1368 - Glendas Feuertaufe
zufrieden sein können, aber ein Mann wie er war das nie. So hockte er in seinem Van und schaute durch die breite Scheibe nach vorn. Die Nacht war ein schwarzes Ungeheuer, das vieles verschluckt hatte, sogar die Sterne am Himmel, und der Mond, der eigentlich fast voll hätte sein müssen, ließ sich ebenfalls nicht blicken. Nur die Lichter der Großstadt funkelten wie künstliche Gestirne in der Schwärze und hinterließen manchmal sogar bunte Inseln.
Es war nicht gut, wenn er sich von den äußeren Dingen ablenken ließ. Er wollte Kontakt mit Newton aufnehmen, der unter seiner Kontrolle stand. Das geistige Band reichte weit, und so schaffte er es, in die Gedankenwelt des Mannes einzudringen.
Er konnte nicht sehen, wo er sich befand, aber er spürte, dass Newton abgelenkt wurde. Dann musste er das Ziel erreicht haben und mit jemandem sprechen.
Saladin setzte sich bequemer hin. Es konnte sein, dass er eine Weile warten musste, was ihm nicht viel ausmachte, wenn er das leuchtende Zentrum vor Augen sah. Und von dort aus ging es hinein in die Zukunft, die noch viel strahlender sein würde.
Auch wenn Newton verlor – er musste schließlich mit allem rechnen –, würde er oben stehen und seine Arbeit weiterführen, auch wenn er kein gelernter Genspezialist war.
Die Zeit rann dahin. Er wollte seine volle Konzentration erreichen und schloss die Augen. Vielleicht geriet er in die Lage, »good vibrations« zu spüren. Leider konnte er nicht herausfinden, was in diesem Hochhaus gesprochen wurde. Besonders in einer bestimmten Etage, wo sein spezieller Freund John Sinclair lebte und nebenan der verdammte Chinese, der ebenfalls auf seiner Liste stand.
Newton war nervös. Das merkte er. Die Spannung hatte auch ihn erfasst. Möglichweise lief es nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte, und das konnte auch nicht gut für Saladin sein.
Noch blieb er gelassen und vertraute auf seine geistigen Kräfte, die nicht mit denen zu vergleichen waren, die einer gewissen Glenda Perkins gegeben worden waren. Doch beide gebündelt, dass konnte etwas werden. Damit hob man die Welt aus den Angeln. Es war ihm egal, ob Glenda Perkins sich dagegenstellen würde oder nicht. Es gab genügend Mittel, um sie zu zwingen.
Da der Parkplatz sich inzwischen gefüllt hatte und auch die letzte Parktasche besetzt war, brauchte er keine Furcht davor zu haben, entdeckt zu werden. Nur die wenigsten Menschen fuhren am Abend noch weg. Wer einmal zu Hause war, der blieb es auch meistens.
Die Minuten reihten sich aneinander. Saladin konnte nicht behaupten, dass er nervös wurde, aber eine leichte Unruhe hatte ihn schon überkommen. Es dauerte ihm einfach zu lange. Wäre er selbst an der Stelle des Amerikaners gewesen, hätte er schon längst für klare Verhältnisse gesorgt.
Aber so…?
Urplötzlich fuhr er in die Höhe. Er hatte Glück, nicht mit dem Kopf gegen den Wagenhimmel zu stoßen. Den Luftzug an seinen Haaren spürte er noch, dann sank er wieder zurück auf seinen Sitz.
Mit ihm geschah etwas Seltsames. Seine Nerven fingen an zu flattern, falls es so etwas überhaupt gab. Er merkte, dass zu zittern begann. Kalter Schweiß brach ihm aus, und er schüttelte den Kopf, als könnte er diesen Zustand so vertreiben.
Etwas war passiert!
Es hatte einen Riss gegeben. Der Kontakt zu seiner Zielperson war abgerissen.
Saladin öffnete die beiden vorderen Seitenfenster bis zur Hälfte.
Die eindringende kühle Luft tat ihm gut, und er füllte seine Lungenflügel damit.
Besser ging es ihm trotzdem nicht, denn dieses verdammte Gefühl blieb bestehen. Die Angst war da. Er nahm sie körperlich wahr. Sie kroch als kalter Schauer über seinen Rücken hinweg, sodass er das Gefühl hatte, seine Haut würde vereisen.
Ja, es war ihm eiskalt – eiskalt wie der Tod…
Genau dieser Begriff fraß sich in seinen Kopf. Der Tod hatte zugeschlagen, und er war nicht in der Lage gewesen, ihn zu stoppen. Er hatte sich an Phil Newton herangeschlichen und ihn umgebracht, aber er hatte zumindest einen Namen.
John Sinclair!
Als Saladin an ihn dachte, spürte er den abgrundtiefen Hass in sich hochsteigen. Er konnte sich nicht mehr beherrschen und schrie all seine Wut hinaus.
Verloren! Er hatte tatsächlich verloren. Die andere Seite war stärker gewesen.
Wie sein Helfer ums Leben gekommen war, spielte für ihn keine Rolle. Dabei war er bewaffnet gewesen, und doch musste er sich überschätzt haben. Wahrscheinlich war er nicht mal zum Schuss gekommen. Möglicherweise hatten
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