1363 - Hexen, Witwen und Assunga
Lippen ein schmieriges Lächeln lag.
»Wieso zu ihr?«, flüsterte Lilian.
»Weil sie dich haben will und auch bekommen wird. Du bist der perfekte Ersatz.«
Lilian wollte zurückgehen, schaffte es aber nicht. »Und… und … wo ist sie?«
Die Stone deutete auf die Wand. »Dort!«
»Ja, ja, das sehe ich. In der Wand oder auf der Wand. Da kann ich nicht zu ihr…«
»Doch!«
Das eine Wort schockte Lilian. Es ist unmöglich! Das sprach sie nicht aus, dieser Satz war praktisch in ihren Augen zu lesen, und die Stone lächelte noch breiter und auch wissender.
»Du hast noch nie von gewissen Toren gehört – oder?«
»Ja… äh … nein …«
»Tore«, flüsterte die Stone weiter, »die transzendental sind. Die dich nicht in einen anderen Raum hineinführen, sondern in eine andere Welt, die jenseits der unsrigen liegt. In ein wundersames Reich, in eine parallele Welt und…«
»Hör auf!«, keuchte Lilian. »Hör damit auf! So etwas gibt es nicht und wird es niemals geben!«
»Bist du dir sicher?«
»Ja, ich…«
Die Stone deutete mit dem rechten Zeigefinger auf das Ziel. »Dann schau mal genauer hin!«
Lilian wollte es nicht. Aber da gab es plötzlich den Zwang in ihr, der dafür sorgte, dass sie den Kopf wieder drehte, um auf diese Schattenhexe zu schauen.
Sie war noch da.
Und es passierte in diesem Augenblick – es warf all ihre Gegenthesen über den Haufen.
Assunga bewegte sich!
Es war keine Täuschung. Lilian hatte es genau gesehen, und diese kleine Bewegung jagte ihr einen Strom der Angst durch den Körper.
Sie konnte nicht mehr, sie musste schreien…
***
»Ja«, sagte ich nur.
»Störe ich?«, fragte Suko.
»Nicht direkt.«
»Das ist gut.«
Ich entfernte mich ein wenig von der Tür und blieb dicht an der Wand stehen. »Hast du Neuigkeiten zu berichten?«
»Das kann man wohl sagen.«
Es waren sehr wohl Neuigkeiten, die auch mich überraschten. Ich hatte in den folgenden Sekunden das Gefühl, vor den Kopf geschlagen worden zu sein. Beinahe kam es mir vor, als würde ich mich im Kreis drehen. Dass es um Hexen der negativen Sorte ging, das überraschte mich nicht. Allerdings war ich schon leicht geschockt, als ich von der Verbindung zwischen der verstorbenen Cordula Wayne zu Assunga hörte.
»Sie?«, flüsterte ich.
»Ja, John. Es gibt keinen Irrtum. Ich habe die Beweise in der Wohnung gefunden. Nur gibt es die Zeugin leider nicht mehr, die uns hätte weiterhelfen können.«
»Genau.« Ich räusperte mich. »Du bist noch immer in der Wohnung – oder?«
»Ja. Und wo steckst du?«
Ich sagte es ihm.
»Hast du schon Kontakt zu dieser Margret Stone gehabt?«
»Nein. Ich stehe dicht davor. Da erreichte mich dein Anruf. Leider komme ich nicht auf dem normalen Weg zu ihr. Es deutet alles darauf hin, dass ich eine Tür aufbrechen muss. Das Geschäft hat sie sicherheitshalber geschlossen.«
»Gut, John, dann werde ich kommen. Ich habe die Wohnung durchsucht und glaube nicht, dass ich noch weiteres Beweismaterial finden werde. Für uns ist wichtig, dass wir wissen, wohin die Verbindung führt. Eben zu der Schattenhexe.«
»Darüber wird mir Margret mehr sagen können.«
»Dann viel Glück.«
Ich wollte noch einen letzten Satz sagen, doch Suko hatte die Verbindung bereits unterbrochen. Mein Problem war geblieben. Ich würde die Tür aufbrechen müssen, um an Margret Stone heranzukommen. Gern tat ich das nicht, und es war auch nicht unbedingt legal.
Das Schicksal meinte es in diesem Fall gut mit mir. Ich hatte mich der Tür wieder genähert, als mich der Schrei alarmierte.
Jetzt gab es kein Halten mehr für mich!
***
Zu lange hatte sich Lilian Wayne beherrschen müssen, aber das war jetzt vorbei. Sie musste sich einfach Luft verschaffen. Das geschah durch diesen Schrei.
Er hing noch in der Luft, als sich das Gesicht der Margret Stone verzerrte.
Dann schlug sie zu!
Diesmal traf sie die andere Wange. Wieder brannte das Gesicht.
Wieder hatte die Geschlagene den Eindruck, als würde ihr Kopf auseinander fliegen, aber der Schrei brach ab.
»Bist du wahnsinnig?«, fuhr Margret die Frau an. »Bist du völlig durchgedreht?«
Lilian schnappte nach Luft. Im Moment war sie nicht in der Lage dazu, eine Antwort zu geben. Automatisch wich sie zurück, und sie schüttelte den Kopf dabei.
Der Schmerz war noch nicht abgeklungen. Tränen benetzten die Augen. Lilian konnte nicht mehr alles klar erkennen. Die Welt vor ihr war in einen Nebel eingetaucht, in dem sich die Gestalt der Stone schwach
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