1365 - Die Astrologen von Hangay
Hände kneten, die Arme schütteln, die Beine bewegen, den ganzen Körper sphärisch verlagern. Und Gemmenschneider lief mit trippelnden Schritten und rudernden Armen im Kreis durch das Zimmer. Er stieß gegen die Planetensphäre, glitt durch sie hindurch und brachte sie so zum Platzen; der Zauber löste sich in Luft auf, und er stand wieder dem fremden Astrologen gegenüber. „Ich danke dir", sagte Gemmenschneider erleichtert. „Dein Wissen um die kosmischen Geheimnisse und dein Talent, aus dem großen Ganzen das Kleine und Kleinste sichtbar zu machen, werden nur noch von deiner Güte übertroffen. Darf ich dich als meinen Gast betrachten? Was mir gehört, das ist auch dein."
„Deine Barmherzigkeit übertrifft alles, was du an mir gütig nennst", erwiderte Rhodan.
Er war froh, daß der Benguel ihn rechtzeitig unterbrochen hatte, denn er hätte nicht gewußt, wie er sich um die Nennung seines wahren Namens hätte drücken sollen.
Rhodan hatte nämlich gar nicht damit gerechnet, daß es so weit kommen würde. Er versprach sich einiges davon, zumindest irgendeine Reaktion des Benguel, wenn er die Begriffe „Zeit der Reife" oder „Ort der Sammlung" zu hören bekam. Und dann ESTARTU.
Aber Gemmenschneider hatte sie ungerührt verhallen lassen, obwohl sie ihm als wahre Namen gepriesen wurden.
Enttäuscht war Rhodan dennoch nicht, denn Rom war auch nicht an einem Tag erbaut worden. Und dies war ihr erster Abend bei den Benguel.
Es konnte noch eine Weile dauern, bis sich eine Möglichkeit fand, Tuyon wieder zu verlassen.
Beodu schlief offenbar. Ihm machte der harte Boden nichts aus.
Rhodan ging ins Nebenzimmer und fragte: „Wann kommt die JUATAFU zurück?"
Statt einer Antwort sagte der Roboter: „Wir sind viele und dennoch einsam."
Vielleicht wäre dieser Ausspruch ein Köder für Gemmenschneider gewesen? fragte sich Rhodan, ohne jedoch wirklich daran zu glauben.
Damit ging dieser erste Tag auf Tuyon fast zu Ende.
Nur eines gab es noch zu berichten: Als Rhodan die sogenannte Rumpelkammer aufsuchte, die sich im Keller befand, fand er neben einem gutgepolsterten und federleichten Notlager, das er mit sich nahm, auch noch ein gutsortiertes Lager von Einrichtungsgegenständen. Er war aber zu müde, um nach brauchbaren Möbeln zu suchen, und wollte erst mal alles überschlafen.
In der Unterkunft zurück, stand er vor einem neuen Problem: Es gab keine sanitären Anlagen. Er wandte sich an Eserfim, der sehr verwundert tat und ihm vorführte, wie Benguel für ihre Hygiene sorgten: Sie praktizierten eine Art Katzenwäsche.
Eserfim verriet ihm aber auch, daß es für besondere Gelegenheiten einen Hygienesektor im Keller gab. „Dann gute Nacht", wünschte Rhodan dem jungen Benguel.
Und das war alles, was es vom ersten Tag auf Tuyon zu berichten gab.
*
Eserfim ist keine große geistige Leuchte, und das weiß er, aber er ist auch kein Dummer. Gemmenschneider kann ihn jedenfalls für jede Arbeit einsetzen, und Eserfim ist sein einziger Bediensteter, der auch alles tut. Keine Arbeit ist ihm zu minder, selbst wenn es gilt, mal richtig zuzupacken, etwa bei einem Umbau wie gerade jetzt. Ihm ist kein Weg zu beschwerlich oder zu lang, er geht zu Fuß von einem Ende Cuyapos zum anderen, wenn Gemmenschneider oder einer seiner Gäste ihm einen Botengang aufträgt. Er fährt mit der Dampfmaschine bis zu den Westbergen; wenn es sein muß, macht er auch eine Tour in die fernen Wälder. Und was er dort gesehen hat ... Nicht daran denken.
Auch das Geheimnis der Westberge ist nicht ohne.
Eserfim ist auch gut darin, für Gemmenschneider ordentliche Horoskope zu beschaffen, wenn er nicht selbst raus kann, weil ihm die Gicht wieder zu schaffen macht; Eserfim weiß, welche Horoskope sein Herr am liebsten hat. „Du bist der einzige Benguel, mit dem man sich unterhalten kann", hat Namenlos erst unlängst gesagt, und darauf war Eserfim stolz. „Du bist der Weise in einem Volk von Narren."
Das hatte Eserfim nicht so recht glauben wollen, es hatte ihn stutzig gemacht, weil seine Artgenossen in ihm den Narren sahen. Aber da Namenlos dies so ernst, fast feierlich sagte, zweifelte Eserfim nicht daran, daß er es ernst meinte.
Und dann hatte Namenlos einen Auftrag für ihn gehabt. „Ein Raumschiff ist gelandet. Fahr hinaus und sieh dir die Leute an, die damit gekommen sind."
Eserfim machte sich sofort an die Ausführung des Auftrags, und als er, total verängstigt und am ganzen Körper zitternd, zurückkehrte, berichtete er
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