun.«
    »Mit welchem Dorf?«, fragte Ann erstaunt. Jana lachte.
    »Na ja – mit unserem Dorf.« Die Vierjährige zog sich auf das bröckelige Fenstersims und beugte sich so weit sie nur konnte über den Rand. Suchend sah sie sich um. Dann zeigte sie nach links. »Da! Siehst du den dunklen Fleck hinter den Bäumen?«
    Ann stemmte sich hoch. Ihr wurde ein bisschen schwindelig, als sie mal eben nach unten guckte, weil der Eingang zur Löcherburg so tief unter ihr lag. Mamm Kalina und der Scherge standen dort und schnitten an einer toten Wisaau herum. Man hätte ihnen auf den Kopf spucken können. Aber dann hätten sie einen bemerkt. Und das sollten sie nicht.
    »Ich seh nichts«, sagte Ann.
    Jana rutschte wieder herunter. »Versuchs noch mal!«, sagte sie. Ann nahm ihren Platz ein – und tatsächlich: Ganz links, wo die Turmwand schon fast im Weg war, konnte man in der Ferne etwas sehen. Ein leerer Platz an einem Fluss. Hinter den Bäumen. Er war schwarz.
    »Mamm hat gesagt, wir haben da mal gewohnt!«, erzählte Jana, während Ann sich zurück auf die Stufen gleiten ließ, weil der Wind

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