1365 - Die Astrologen von Hangay
von der Begegnung mit dem Wesen, das ihn so komisch angesehen hatte mit seinen beiden Flügelaugen, als wolle es ihn mit dem Rüssel verpusten oder damit einsaugen. „Angst", schloß Eserfim seinen Bericht. „Eserfim mußte abdampfen."
„Deiner Beschreibung nach kann es sich nur um einen Venno gehandelt haben, der Größe nach sogar um einen Attavenno", hatte Namenlos gesagt.
Eserfim beschrieb auch die beiden anderen, die er jedoch nur aus der Ferne gesehen hatte. „Ich möchte, daß du sie in Gemmenschneiders Haus lockst", hatte Namenlos von ihm verlangt. „Vor allem der Fremde, der einem Hauri ähnlich sieht, aber kein Hauri sein kann, interessiert mich. Ich möchte mit ihnen unter einem Dach wohnen und herausfinden, was sie auf Tuyon suchen."
„Eserfim macht das."
Nach dem Spektakel im Gubernium, das Namenlos sehr beeindruckt hatte, aber nicht wegen der sich daraus ergebenden Planetenkonstellation, hatte sich Eserfim den drei auf die Fersen geheftet und sie, ohne daß sie die Absicht durchschauten, zu Gemmenschneiders Haus gelotst. Und nun wohnen sie hier, und Eserfim ist sehr stolz auf sich, weil Namenlos sagte, daß er das sein könne.
Namenlos will immer einen genauen Bericht über Eserfims Kontakte mit den Fremden. Aber am ersten Tag ist nicht viel herausgekommen, es hat sich bloß bestätigt, daß der hauriähnliche Fremde ein großer Astrologe ist und mit seiner Sternlesekunst Gemmenschneider tief beeindruckt hat.
Auch Namenlos hat so etwas wie Hochachtung gezeigt, jedoch hinzugefügt: „Offenbar macht er sich seine eigene Astrologie. Was hat der Fremde eigentlich im Gubernium geschaffen?"
Eserfim hat sich daraufhin sofort aufgemacht, um sich vom Astral-Rat einen offiziellen Bericht zu holen.
Das war recht schwierig, weil das Ratsgebäude von Tausenden von Benguel belagert wurde, zumeist Professionelle, die sich die Basisdaten beschaffen wollten, um daraus persönliche Horoskope für ihre Kunden zu erstellen.
Aber Eserfim ist listig genug, sich bis in die vordersten Reihen vorzuschwindeln und als einer der ersten eine der begehrten Listen von einem Astralen in Empfang zu nehmen. „Was ist von dieser Konstellation zu halten, Sternmeister?" fragt er den Astral-Rat. „Der Verursacher hat Mist gebaut", sagt der Astrale abfällig. „Uns steht eine Mächtigkeitskonjunktion bevor, aber der Fremde hat nichts annähernd Ähnliches zustande gebracht. Er hat alles durcheinandergeworfen. Und statt für Aufbruchsstimmung hat er für Aufruhr gesorgt. Hoffentlich meldet er Anspruch auf seine Konstellation an, dann nageln wir ihn fest."
Die Antwort ist nicht direkt an Eserfim gerichtet, der Astrale sagt allen, die gekommen sind, um sich die begehrten Listen zu beschaffen, seine Meinung. Er ist zornig auf den fremden Verursacher, aber er hat keine Möglichkeit, seine Wut gegen ihn zu entladen. „Das sieht fast nach Absicht aus", schreit ein anderer Astraler und zerrt erbost an seinem Purpurumhang. „Der Fremde will uns ins Chaos stürzen. Aber laßt euch nicht irremachen. Wir stehen kurz vor dem angekündigten Großaspekt. Niemand kann die Mächtigkeitskonjunktion verleugnen, die Verheiratung von Impon und Galai findet statt."
Namenlos ist nicht zufrieden mit den Unterlagen, die Eserfim ihm bringt. Wie er zugibt, weiß er damit nichts anzufangen und lehnt es ab, sich eingehender damit zu beschäftigen, weil er, wie er sagt, dabei vermutlich den Verstand verlieren würde. Aber Namenlos kennt die Benguel gut genug, um zu wissen, daß sie sich so lange mit diesen Unterlagen beschäftigen werden, bis sie irgendeinen Sinn herausfinden, und wenn es blanker Nonsens ist. „Die Benguel schlucken diesen Köder", ist Namenlos überzeugt. „Und vielleicht haben die Astralen sogar recht, daß es sich um einen Sabotageakt handelt. Aber was für einen Sinn ergibt das? Die Benguel haben doch keine Feinde. Sie sind zu unbedeutend unter den Hangay-Völkern, ja eigentlich letztrangig. Sie sind auch nicht in der Kansahariyya vertreten. Ich durchschaue das nicht. Aber ich komme schon noch dahinter, keine Bange. Du wirst den Fremden für mich aushorchen, Eserfim."
Und Namenlos sagt Eserfim, was er zu tun hat. Es ist keine schwere Aufgabe. Eserfim braucht sich nur in der Nähe des Fremden aufzuhalten, ihm zu Diensten zu sein, ihm alle Fragen zu beantworten, so gut er kann, und dabei zu versuchen, soviel wie möglich über ihn zu erfahren. „Wenn er zu neugierig wird, kannst du ihn sogar in die Wälder und zu den
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