1368 - Glendas Feuertaufe
Kraft gegen uns einzusetzen, wie immer die auch aussehen mag. Jedenfalls spricht sie nicht mit den Toten.«
»Das kann vielleicht noch kommen.«
Wieder konnte sich Saladin nicht beherrschen und lachte los. Aber er sagte nichts mehr und winkte nur ab, wobei er noch einen Blick auf seine Uhr warf.
»Hast du es eilig?«, fragte Phil Newton.
»Im Prinzip habe ich Zeit. Aber nicht heute, verdammt. Ich will zu einem Ergebnis kommen, das ist alles. Da muss doch etwas passieren. Ich will hier nicht noch zwei Tage sitzen.« Er schielte zum Himmel hoch. »Sobald sich dort etwas tut und es dunkel wird, werden wir etwas unternehmen. Zumindest denke ich daran.«
»Was hast du vor?«
»Keine Ahnung. Das muss sich aus der Lage ergeben, und das wird so kommen. Ich schwöre es.«
»Willst du sie unter deine Kontrolle bringen?«
Saladin nickte. Er sah dabei gedankenverloren aus. »Ja, du hast den Nagel auf den Kopf getroffen. Ich werde genau das tun, was ich schon längst hatte machen sollen. Leider habe ich zu sehr auf dich gehört. Ich hätte mich durchsetzen sollen.«
»Du hast davon nichts erwähnt.«
»Stimmt zweifelsfrei. Es liegt auch an dir. Deine Idee hat mich so begeistert, dass ich nicht anders konnte. Ich habe mich selbst zurückgestellt, was nicht gut war, doch es gibt nichts, was man nicht reparieren könnte.«
»Wir werden es gemeinsam tun.«
»Na, da bin ich gespannt.«
Da man sie nicht unbedingt sehen sollte, wollten die beiden Männer warten, bis die Dunkelheit ihre Schatten über die Stadt gelegt hatte. Erst dann würden sie versuchen, weitere Pläne in die Tat umzusetzen. Saladin grübelte bereits darüber nach. Er hielt seinen Blick nach vorn gerichtet, doch der Ausdruck seiner Augen sprach Bände. Ihn interessierte nicht, was dort ablief, er war tief in den Gedanken versunken und zuckte urplötzlich zusammen.
Es passierte sehr heftig. Phil Newton, der neben ihm saß und mit seinen Gedanken ebenfalls woanders gewesen war, erschrak nicht weniger.
»Das gibt es doch nicht«, flüsterte der Hypnotiseur.
»Was denn?«
Eine Antwort bekam Phil Newton nicht…
***
Jetzt oder nie!
Ich stand dicht vor der Lösung des Rätsels, und ich wollte nicht loslassen. Dies sogar im wahrsten Sinne des Wortes, denn meine Hände lagen recht hart auf Glendas Schultern, weil ich nicht wollte, dass sie plötzlich aufstand und verschwand.
Shao und Suko taten nichts. Sie wussten, dass es besser für sie war, wenn sie sich zurückhielten und mir das Feld überließen.
Glendas Gesicht war von einem Schweißfilm bedeckt. Sie atmete heftig ein und aus, und bei jedem Einatmen schien sich ihr Körper aufbäumen zu wollen, was ich durch mein Festhalten verhinderte.
Es waren nur Sekunden verstrichen, doch mir kam die Zeit verdammt lang vor. Es lag an Glenda, die so stark litt. Jedenfalls zeigte das Gesicht einen derartigen Ausdruck. Sie kümmerte sich auch nicht darum, dass ich sie hielt, denn sie begann leise, aber schnell zu reden.
»Das Zimmer… es wird so eng. Alles ist in Bewegung. Es wirft Wellen. Sie kommen, ja, sie kommen. Ich … ich … fliehe …«
»Wohin, Glenda?«
»Weiß ich nicht. Weg. Ich muss einfach weg. Ich kann nicht mehr bleiben. Mein Gott, was ist mit mir…?«
Mehr hörte ich nicht, aber ich sah, was mit ihr geschah. Es hätte nicht so überraschend für mich sein müssen, denn ich hatte das Phänomen schon einmal erlebt.
Und trotzdem konnte ich nur staunen, als ich sah, dass sich Glenda vor meinen Augen auflöste. Ich hielt ja durch den Druck meiner Arme noch Kontakt mit ihr, und ich merkte plötzlich, dass eine andere Kraft an meinen Händen zerrte.
Da ich den Druck noch nicht abgemildert hatte, merkte ich plötzlich einen Zug an meinen Händen, als wollte mich jemand nach vorn in eine bodenlose Leere ziehen.
Ich fiel nicht.
Da war wieder die Stütze zu sehen. Die Rückseite des Sessels, auf der meine Hände lagen, aber nicht mehr auf den Schultern unserer Assistentin.
Nur langsam kam ich hoch. Ich litt dabei, denn es kam mir vor, als läge ein schweres Gewicht auf meinem Körper. Ich sah mich zwar nicht im Spiegel, doch ich konnte mir meinen Gesichtsausdruck vorstellen, der wie eingefroren wirkte.
»Sie ist weg«, flüsterte ich überflüssigerweise zu meinen Freunden hin.
Sie gaben keine Antwort. Shao und Suko waren ebenso überrascht wie ich.
»Ich glaube, dass es keiner von uns geschafft hätte, sie zu halten«, flüsterte Shao mir zu.
»Ja, das denke ich auch.« Meine Stimme klang
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