Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
136 - Im Schloss der Daa'muren

136 - Im Schloss der Daa'muren

Titel: 136 - Im Schloss der Daa'muren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
Vom Netzwerk:
sie dauernd schubste.
    »Hat es euch im Dorf nicht gefallen?«, fragte sie.
    Jana zog die Schultern hoch.
    »Weiß nicht. Ich kann mich nicht erinnern. Da war ich ja noch klein. Mamm sagt, die Diener von dem Siil haben es abgebrannt. Aber wir durften in die Burg ziehen. Dafür muss Mamm kochen, und mein Vater geht auf die Jagd.«
    »Und wo sind die anderen Dorfleute hin?«
    Jana blies die Backen auf. »Keine Ahnung. Weg, irgendwie.«
    Ann hatte den nächsten Treppenabsatz erreicht und drehte sich zu Jana um, weil ihr noch eine Frage eingefallen war. Den gemauerten Rundbogen mit den Spinnweben über ihrem Kopf sah sie nicht. Auch nicht die Tür im Dunkeln, nur ein paar Schritte entfernt.
    »Wer ist der Siil?«, fragte Ann.
    Jana antwortete nicht gleich. Ein Lederband an ihrem Stiefel war locker geworden, und sie musste sich erst hinunter beugen.
    Beim Zuschnüren sagte sie: »Mein Vater behauptet, der Siil ist ein Fürst. Aber weißt du, was ich glaube? Er ist in Wirklichkeit ein Drache! Nicu hat mal gesehen, wie der kleine Siil ihn aus Versehen mit einem Messer gepiekst hat. Da ist der große Siil ganz silbern geworden, und es kam Rauch aus seiner Haut.«
    »Nicu hat den Siil gesehen?«, iragte Ann erstaunt. »Wo denn?«
    Sie sah zu Jana hinunter, die plötzlich ganz ratlos war.
    »Äh – das habe ich gar nicht gefragt! Vielleicht war es…«
    Jana wich zurück, bis an die Mauer. Ihre Hand kam hoch, und sie zeigte an Ann vorbei.
    »Da! Da! Da!« Jana hatte ein Gesicht, wie man es macht, wenn man Gespenster sieht.
    Ann fuhr herum.
    ***
    »Jetzt ist es nicht mehr weit!«, sagte Matt erleichtert, während er sich bückte, um den tief hängenden Zweigen einer Tanne auszuweichen. Schmelzwasser tropfte auf den Rücken seiner Jacke, und irgendwo im Gebüsch war ein Rascheln zu hören.
    Er ignorierte es.
    »Bist du wirklich sicher, dass der EWAT uns an den richtigen Koordinaten abgesetzt hat?«, fragte Jenny mit einem Galgenlächeln.
    Der Fußmarsch zur Schäßburg hatte wegen der unerwarteten Walddichte erheblich mehr Zeit in Anspruch genommen, als sie kalkuliert hatten. Nun aber stieg das Gelände bereits seit ungefähr einer halben Meile sanft an; allmählich erhöhte sich der Winkel und der Baumbestand wurde merklich lichter.
    Weiter vorn zerfiel der dunkle Karpatenwald in lange Fransen.
    Sie liefen noch ein Stück den Hügel hoch, dann hörten sie ganz auf. Darüber befand sich ein schmaler Felsengürtel. Sobald dieser überwunden war, würden die Gefährten ihr Ziel erreicht haben.
    Matt und Jenny atmeten auf: Der Weg war fast geschafft – und nichts war passiert. Aruula ging hinter den Beiden her. Sie merkten nicht, dass die Barbarin gelegentlich einen Blick über ihre Schulter warf. Wortlos, mit gerunzelter Stirn, lauschte Aruula den Geräuschen des Waldes, die zusammen genommen nichts weiter waren als das Schweigen einer unberührten Natur: Wind pfiff beständig durch die Tannen, Schnee tropfte von den Ästen, hier und da knackte ein Zweig. Manchmal hörte man von fern das Schnalzen der Ekkorns, und im Aufwind über den Baumspitzen kreisten ein paar Kolks.
    Sonst war alles still.
    »Zu still!«, murmelte Aruula. Ihr war aufgefallen, dass die Lupas nicht mehr heulten. Maddrax drehte sich flüchtig um. Er lächelte und nickte seiner Gefährtin zu – doch ehe sie etwas sagen konnte, hatte er sich schon wieder an Jenny gewandt.
    »Womit habe ich es eigentlich verdient, dass Annie so an mir hängt?«, fragte Matt unvermittelt.
    Jenny hob die Schultern. »Gar nicht«, sagte sie und lachte ihn an. »Aber weißt du, eine Vaterfixierung ist nichts Ungewöhnliches. Vor allem bei Mädchen. Für sie ist Dad der Größte, der Beste, der strahlende Held. Da kannst du als Mutter noch so viele Windeln wechseln und dir die Nächte um die Ohren schlagen. Aber Eltern sollten sich nicht als Konkurrenten sehen. Wichtig ist allein, dass Anniemouse glücklich ist.«
    Aruula war zusammengezuckt, als das Wort Eltern fiel. Es machte aus Matt und Jenny etwas Unzertrennliches – etwas, das keinen Platz für Andere ließ und die Barbarin schmerzlich ausgrenzte.
    »Was bedeutet eigentlich das Mouse in Anniemouse?«, fragte sie, um sich abzulenken.
    Maddrax sagte es ihr. Er beschrieb die kleinen grauen Piepstiere aus der Zeit vor Kristofluu, die man niedlich fand und in Filmen verewigte – wie sie Käse knabberten, die Vorratskammern plünderten und einen Kater namens Tom in den Wahnsinn trieben.
    Aruulas Augen wurden groß. »Du benennst

Weitere Kostenlose Bücher